Für mehr ergebnisoffenes Reisen – oder: Was ich aus einem Winterspaziergang am Achensee gelernt habe

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Für mehr ergebnisoffenes Reisen – oder: Was ich aus einem Winterspaziergang am Achensee gelernt habe - "Fee ist mein Name"
28. Januar 2018 / By / , , / 23 Comments

Die Frage: „Wie will ich zukünftig reisen?“ ist eine, die in den vergangenen Wochen und Monaten bereits das eine oder andere Mal in meinen Ausführungen durchgeschimmert ist. Als ich Euch unser Neuengland-Québec-Roadtrip-Video gezeigt und rekapituliert habe, wie ich die drei Wochen erlebt habe und was sie im Rückblick emotional mit mir machen zum Beispiel. Oder als ich Euch von unserem Kurztrip nach Haarlem erzählt habe, dessen wesentliches Element es war, keine Pläne zu haben und einfach in den Tag zu leben. Da waren Gedankenfetzen und Gefühle, da waren vielleicht erste Ideen, aber keine Lösungen. Das Thema hat mich seither viel beschäftigt. Ich habe aktiv darüber nachgedacht, aber auch einfach Puzzlesteinchen entlang des Weges zusammengesetzt. Und als ich in diesem Zusammenhang Anfang der Woche durch meine alten Urlaubsfotos „blätterte“ und über diese Aufnahmen aus dem letzten März stolperte, entstanden während eines winterlichen Spaziergangs am Achensee, hatte ich plötzlich den Eindruck, das Bild würde sich fügen. Ich habe mich gefragt: Welche fotografischen Erinnerungen machen mich am glücklichsten und wieso? Und ich glaube, ich habe die Antwort gefunden.

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Das klingt jetzt vielleicht hochtrabend und möglicherweise wird der eine oder andere gleich denken: „Boah, Alte, wie blöd bist du eigentlich? Das liegt doch auf der Hand …“ Andere mögen sich in meinen Ausführungen dagegen gar nicht wiederfinden. Ich finde ja nichts schlimmer, als Menschen, die ihre eigenen Erfahrungen als ultimative Wahrheiten empfinden, sie als Blaupause für den Rest der Welt ansehen und auch so kommunizieren. Aber ich glaube, dass ich nicht die Einzige bin, die so empfindet, und ich glaube auch, dass das, was vielleicht im ersten Moment offensichtlich erscheint, in der Umsetzung für viele Menschen gar nicht so klar und einfach ist. Wovon ich spreche? Ich glaube, dass viele von uns verlernt haben, ergebnisoffen zu reisen.

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Reisen ist heute oft an zu viele Erwartungen geknüpft. Eine Reise soll gleichzeitig Allheilmittel aller Alltagssorgen sein, soll entspannen und den Kopf freimachen, soll Kräfte freisetzen und Energietanks wieder auffüllen. Gleichzeitig wollen wir immer mehr erleben. Wir wollen Orte von Bucket Lists abhaken, starten mit gefüllten Pinterest-Boards voller „Sehenswürdigkeiten“ und mit anderen „vorerlebten“ Eindrücken in den Urlaub, die wir erwarten, genauso nachempfinden zu können. Wir wählen unsere Ziele danach aus, ob sie besonders „instagrammable“ sind. Wir reisen nicht mehr, um uns überraschen zu lassen, um einen Ort wirklich zu entdecken, sondern deklinieren „die zehn besten Dinge, die Du in XY gesehen haben solltest“ durch. Wir geben der Spontanität kaum noch eine Chance, sondern haben im Vorfeld bereits alles durchgeplant. Frühstück hier, unbedingt das pochierte Ei mit Avocado, dann ein kurzer Stopp an Sehenswürdigkeit 37.4a, der beste Fotowinkel ist übrigens da vorne, wo bereits zwanzig andere in der Schlange stehen und warten, shoppen musst du unbedingt dort vorne, auch wenn du gar keine Hammam-Tücher brauchst, die hier dürfen in keinem Haushalt fehlen, später dann der ritualisierte Sonnenuntergang und ohne einen Gin Tonic in der angesagtesten Rooftopbar ist dein Glück sicher noch nicht perfekt. Ja, das ist zugespitzt formuliert. Aber könnt Ihr Euch von solchen Gedanken völlig frei machen? Und: Seid Ihr am Ende des Tages glücklich, wenn Ihr das getan habt, was (alle) andere(n) auch tun?

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Schauen wir auf meine Bilder. Entstanden sind sie auf einer Bloggerreise, der Freund und ich waren vom lokalen Tourismusverband eingeladen, drei winterliche Tage am Achensee zu verbringen. Ich habe mittlerweile schon einige solche Reisen gemacht, mal als Individualreise, mal als Gruppenreise. Diese Trips bringen es häufig mit sich, dass die Auftraggeber relativ klare Vorstellungen haben, welche Themen sie in der anschließenden Berichterstattung repräsentiert sehen wollen. Das ist nur allzu verständlich und auch nicht grundsätzlich verwerflich, das Problem ist vielmehr, dass die Erwartungen oft zu spezifisch und einengend, die Zeitrahmen klein und die Programmpunkte eng getaktet sind. Wer von A nach B gekarrt wird, ohne die Möglichkeit nach rechts oder links auszubrechen und dabei versehentlich C oder D zu entdecken, wer unter Zeitdruck Aufgaben erledigt, statt Dinge zu erleben, bringt vielleicht Ergebnisse, macht aber keine eigenen Erfahrungen. Ich glaube, Erwartungen und Richtlinien, starre Vorgaben und Programme sind ein Garant für Konformität und der Tod der Individualität.

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Dieser Tag hier war anders. Im Programm standen exakt zwei Punkte. Ein Abendessen und davor lediglich: „Winterwanderung im Naturpark Karwendel in Pertisau zur urigen Sennhütte Falzthurn oder wenn ihr Lust habt noch weiter bis zur Gramaialm. Je weiter hinein ins Tal, desto atemberaubender wird die Landschaft.“ Ein ganzer Tag, um spazieren zu gehen. Soweit wir wollen. Ohne Zeitvorgaben, ohne inhaltliche Wünsche, einfach nur: Ab mit Euch und viel Spaß. Das ist ziemlich wenig für einen Tag. Das ermöglicht Schlendern, ermöglicht ein Abweichen vom Weg, ermöglicht eigene Entdeckungen und spontane Entscheidungen. Und genau das haben wir getan.

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Wir haben hochprofessionell Tierspuren gelesen (ich sage nur „Karwendel-Säbelzahntiger“ und verweise auf das Outtake-Video), sind nicht entlang der geräumten Wege gelaufen, sondern haben uns entschieden, am Rande der Loipe weiter ins Tal vorzudringen. Einfach weil da (mehr) Schnee lag. Nach ein paar hundert Metern haben wir uns in die Büsche geschlagen, weil wir doch wieder zurück zum Weg wollten. Das war im Grunde eine saudoofe Idee, weil der Schnee zwischen den Bäumen kaum verdichtet ist und wir permanent knietief eingesunken sind, aber wir hatten einen absurden Spaß dabei, den jeweils anderen bei seinen ungelenken Gehversuchen auszulachen. Wir haben einen „Schneemann“ gebaut (er), haben uns bei Sprungversuchen mit der Nase zu erst in den Schnee gelegt (ich), sind Hühnern hinterhergerannt und haben bei einer heißen Schokolade und einem dampfenden Kaiserschmarrn einem identitätsgestörten Kaninchen dabei zugesehen, wie es sich im Bunde seiner gefiederten Buddys auf eine Schüssel mit Spätzleresten gestürzt hat. Wir haben uns alle Zeit der Welt gelassen, hatten im Grunde nichts vor und haben immer nur das getan, wonach uns im jeweiligen Moment war. Wir haben uns auf dem Heimweg spontan mit einer alten Frau unterhalten, die mit ihrer Milchkanne auf dem Weg zum Bauern war und die uns die Glocken auf den Dächern der alten Bauernhäuser erklärt hat. Bei dem Gedanken an diesen Spaziergang wird mir warm ums Herz, ich kann sagen „Das war ein wirklich schöner Tag“. Und dabei ist eigentlich nichts passiert, was von Belang wäre. Und vielleicht ist gerade das das Geheimnis.

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Ich kann im Grunde also heute genauso wenig über das Karwendeltal erzählen wie vor der Reise. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich hier einen der schönsten Tage erlebt habe, an die ich mich im letzten Jahr erinnern kann. Weil ich frei war. Frei von eigenen und fremden Erwartungen. Dass die Achenseeregion ein einfach wunderschöner Ort ist, hat dabei sicher nicht geschadet, aber Orte alleine können niemals so glücklich machen wie Orte, die mit Lachen verknüpft sind, Orte, an denen wir etwas gefühlt haben. Gefühle entstehen aus Unerwartetem. Es sind die kleinen Dinge, die persönlichen Randnotizen, das, was in keinem Reiseführer der Welt steht und was kein Blogger schon für einen „vorgetestet“ hat. Dafür braucht man Zeit und Freiräume. Egal, ob man sich auf einer organisierten oder auf einer privaten Reise befindet. Denn diese Erwartungen kommen eben nicht nur von außen, wir erlegen sie uns auf unseren ganz persönlichen Reisen auch immer mehr selbst auf. Wir glauben, dass es uns glücklich macht, die Erfahrungen anderer zu replizieren und merken, dass dabei viel zu oft ein fader Beigeschmack zurückbleibt. Was fehlt, ist das „Eigene“. Wir googeln zu viel, lesen zu viele Reiseführer, studieren zu viele Blogs und legen zu viele Pinterest-Pinnwände mit den vermeintlich schönsten Orten der Welt an. Ich mache mich davon nicht frei. Ganz im Gegenteil. Ich befördere diese Maschinerie durch viele meiner Posts sogar. Ich sage auch nicht, dass all das schlecht ist. Es ist wichtig, um einen Überblick zu bekommen. Um Inspirationen zu erhalten. Aber es sollte eigenes Erleben nicht ersticken. Für mich als Blogger ist es daher wichtig, nicht nur Tipps zu geben, sondern Geschichten zu erzählen und dazu anzuregen, eigene Geschichten zu schreiben. Denn sie sind es, die am Ende, den Unterschied machen.

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Lassen wir also die Erwartungen fahren. Machen wir Erinnerungen, statt Haken auf To-Do-Listen. Lasst uns vom Weg abgekommen und um neue Ecken biegen. Lasst uns uns „langweilen“ im besten Sinne, lasst uns lachen und auch mal weinen. Lasst uns ins Gespräch kommen und auch mal auf die Nase fallen. Nehmen wir uns weniger vor und dafür mehr am Ende mit. Klinge ich jetzt wie ein schlechter Lebenshilfe-Workshop-Motivator? Jepp. Aber hauptsächlich bin ich es selbst, die gerade von ihrem eigenen Glück überzeugt wird. Und dafür können die Worte nicht blumig genug sein.

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23 Kommentare

  1. Haydee sagt:

    Ich weiß nicht, ob du wie ein Lebenshilfemoderator klingst. Aber wenn, dann auf jedem Fall wie einer, mit dem ich endlich auch mal etwas anfangen kann. Nichts ist für mich schlimmer, als Erwartungshaltungen erfüllen zu müssen (klappt selten) oder nach Plan A oder B zu reisen – oder auch nur spazieren zu gehen. Was denn, wenn mir A überhaupt nicht gefällt, auch wenn alle so begeistert sind? Ich finde halt eben C schön und genau da will ich auch dann länger bleiben. Hört sich jetzt etwas kryptisch an aber ich glaube, du weißt schon, was ich meine. Schon früher, als ich tatsächlich noch gereist bin, mochte ich das nicht. Ich erinnere mich gut an einen Paris Tripp. Wir waren nur einen Tag dort. Ich könnte nach wie vor schwören, wir haben uns quasi ganz Paris angeguckt. Was natürlich nicht stimmt. Aber das Gefühl habe ich. Ich habe Paris gefühlt. Nicht, in dem wir von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gepilgert sind (an denen kommt man eh unweigerlich mal vorbei) sondern weil wir einfach von der Metrostation losgetrabt sind. Ohne Ziel. Ohne Stadtplan.. einfach losgeschlendert. Menschen beguckt. Gebäude beguckt. Abgebogen, wo wir abbiegen wollten. Das war toll. Wir haben in einem winzigen Bistro in der hässlichsten Straße der Welt wunderbar zu Mittag gegessen. Am Nebentisch saß ein alter Herr, der versuchte, in einer schlechten Mischung aus Englisch, Französisch und Deutsch ein Gespräch anzufangen und der unheimlich lieb war und uns danach sogar ein Stück begleitet hat um uns ein besonders schönes Haus zu zeigen. Solche Begegnungen sind es, solche Momente, die mir so einen Tripp im Gedächnis halten.

    Ganz ehrlich, mit meinem Leben gehe ich mittlerweile ebenso um. Und nach wie vor macht mich das durchaus glücklich. Ich brauche keine Geschäftspläne, Listen mit Möglichkeiten die es abzuarbeiten gilt, weil ich meine, ich müsste mich verändern oder verbessern. Und ich habe mir abgewöhnt, anderer Leute Erwartungen zu erfüllen. Oder nach eben „ihren Blaupausen“ zu leben. Dann war ich eben noch nie auf Zollverein – ja und? Du warst vielleicht noch nie im Bochumer Norden an einem kleinen Bach, an dem wilde Erdbeeren wachsen. Ich habe gerade nicht genug Geld, um die Welt zu sehen. Ich pfeiff drauf, dafür bin ich weniger gestresst und arbeite nicht bis mitten in der Nacht.

    Selbstverständlich muss sowas, wie du schon sagst, jeder für sich ganz alleine rausfinden. Ich bin ganz froh, dass ich das für mich – zumindest für die Geganwart – getan habe. Wer weiß schon was die Zukunft bringt. Vielleicht biege ich morgen in eine ganz andere Straße ab und die verschlägt mich in ein anderes Lebensmodell. Oder eben auch nicht.

    Das mit dem Kurzfassen gelingt mir auch immer weniger 🙂

  2. Michaela sagt:

    Ich habe mich oft gefragt wie ihr das alles schafft. auch ich habe eine Liste mit den Dingen, die ich sehen will, wir entscheiden jedoch Tag für Tag, ob wir unsere Ziele verfolgen. mal bleiben wir einfach irgendwo sitzen und schauen aufs Meer Mal gehen wir spontan essen, weil wir gerade einen netten Namen eines Restaurants lesen, der uns anspricht. manchmal, aber wirklich nur manchmal habe ich das Gefühl meine Zeit zu vertrödeln, dieses Gefühl gibt mir aber immer nur Instagram, wenn ich sehe was alle anderen auf einer Reise erlebt haben, dann halte ich kurz inne und frage mich ob ich den Tag mit mehr Sehenswürdigkeiten füllen soll und entscheide dann nein, Stress im Beruf manchmal unvermeidbar – Stress/Pfichten in der Freizeit eigene Entscheidung und im nächsten Urlaub lasse ich mich auch wieder treiben
    P. S. Das gilt auch für meine Wochenenden und Feiertagen

    • Fee ist mein Name sagt:

      Ich mache gerne schon gerne viel, so ist das ja nicht, aber es muss eben nicht alles vorgeplant sein und dem entsprechen, was man schon im Vorfeld als sehenswert auserkoren hat. Die reine Menge ist nicht das Problem, mehr der enge Fokus.

  3. Leah sagt:

    Liebe Fee,
    Ich kenn es von mir selber nur zu gut von meine ersten reisen. Da war immer Schatz wir müssen heute hier hin und dort hin und wenn man’s nicht gemacht hat war man enttäuscht und hat vom Tag dann eigtl. Nichts mitgenommen. Mittlerweile fahren wir in den Urlaub, wissen quasi nur den Ort aber nicht was man da machen kann bzw welche Sehenswürdigkeit die erstrebenswerteste ist und man ist einfach so viel entspannter. Auch wenn es einfach mal ein kompletten Tag auf dem Campingplatz war, war es einfach schön. Wir sind mit unseren „nachbarn“ aus der Schweiz mal ins Gespräch gekommen und haben sogar an unserer Abreise von ihnen eine Kleinigkeit geschenkt bekommen und wir haben eine familie mit Kind kennen gelernt wo wir dann fast den ganzen Urlaub über jeden Abend mit ihnen zusammen saßen und einfach geredet haben. Ich behaupte auch fest wenn wir nicht einfach mal einen Tag komplett auf dem Campingplatz sonder immer nur unterwegs gewesen wären, wären uns diese Menschen nie über den weg gelaufen. Da denke ich gerne an die Devise weniger ist manchmal einfach mehr und es bewahrheitet sich immer wieder. Und was uns wichtig geworden ist, im urlaub mal kein Whatsapp, facebook, Flickr und co. Das Handy zum Bilder machen ist noch ok wenn die Kamera Grad mal nicht zur Hand ist und man merkt einfach was für eine Belastung eigtl das Handy schon im Alltag geworden ist wenn man es mal bewusst weg lässt.

    Es ist immer wieder einfach toll deine Beiträge zu Lesen, weil sie einfach menschlich sind und nicht verstellt!

    Liebe Grüße Leah:)

    • Fee ist mein Name sagt:

      Danke für die netten Worte. Und ja, du hast Recht: Oft sind es die menschlichen Begegnungen, die hängenbleiben und so eine Reise zu etwas ganz Besonderem machen.

  4. Claudia sagt:

    Ich kann deinen Text so gut nachempfinden. Im Alltag geht es immer schon nach Plan zu. Klar überlege ich mir vorher was ich gerne machen und sehen würde, entscheide dann aber spontan worauf ich Lust habe und wenn nicht alles „abgearbeitet“ ist das auch okay. Für mich ist es im Urlaub das größte einfach in den Tag hineinzuleben.

  5. Julius sagt:

    Mir ging es ziemlich genau so, als ich im letzten September am IJsselmeer war. Ich bin da hin, weil ein Freund von mir meinte, wäre schön. Wir hatten aber gar keine Pläne, ich hatte mich vorher nicht informiert und habe mich nicht bei Instagram nach Locations umgeguckt. Ich wusste also nichts und hatte keine großen Erwartungen.

    Es war mit der beste Urlaub, den ich je gemacht habe. Auch als wir dann sehr spontan nach Giethoorn gefahren sind und ich einige Nachrichten bekommen habe, wie furchtbar touristisch dieser Ort doch sei und wie man da nur hinfahren kann… War mir ziemlich latte, wenn ich ehrlich bin. Die Sonne schien, es war ungewöhnlich warm, ich fand es einfach super und war voll froh, dass mich die Nachrichten nicht sonderlich tangierten.

    Mittlerweile finde ich es auch ziemlich schwierig, sich nicht von Instagram beeinflussen zu lassen, wohin man fährt und an welche Stelle man muss, um das perfekte Bild zu machen. Plötzlich kennt man irgendwelche Dörfer in Ostdeutschland, weil da die perfekte Brücke ist, die alle Instagramer einmal in ihrem Leben fotografieren wollen. Auch ich denke mir dann immer, joa, da müsste ich mal hinfahren. Gott sei Dank vergesse ich diese Listen und Orte dann auch schnell wieder und laufe im Urlaub einfach los, ohne darauf zu schielen, etwas abarbeiten zu müssen.

    • Fee ist mein Name sagt:

      Ja, diese Orte, zu denen alle fahren, um das gleiche Foto zu machen, das ist echt ein irres Phänomen. Seien es abgelegene Bergseen, hohe Hängebrücken oder Schlösser. Nach dem dritten Mal ist es doch auch irgendwie nbicht mehr spannend. Ich versuche auch, mich davon möglichst wenig umfangen zu lassen, finde es aber nicht immer so leicht.

  6. Merle sagt:

    Liebe Fee, was für schöne Gedanken und Worte. Vielen Dank für‘s Teilen. Ich kann mich in so vielem wiederfinden.

  7. Anna sagt:

    Bis jetzt scheine ich die einzige zu sein, aber ich liiiebe Pläne und es macht mich ganz verrückt, ohne ein Ziel loszugehen. Und sei es nur zum Spazieren. Das heißt nicht, dass meine Tage auf Reisen von morgens bis abends durchgeplant sind, aber es gibt auf jeden Fall eine Map mit Orten, die ich gerne sehen möchte. An welchem Tag, das wird spontan nach Lust und Wetter entschieden. Oder auch mal das ein oder andere vor Ort wieder aussortiert.
    Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, was man sich von seiner Reise erhofft. Ich freue mich am meisten darauf, Landschaften zu fotografieren. Dazu muss ich zumindest wissen, wo es was spannendes zu sehen gibt. In der Wüste kann man ja auch schlecht einen Tauch-Urlaub machen. Und die Vorfreude auf das was mich erwartet, die zelebriere ich regelrecht, indem ich meine Pläne schmiede 🙂 Ich finde das toll.

    Und dass letztendlich doch alles ganz anders ist, als man es erwartet hat, lässts dann auch nicht langweilig werden.

    • Fee ist mein Name sagt:

      Ich möchte ja auch nicht ganz auf Pläne und Recherchen im Vorfeld verzichten. Aber es eben genauso machen, wie du sagst: Spontan entscheiden, ob und was man davon anschaut. Und manchmal eben auch ganz was anderes. Einerseits finde ich es gut, vorbereitet zu sein, andererseits habe ich dann aber auch oft das Gefühl, diese Ort jetzt auch sehen zu müssen. Das baut einen Druck auf, den ich auf Reisen vermeiden möchte. EIn zweischneidiges Schwert, finde ich.

      • Anna sagt:

        Ja, da hast du total Recht. Es sollte auf keinen Fall ein Zwang oder Druck entstehen. Am Ende bleibt es ja immernoch Urlaub und der sollte einfach möglichst schön und entspannt sein. Bisher hat das trotz Plan auch immer sehr zufriedenstellend funktioniert 🙂 Das andere Extrem sind dann ja die Leute, die losfahren und nicht mal einen Schlafplatz gebucht haben – und für die genau das das wahre Glück ist. (Übrigens meine absolute Horrorvorstellung :D) Da muss letztendlich auch jeder seinen eigenen Weg und seine Vorlieben entdecken.

  8. Micha sagt:

    Nach meinem Erleben kann man diese *Philoophie* aufs ganze Leben ausweiten. Erwartungshaltungen erzeugen Ansprüche erzeugen fixe Ideen erzeugen Enttäuschungen. Und beißen sich mit Lebendigkeit und Individualität – so, wie du das auch schreibst. Einfach mal gucken, was passiert, vor Ort, wie das auf dich wirkt, wozu es dich inspiriert oder nicht – sich schön für alles bereit halten: nix muß, alles kann. Dann kann man wohl auch echte Feen-Hüpfer hinlegen … Beweis A 😉

  9. Paleica sagt:

    ach fee, wie könnte ich anders als diesen text lieben! stell dir vor, wir haben unsere „große“ reise für dieses jahr ziemlich genau unter diesem aspekt gebucht. und es macht mich irgendwie unrund und ich weiß, dass ich noch ein paar „must sees“ reinklatschen werde, aber im grunde genommen plane ich es mittlerweile meist so, dass es 2, 3 fotos gibt, die ich mitnehmen will und für den rest rundherum lasse ich freiraum. das ist für mich so enorm wichtig und ich könnte das einfach nicht, dieses vollpacken der tage, weil ich danach noch erschöpfter zurückkomme, als ich losgefahren bin. für mich gehört ausschlafen, gemütlich frühstücken und ohne stress weiterziehen dazu, ich will nicht vom wecker und von der uhr getrieben sein, ich will mir nicht vorschreiben, wieviel zeit ich habe, um eine sehenswürdigkeit zu genießen. manchmal lässt sich das nicht vermeiden, weil man durch äußere gegebenheiten irgendwie gezwungen wird und manchmal verpasse ich so auch ein motiv, aber was solls.

    • Fee ist mein Name sagt:

      Ja, so fühle ich mich auch. Einerseits ist es mich total wichtig, entspannt an so eine Reise heranzugehen, andererseits gibt es aber immer noch genug, was ich dann unbedingt sehen will. Da den goldenen und gesunden Mittelweg zu finden, das ist die Kunst.

  10. Peter sagt:

    Liebe Fee,
    toller Bericht wie immer und danke für die Anregung.
    Mein tollster Urlaub war auch einer ohne Internetberatung und vor allem ohne Navi 2 Wochen in Irland….
    Nur ein Reiseführer aus Papier für die „groben“ Sehenswürdigkeiten und um ein Bed&Breakfast für die Nacht zu finden.
    Werden wir mal wieder sowas machen ….
    Noch eine Frage; ich bin wie immer begeistert von Deinen Bildern…. fallen die bzgl. Farbe, Weißabgleich und Kontrast so aus Deiner Olympus, oder steckst du da noch Arbeit rein?

    Liebe Grüße
    Peter

    • Fee ist mein Name sagt:

      Hallo Peter, dankeschön :)! Was die Bilder angeht: Ich bearbeite grundsätzlich alles nach, wenn auch nur in Nuancen. Weißabgleich stimmt eigentlich meistens, da muss ich nicht viel machen, aber Kontrast und Farbe fasse ich in der Regel immer ein wenig an.

  11. San sagt:

    Ein bißchen weniger planen und mehr spontane Aktionen sind nie verkehrt. Dem stimme ich 200% zu. Wer weiß, man wird vielleicht sogar noch zum Vorreiter für nachfolgend Reisende 🙂

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