Ich habe einen Nordbalkon. So, meine Lieben, fangen große Dramen an. Dramen, in denen sich verzweifelte Matronen in wallenden Gewändern die ohnehin schon zu vogelnestartigen Gebilden aufgetürmten Haare raufen und wehklagend die Arme in die Luft werfen. Denn Nordbalkone neigen dazu, selbst die geringsten Ambitionen des Gemüse- und Kräuterkleinstgärtners im Keim zu ersticken. Seit fast zehn Jahren versuche ich verzweifelt, auch nur irgendetwas Essbares auf meinem Balkon zum Wachsen und vor allem langfristig zum Überleben zu bringen. Nahezu vergeblich. Die einzigen Gewächse, die ich bisher länger am Leben erhalten konnte, waren Zitronenmelisse und Schnittlauch. Basilikum und Minze gehen zumindest immer gut an, bis ihnen irgendwann (mehr oder weniger zwangsläufig) von einer Armada an Läusen der Garaus gemacht wird.
Aber so leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Auch 2017 blicke ich dem quasi vorprogrammierten Scheitern wieder mit einem Stoizismus ins Auge, der seinesgleichen sucht. Nicht nur, dass ich auf die grandiose Idee gekommen bin, diesen Sommer einer Balkongurke und einer Tomate ein liebevolles Obdach zu geben, nein, ich habe mir darüber hinaus gleich drei Sorten Minze angelacht, die ich seither pflege, als gehörten sie zur Familie. Gut, das mit der Tomate war von vornherein eine doofe Idee. Aber ich habe einen Ableger von meiner Schwester bekommen und ich wollte ihm wenigstens eine Chance geben. Das Ding krüppelt allerdings erwartungsgemäß vor sich hin, dass es eine Schande ist. Nun ja. Die Balkongurke hingegen scheint vergessen zu haben, wer sie ist. So ein Balkon hat immerhin begrenzte Ausmaße und die Pflanze ist mir nicht nur über den Kopf gewachsen, sie ist mittlerweile fast doppelt so groß wie ich. Blüten treibt sie auch, als gäbe es kein Morgen, nur die Früchte, die wollen nicht kommen. Is‘ klar. Ich hab dich auch gern.
Nun ja, zurück zur Minze und zum eigentlichen Thema dieses Posts (wenn ich eins kann, dann ist es Abschweifen). Neben einer „einfachen“ marokkanischen Minze zogen im April also eine Erdbeer-Minze und eine Schoko-Minze hier ein. Aus dem banalen Grund, dass sie gut riechen. Überleben ja eh nicht, dann kann man so eine Auswahl ruhig auch mal völlig hedonistisch treffen: So lange sie da sind, kann man täglich an Ihnen reiben, hinterher an den Fingern schnuppern, entzückt „Ich BIN After Eight“ proklamieren (genauso geschehen, natürlich nur bei der Schoko-Minze) und anschließend wieder zum Tagesgeschäft übergehen. Dieser Zustand währte für knapp zwei Monate, die Minze gedieh prächtig, keine Läuse zeigten sich weit und breit und die Fee war glücklich. Bis ein Taubenpärchen beschloss, in der Minze ein Nest zu bauen. Und wenn sich zwei Tauben in deinen Minze-Topf setzen, ist die Minze platt. So einfach ist das. Nachdem die Tauben und ich einen darauf folgenden, kurzen Anfall von Mordlust unbeschadet überstanden hatten, fing ich mich wieder und beschloss, das Beste aus der Situation zu machen: Und das Beste, was mir spontan einfiel (denn so richtig Gedanken über eine Verwendung hatte ich mir nicht gemacht), war Schoko-Minz-Sirup.
Schoko-Minz-Sirup zu machen ist bestechend einfach, man nimmt Zucker, Wasser und Schoko-Minze, kocht es, lässt es ziehen und dann schmeckt es geil. So geil, dass ich es kaum fassen kann, als ich es zum ersten Mal probiere. Der Witz ist nämlich: es sieht aus wie Minztee, es riecht wie Minztee, aber wenn du es probierst, schmeckt es wie flüssiges After Eight. Eine süße, milde Minze mit einem deutlichen wahrnehmbaren Schoko-Aroma. Völlig frei Haus, ohne jegliche Zusatzstoffe. Ich nehme mal an, das hat die Natur nicht alleine gerockt, sondern da war ein Züchter mit am Werk, aber egal wie: Geile Scheiße. Die verdient einen Erfinderpreis. Aber postwendend.
Rezept für schokominziges Sirup mit echter Schoko-Minze
Zutaten für ca. 1,25 Liter Schokominzsirup:
1 Liter Wasser, 750g Zucker (hier bei mir 350g weißer Zucker, 300g Puderzucker und 100g brauner Zucker – diese Mischung entstand rein aus Gründen der Verfügbarkeit, aber vielleicht macht sie das Sirup auch gerade SO GEIL) und vor allem frische Schoko-Minze, ich habe die Blätter von vier üppig gewachsenen, circa 30–40 cm langen Trieben verwendet.
Zubereitung:
1) Alle Blätter von den Stielen abkneifen und abwaschen.
2) Wasser und Zucker gemeinsam unter Rühren zum Kochen bringen, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Dann die Minze hinzugeben und noch circa zehn Minuten köcheln lassen. (Ich habe versucht, die bereits gekochte Minze noch in der Flüssigkeit zu pürieren, weil ich dachte, dass das eventuell noch mehr Aromen freisetzt. Allerdings haben sich die Blätter einzig und allein ziemlich blöd um die Messer des Pürierstabs verknotet. Das könnt Ihr Euch also sparen. Wird auch so gut.)
3) Vom Herd nehmen, aber noch 2-3 Stunden ziehen lassen. Dann durch ein Sieb abgießen, den Sirup in Flaschen füllen und kühl aufbewahren.
Nun kann man den Sirup trinken, mit Mineralwasser oder, wenn man mag, auch mit Milch (!) – in einem Mischungsverhältnis nach eigenem Gusto zu einem geschmacksexplosiven Gesamtkunstwerk verbunden – oder aber man macht Eis daraus. Oder man macht beides. Das ist noch besser. Also zum Eis: Ich besitze schon seit geraumer Zeit den Eismaschinenaufsatz für die Kitchen Aid. Eigentlich besitze ich beides sogar gleich lange (den Aufsatz und die Kitchen Aid selbst). Gab es nämlich mal im Set im Angebot und das habe ich mir selbst zum Studienabschluss geschenkt. Damals. Seither hatte sie (die Eismaschine) es ziemlich kuschelig in unserem Küchenschrank für all das, was sonst keinen Platz findet, und sah bisher nur 2-3 Mal überhaupt das Licht. Das ist natürlich ausgesprochen verwerflich und ich habe daher beschlossen, diesem Ungemach mit sofortiger Wirkung ein Ende zu setzen. Und dieses Schoko-Minz-Eis, das eigentlich sogar ein Schoko-Schoko-Minz-Eis ist, macht den Anfang. Und wenn Ihr keine Eismaschine habt, dann ist das auch nicht schlimm. Dann müsst Ihr nur ein bisschen rühren.
Rezept für Schoko-Minz-Eis mit echter Schoko-Minze
Zutaten für eine mittlere Glasschüssel voller Eis (sorry, präziser geht nicht ;)):
100 g Zucker, zwei Eigelb, 350 ml Milch, 200 g Schlagsahne, zwei Prisen Salz, 100 ml Schoko-Minz-Sirup nach obigem Rezept (bei gekauftem, reinen Minzsirup-Varianten muss gegebenenfalls die Menge variiert werden) und 100 g Zartbitterschokolade. Ach ja, und etwas grüne Lebensmittelfarbe, wenn man denn möchte. Irgendwie erschien es mir hier richtig, auch wenn ich bei meinen Waldmeisterrezepten bisher immer dagegen votiert habe ;)!
Zubereitung:
1) Eigelb und Zucker mit einem Schneebesen verquirlen, bis die Masse leicht schaumig ist.
2) 250 ml der Milch in einem Wasserbad erhitzen und die Zucker-Ei-Mischung unter ständigem Rühren darunterziehen. So lange simmern lassen (dabei immer schön rühren), bis sich beides zu einer cremigen Masse verbunden hat.
3) Den Topf aus dem Wasserbad herausnehmen und vollständig abkühlen lassen.
4) In der Zwischenzeit die Sahne schlagen und dann, nach dem Abkühlen, gemeinsam mit der restlichen Milch, dem Salz, dem Sirup und der Farbe unterrühren.
5) Wer eine Eismaschine hat, setzt sie jetzt nach den Anweisungen in der Bedienungsanleitung in Betrieb und gibt die gerade angerührte Masse hinein.
6) Die Schokolade hacken. Kleine Brocken, große Brocken, wie ihr mögt. Nach der Hälfte der Zubereitungszeit die Schokolade zur Eismasse geben.
7) Anschließend in ein gefriergeeignetes Gefäß umfüllen und noch mal für einige Stunden ins Eisfach stellen. Wer keine Eismaschine hat, packt die Masse direkt in besagtes Gefäß und muss nun alle halbe Stunde brav umrühren gehen, um zu verhindern, dass das Eis kristallisiert. Auch hier gilt: Erst etwas gefrieren lassen, dann die Schokolade dazu.
8) Genießen und sehr, sehr glücklich sein. Weil: ist geil, genau wie das Sirup. Geiler als jedes Eisdielen-Minz-Schoko-Eis. Ich schwör. Großes Minz-Schoko-Eis-Fan-Ehrenwort.
Ich habe mich übrigens weitgehend an diesem Rezept hier orientiert, ich habe lediglich weniger Sirup verwendet, die Schokolade hinzugefügt und in der Herstellung ein wenig variiert.
Während das mit dem Eis machen ganz offensichtlich ziemlich gut angelaufen ist, muss ich die Kunst der Eis-Food-Fotografie noch lernen. Erst einmal finde ich es schon unglaublich komplex, überhaupt eine ansehnliche Kugel zu formen. Und dann schmilzt einem das Ding weg, so schnell kann man gar nicht gucken. Wie man hier ganz eindeutig sehen kann. Aber egal, alles was uns weggeschmolzen ist, konnten wir ungeniert wegputzen, bevor wir es mit einer weiteren Kugel erneut probiert haben. Es gibt Schlimmeres ;)! In diesem Sinne: Bis zum nächsten Mal …
P.S. Gerade noch rechtzeitig gesehen: Mit diesem Post nehme ich an der ersten Blogparade meiner Kollegin Franziska teil. Sie heißt #ausmeinemGarten und soll eine Rezeptesammlung aus Selbstgeerntetem werden. Wenn das mal nicht passt wie die Faust aufs Auge. Danke, Ihr Täubchen.
Wenn Du Platz und Lust hast probier doch mal einen Sauerkirschbaum, der wächst auch im Schlagschatten von Häusern und die Früchte sind ja eh nicht süß…
Grüße
Wächst der denn auch im Topf?!
Liebe Fee,
Was ist das immer für ein Vergnügen, deine Texte zu lesen! Wann schreibst du deinen ersten Roman?! Ach ja, und ein Rezept gab’s ja auch noch dazu, vielen Dank dafür. Jetzt weiß ich endlich, wohin mit der Minze! LG
Da bist du nicht die Erste, die mich das fragt, und ich bin jedes Mal arg gebauchpinselt ;)! Aber ich könnte keinen Roman schreiben. Dafür fehlt mir die Phantasie. Ich kann nur über Dinge schreiben, die ich erlebe. Schade eigentlich ;)! Und ja, viel Spaß mit dem Rezept!
Da frag ich mich nun gerade ob du im speziellen eine Eismaschine hast und wenn ja welche? Oder ob du die Variante „Umrühren im Eisfach“ empfehlen kannst? 🙂
Ich weiß, ich schreibe viel und dann ist es unübersichtlich, aber das steht im Text ;)! „Ich besitze schon seit geraumer Zeit den Eismaschinenaufsatz für die Kitchen Aid“. Eine andere habe ich nie getestet und kann daher auch nicht viel dazu sagen. Aber ohne geht auch. Wird nicht ganz so cremig, aber trotzdem sehr lecker…
Der erste Satz, du unser Täubchen ; * – du wickelst mich um die Finger mit deiner Art zu erzählen… klar, und mit deinem Eis
Und du machst immer so nette Komplimente :-*! Und ich freue mich ja immer, wenn jemand wirklich liest, was ich da so fabriziere ;)!
Ich frag mich grade, warum Schokominze, Schokominze heißt (und Erdbeerminze, Erdbeerminze). Ich glaube zwar nicht, dass da neben den Minzblättern kleine Schokoladentafeln wachsen, aber die Vorstellung ist einfach nur gut!!!! 🙂
Die Antwort darauf ist bestechend einfach: Weil das eine nach Schokolade und das andere nach Erdbeere schmeckt ;)!
Ich bin schon lange ein Fan von deinem Blog und du hast mich inspiriert, meinen eigenen zu starten. Deshalb habe ich dich auch für den ‚Bloggers Recognition Award 2017‘ nominiert. Bitte mach weiter so
Tausend Dank, das ist ein wirklich schönes Kompliment <3
Oh Gott, wie geil. Ich brauche das auch! Flüssiges After-Eight <3
Ja, du brauchst es. Glaub mir ;)!
Hallo Fee,
also Eis kann ich jeden tag essen…und an warmen tagen mache ich das auch.
Macht immer wieder Spaß auf Deinem Blog vorbei zu schauen.
Habe einen Blog mit meinem Partner zusammen, daher weiß ich auch, wie viel
Liebe & Arbeit in Deinem Blog steckt.
Liebste Grüße aus Berlin
Annett
Ich kann Eis auch an nicht so warmen Tagen essen, zumindest wenn ich zuhause auf dem Sofa unter einer warmen Decke sitze ;)!
Ah cool, das mit der Schokominze merke ich mir für nächstes Jahr, da findet sich sicher noch ein Plätzchen im Kräuterbeet! Liebe Grüße und danke für den Tipp! Caro
Mach das. Ich bin wirklich schwer verliebt in das Zeug. Vor allem, seit ich versucht habe, das Ganze mit meiner Erdbeerminze nachzumachen, und sich das Ergebnis als echt eklig herausgestellt hat ;)!
Hallo Fee,
dieser Artikel landet erstmal in meine Lesezeichen. 😉
Pfefferminz ist einer meiner absoluten Lieblinge bei süßen Dingen und trifft daher definitiv meinen Geschmack. ^^
LG
Steffi
Ich bin ehrlich gesagt gar nicht soooo ein Riesenfan von Minze, aber diese Kombi hier ist der Hammer ❤️!