How to: Bauch vollschlagen und abtrainieren am Achensee

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Travelcharme Fürstenhaus - "Fee ist mein Name"
25. April 2017 / By / , , / 4 Comments

Letzte Woche im Büro: Eine E-Mail ploppt in mein Postfach. Betreff: „Das ist doch nicht fair.“ Absender: Der Freund. Inhalt: Ein Screenshot mit dem aktuellen Wetter- und Schneebericht vom Achensee. – Offensichtlich ist wieder Neuschnee gefallen, auch im Tal. Eine Ehre, die uns im März leider nicht zuteilwurde, als wir anlässlich des Freundschen Geburtstags und auf Einladung von Achensee Tourismus drei Tage in Pertisau verbringen durften. Tja, das Wetter kann man leider nicht mitbuchen. Und wie man sieht, hat der Gute das noch nicht 100%ig verwunden. Wer jetzt allerdings schlussfolgert, er hätte deshalb vor Ort Trübsal geblasen, ist auf dem Holzweg. Wir hatten anderthalb Tage traumhaftes, sonniges Winterwetter, waren zum ersten Mal im Leben rodeln und hatten dabei riesig Spaß, genau wie bei unserer stundenlangen Winterwanderung am nächsten Tag. Wir konnten aber auch richtig gut entspannen und haben uns verwöhnen lassen (was mich betrifft zumindest bis zu dem Moment, als mich die Erkältung des Todes niederstreckte) und haben am letzten Tag als Freundsches Highlight noch eine private Schneeschuhwanderung mit Bergführer im frischen Schnee(regen)treiben mitmachen dürfen. Und davon erzähle ich Euch jetzt.

Unser Stützpunkt im März: Das Hotel „Travel Charme Fürstenhaus“

Wir haben ja nun schon einiges an Unterkünften durch am Achensee. Während unseres ersten Trips 2015 haben wir eine Nacht auf der Dalfaz Alm übernachtet und kamen dann im Strandhotel Entner unter. Letztes Jahr waren wir privat unterwegs und haben im Hotel Das Kronthaler so richtig einen draufgemacht. Und jetzt das Travel Charme Fürstenhaus. Im Vergleich punktet das Fürstenhaus für mich mit einem echt guten Preis-Leistungsverhältnis für das Gebotene: nämlich vier Sternen, leckerem Essen, bis man platzt (wahlweise nur das üppige Frühstück, mit dem man schon ziemlich weit kommt, oder aber Rundum-Versorgung mit „Genuss Plus“), einem super Wellnessbereich und vor allem der Lage direkt am Achensee – theoretisch kann man fast vom Hotel aus ins Wasser springen. Und so ist das Hotel nicht nur ziemlich voll während unseres Aufenthalts (und das trotz der bescheidenen Schneebedingungen und der schlechten Wettervorhersage), es sind auch für mein Gefühl richtig viele junge Leute da, vor allem Pärchen. Zumindest mehr als man sonst so durchschnittlich am Achensee antrifft. Und viele planen gar nicht, das Hotel zu verlassen, sondern gönnen sich einfach nur ein oder zwei Nächte mit Ausspannen am Pool und in der Sauna und hier und da einem Abstecher ins Restaurant. Und man kann es ihnen nicht verübeln.

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Wir beziehen ein Standardzimmer mit Seeblick. Bergblick gibt es auch, aber wenn man die Wahl hat (und preislich macht es meist kaum einen Unterschied), dann hat man gefälligst eins mit Seeblick zu nehmen. Ansonsten ist man doof. Punkt. Neben der phänomenalen Aussicht, von der ich mich kaum losreißen kann (wüsste ich nicht, wie eiskalt der See ist, wäre ich versucht, mich hineinzustürzen), erwarten uns ein liebevoll dekoriertes Bett, eine Flasche Sekt, ein Minikuchen und viele, viele Pralinen. Alles nur, weil der Freund an diesem Tag Geburtstag hat. Was für eine schöne Überraschung. Da vergesse ich es doch glatt, das Bett dem üblichen Sprungtest zu unterziehen. Macht aber nichts, denn nach drei Testnächten kann ich ihm auch so eine unbedingte Tauglichkeit bescheinigen, selbst für so empfindsame Sensibelchen wie mich. Die Zimmer sind modern, wenn auch nicht unbedingt hip eingerichtet, aber sie sind sehr sauber, bieten richtig viel Stauraum und wohlfühlen kann man sich auch auf jeden Fall. Was will man mehr? Und als hätte das Fürstenhaus geahnt, dass der Freund schon seit unserem ersten Besuch am Achensee darauf hofft, einen Adler zu sehen, hat man seiner gleich zwei über dem Kopfende installiert.

„Genuss plus“ im Restaurant Laurentius

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Nach der Schlittenfahrt treten wir zum ersten Mal zum Abendessen an. Abends hat man einen festen Platz, den Rest des Tages kann man schauen, wo man am liebsten sitzen möchte. Wenn man „Genuss Plus“ gebucht hat, gibt es neben dem Frühstück und einer „Nachmittagsjause“, die wir aber leider immer verpasst haben, jeden Abend vier Gänge im Restaurant Laurentius – mal als  4-Gänge-Menü (mit je zwei Wahlmöglichkeiten pro Gang) plus Salat- und Vorspeisenbuffet vorab oder als Themenbuffet, zum Beispiel: Tiroler Spezialitäten. Auch das Restaurant besticht mit einem grandiosen Seeblick, der durch die Anlage über mehrere Ebenen von so vielen Plätzen wie möglich genossen werden kann. Wir kommen in einer „Muschel“ unter, einer Art kleinem Séparée mit Privatsphäre, in dem man sich fast einbilden kann, man hätte den Laden für sich und das, obwohl es hier zu Stoßzeiten ziemlich voll ist. Bilder von den Räumlichkeiten habe ich keine gemacht, aber bei Interesse findet Ihr entsprechende Eindrücke auf der Hotelwebsite. Ich genieße unter anderem steinpilzgefüllte Tortelloni und einen wundervollen in Butterbröseln gerollten Quarkknödel mit Nougatfüllung und Beerenragout. Ich überlege kurzfristig, diesen Nachtisch zu heiraten, entscheide mich dann aber doch dafür, ihn vollständig zu verzehren. Ein gute Wahl, schließlich bin ich zu diesem Zeitpunkt schon so müde, dass ich vor dem Altar keine gute Figur mehr gemacht hätte.

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Nachdem ich also ins Bett gerollt bin, rolle ich am nächsten Morgen wieder raus und lande direkt wieder beim Essen. Sogar „unsere“ Muschel wird gerade frei. Ich bin ja kein großer Frühstücker, zuhause frühstücke ich gar nicht (oder am Wochenende so spät, dass es schon als spätes Mittagessen durchgeht), aber es gibt diese Momente im Leben, in denen ich das bedaure. Das Frühstück im Fürstenhaus ist so ein Moment. Denn wäre mein Magen morgens aufnahmefähiger, könnte ich hier futtern, bis ich platze, und immer noch Neues zur Auswahl haben. Das Angebot ist wirklich riesig. Wer hier hungrig wieder rausgeht, hat ein Problem. Angefangen bei der großen Brot- und Gebäckauswahl über schier unendliche Aufschnittauslagen bis zur Müslibar. Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Joghurts und Quarks, Honig und alleine zehn hausgemachte Marmeladen. Kaffeespezialitäten kann man bestellen, Tee gibt es in unzähligsten Varianten zum Selbstaufgießen. Säfte gibt es natürlich ebenfalls, die Klassiker einerseits, aber auch Johannisbeersaft – das macht mich glücklich, denn erstens mag ich sehr gerne Johannisbeersaft und zweitens: flüssig rutscht gut. Und damit spüle ich dann auch mein köstliches Omelett und meinen Krümelmonster-Pfannkuchen runter. Beides wird übrigens frisch an einer Front-Cooking-Station für einen zubereitet, was rein kommt, kann man frei wählen. Wer morgens ordentlich was wegsteckt und dann tagsüber nicht mehr so viel braucht, ist vielleicht auch gut beraten, nur das Frühstück zu buchen.

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Kaum zu übersehen: das Fürstenhaus am Schiffsanleger

Das Fürstenhaus besteht übrigens aus einem alten Gebäudeteil, den ihr hier obendrüber sehen könnt, und einem daran anschließenden Neubau, dessen Architektur man auf dem Titelbild (das von unserem Balkon aus aufgenommen ist) erahnen kann. Am liebsten hätte ich ein Foto vom Achensee aus für Euch gemacht, aber im Winter fahren die Schiffe nicht, so dass mir die Möglichkeit verwehrt blieb. Vom Wasser aus, mit der Bergkulisse des Karwendelgebirges dahinter, wirkt das Hotel nämlich am schönsten. Bemüht einfach die Google-Bildersuche, da seht Ihr, was ich meine. Der Schiffsanleger in Pertisau befindet sich im Übrigen auch direkt neben dem Hotel. Ich glaube, es gibt daher niemanden, der schon mal in Pertisau war und das Fürstenhaus nicht kennt. Man kann es eigentlich nicht übersehen, egal, wie man sich im Ort bewegt. Im Sommer gibt es draußen vor dem Altbau auch einen netten Biergarten, wo wir während unseres letzten Aufenthalts einen leckeren Apfelstrudel genossen haben – ohne zu wissen, dass es uns wenige Monate später wieder hierher verschlagen würde, dieses Mal als Gäste.

Fein, fein: Abendessen im hoteleigenen Restaurant „GustoNeun40“

Wer kein Genuss-Plus-Paket gebucht hat, verhungert in Pertisau auch des Abends sicher nicht. Eine Möglichkeit ist: Direkt im Hotel zu bleiben und im schicken hoteleigenen À-la-carte-Restaurant GustoNeun40 zu speisen. Zur Auswahl gibt es zwei Menus, eins mit vier Gängen für 45€, eins mit fünf Gängen für 69€. Wer mag, kann auch einzelne Gänge zwischen den Menus hin und her schieben. Der Freund entscheidet sich für fünf, ich für vier Gänge, allerdings lasse ich nicht den Zwischengang aus, sondern die Vorspeise. Flexibilität ist also kein Problem.

Das Ergebnis unserer Auswahl gestaltet sich wie folgt: Der Freund startet mit „Steak Tartar, gepökelt und geschnitten, begleitet von einem pochierten Goggei, Wintertrüffel und eingelegten Rüben“. Falls Ihr Euch jetzt genauso verwirrt fragt wie wir, was ein Goggei ist: Viele der Lieferanten im Fürstenhaus (egal welches Restaurant Ihr wählt) kommen aus der Region, sowohl Brot, Gemüse, Fleisch als auch eben die Eier stammen aus der näheren Umgebung. Und das Goggei ist ein Freilandei von einem bestimmten Hof aus dem Tiroler Kolsass und nicht etwa eine besondere Form der Zubereitung, werden wir von unserer netten und wirklich engagierten Bedienung aufgeklärt. Was wir bereits zu diesem Zeitpunkt feststellen (Brot mit frischer Pumpernickel-Kresse-Butter und das Hummer-Schaumsüppchen als Gruß aus der Küche haben wir ebenfalls schon intus): Hungrig werden wir das GustoNeun40 nicht verlassen. Eher pappsatt.

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Nach einem Schaumsüppchen vom Spargel mit Gänseleber für ihn und einer Kraftsuppe vom Pichelsdorfer Jungtier für mich, geht es für uns beide mit Wagyu im Dashi-Sud weiter. Dann folgt mein absolutes Highlight: Filet und Bug vom Tiroler Höhenvieh mit Selleriecreme, Saubohnen und „Pommes Maxime“, die sich uns unwissendem Volk als blumiges, hauchdünnes Kartoffelscheiben-Arrangement offenbart. Noch während wir hier beim Abendessen sitzen, beginnt die Erkältung des Todes mit aller Macht an die Oberfläche zu streben. Zum Glück hält mein Geschmackssinn noch durch, bis wir den Nachtisch, eine gebackene Schokoladentarte mit Zwetschge und weißem Espresso-Eis, bewältigt haben. Tatsächlich kapitulieren wir gegen Ende und teilen uns das Dessert. Ich würde daher sagen: Mit vier Gängen ist man gut beraten, wer fünf schaffen will, braucht einen guten Magen oder sollte tagsüber keinen Kaiserschmarrn konsumieren ;)!

Schneeschuhwanderung und Tourenplanung mit Bergsport Achensee

Als wir am nächsten Morgen aufwachen, fühle ich mich nicht nur wie ausgekotzt (was soll ich es schönreden, nicht wahr?), auch das Wetter zeigt sich nun von seiner Arschloch-Seite. Draußen ist es grau und es regnet. Eigentlich war für diesen Tag eine Schneeschuhwanderung im Tal geplant, etwas, das wir schon am Tag der Anreise dank des vorausschauenden Wetterberichts gekippt und durch eine Einheit zum Thema Tourenplanung und Lawinensicherheit, begleitet von einer kleinen, reduzierten Schneeschuhwanderung in höheren Lagen ersetzt haben. Meine Begeisterung hält sich angesichts meiner körperlichen Verfassung in Grenzen, kurzfristig denke ich sogar darüber nach, das Ganze abzusagen. Da wir jedoch beide noch nie Schneeschuhwandern waren und die Aussicht, im Hotelzimmer rumzuhängen, mich auch nicht gerade freudig stimmt, beiße ich die Zähne zusammen, packe mich in meine Skikleidung und trete pünktlich an der Rezeption an, wo uns Thomas Nothdurfter von „Bergsport Achensee“, seines Zeichens geprüfter Berg- und Skiführer, bereits voller Enthusiasmus erwartet. Und, was soll ich sagen, er schafft es, dass ich die nächsten Stunden über völlig vergesse, dass ich mich überhaupt nicht gut fühle. Denn es wird super.

Thomas lädt uns in sein Auto und fährt mit uns nach Maurach zur Rofan-Seilbahn. Und bereits nach der kurzen Fahrt bin ich mir sicher: was ein Glück, dass wir nicht abgesagt haben. Thomas ist nicht nur supersympathisch, er ist auch mit so viel Begeisterung und Know-How dabei, dass wir schon die erste dicke Dosis Input verpasst bekommen, bevor wir überhaupt den Berg erreichen. Auf dem Parkplatz werden wir ausgestattet: jeder von uns muss ein Lawinenortungsgerät, eine Schaufel und eine Sonde im Rucksack mitführen. Ich fange also an zu puzzeln, immerhin steckt bei mir neben Handschuhen, Mütze, Schal und Co. auch das gesamte Kameraequipment drin. Ich bekomme die Sondererlaubnis, die Sonde außen ins Getränkefach zu stecken, was im Normalfall nicht erlaubt ist, weil sie da einfach nicht so sicher verstaut ist. Aber da wir uns heute nicht weit von der Hütte des Alpenvereins entfernen werden, weil wir keine richtige Tour unternehmen, sondern mehr „üben“, drückt Thomas ein Auge zu. Dann bekommt jeder noch ein Paar Schneeschuhe in die Hand gedrückt und los gehts. Es sind nur eine Handvoll Leute unterwegs nach oben, aber immerhin geht der Regen kurz vor Ankunft an der Bergstation in nassen Schneefall über.

Schneeschuhwanderung Achensee - "Fee ist mein Name"Schneeschuhwanderung Achensee - "Fee ist mein Name"

Unser erster Anlaufpunkt: die Erfurter Hütte, die lokale Alpenvereinshütte, direkt am Lift. Denn bevor es wirklich losgeht, sollen wir ja etwas lernen. Und das tun wir dann auch. In nur anderthalb Stunden bekommen wir einen Crash-Kurs in Sachen Tourenplanung und Lawinenverhütung bzw. Lawinenrettung. Wir lernen zunächst, wo man sich vor einer Tour die passenden Infos holt, denn ohne die Wetterbedingungen und die Lawinenwarnstufe zu kennen, braucht man erst gar nicht anfangen. Die Gefahrenskala reicht von 1 wie gering bis zu 5 wie sehr groß. Damit verknüpft sind Informationen wie zum Beispiel, welche Steigungen noch ungefährlich zu bestreiten sind. An diesem Nachmittag sehen wir uns Stufe 3 gegenüber: einer bereits „erheblichen“ Lawinengefahr. Die Schneedecke ist dann gerade an steileren Hängen nur mäßig bis schwach verfestigt und eine Lawinenauslösung ist bereits bei geringer Zusatzbelastung vor allem an Steilhängen möglich. Offensichtlich passieren die meisten Lawinenunfälle bei Stufe 3, weil unbedarfte Winterwanderer die Gefährlichkeit unterschätzen. Wir erfahren: Steigungen über 35° sollten bei dieser Warnstufe unbedingt vermieden werden. Doch woher weiß man, wo einen welche Steigung erwartet? Thomas greift zu einer speziellen Schablone, die einem angelegt an die Höhenschichtlinien auf Bergwanderkarten direkt sagt, wie steil es genau ist. Je weiter die Linien auseinander sind, desto flacher das Gelände, je näher zusammen, desto steiler. Nicht nur die Höhenmeter und die Entfernungen lassen sich mit dieser Schablone berechnen, kombiniert mit einer Faustformel kann man davon auch grob auf die Gehzeit einer Tour schließen – zumindest wenn man von durchschnittlich trainieren Menschen ausgeht, zu denen ich aber definitiv nicht gehöre ;)!

Nach der Einführung geht es in die Kälte. Thomas hilft uns beim Anziehen der Schneeschuhe und wir stapfen los. Der Einstieg ist gemächlich, es geht entlang von präparieren Pisten und relativ flach voran. Schlapp, schlapp, schlapp machen die Schneeschuhe, denn der Fuß ist nicht flächig mit dem Schuh verbunden, sondern hebt sich bei jedem Schritt mit der Feste ab. Würde der eisige Schneeregen uns nicht permanent wie ein Dauerpeeling ins Gesicht peitschen, man könnte diesen Ausflug glatt als gemütlich einstufen. Ich denke: „Och ja, Schneeschuhwandern macht Spaß.“

Schneeschuhwanderung Achensee - "Fee ist mein Name"Schneeschuhwanderung Achensee - "Fee ist mein Name"

Doch zu früh gefreut. Jetzt geht es bergauf. Und obwohl Thomas Rücksicht nimmt, hechele ich bereits nach kurzer Zeit wie ein asthmatischer Bassett mit sabbergetränkten Ohren hinter den beiden her. Mir wird warm. Nein, mir wird heiß. Der kurze Anstieg erscheint mir unerklimmbar. Schaut Euch mal das das Bild hier obendrüber rechts an, wo ich vor dem Berg posiere. Seht Ihr die Hütte an meiner rechten Schulter? Bis dahin geht es im ersten Schritt für uns hoch. Sieht machbar aus, fühlt sich aber nicht so an. Ich denke: „Zum Glück musste die sechststündige Wanderung wetterbedingt ausfallen. Ich wäre vermutlich verstorben. Mehrfach.“

Irgendwann ist es geschafft und Thomas lobt mich, ganz der professionelle Bergführer, der er ist. Wahrscheinlich denkt er: „Oh, mein Gott, was hat man mir denn da für ein schwächliches Weichei aufs Auge gedrückt?!“ Falls es so ist, kann er das allerdings perfekt verstecken. Anschließend geht es wieder ein Stück geradeaus, bevor wir vor einem steileren, kurzen Abhang stehen bleiben. Einem unpräparierten Abhang. Thomas sagt: „Ich gehe mal vor und zeige Euch wie das geht. Und dann kommt Ihr nach.“ Sagts und stapft in großen ausladenden Schritten in die Tiefe. Bei ihm sieht das ganz einfach aus. „Und jetzt Ihr. Nehmt nicht meine Spuren, findet Euren eigenen Weg.“ Der Freund stapft hinterher. Auch bei ihm sieht es gar nicht so schwer aus. „Ein geborener Trapper“, lobt Thomas. Jetzt ich. Ich mache einen Schritt und versinke fast bis zum Knie im Schnee. Der nächste Schritt ist noch halbwegs einfach, auch wenn ich hier bereits fast das Gleichgewicht nach vorne verliere. Aber was nun? Beide Beine stecken tief im Schnee und um den hinteren Fuß wieder herauszuziehen braucht es nicht nur Kraft, sondern auch Koordination. Beides keine Disziplinen, in denen ich üblicherweise großes Talent zeige. Und da macht mein Körper auch an diesem Tag keine Ausnahme. Unkoordiniert stolpere ich also schnaufend ein paar weitere Schritte bergab, nur um mich, als ich gerade denke, ich habe es geschafft, mit Schwung direkt vor Thomas und dem Freund auf die Fresse zu legen. Glückwunsch. Ich denke: „Wer wollte hier noch mal unbedingt Schneeschuhwandern gehen?“ Und dann fällt mir ein: Scheiße, das war ja ich.

Ich mache es kurz. Wir stapfen weiter. Mal rauf, mal runter. Vorbei an Baumwipfeln, die wie süße Mini-Bäume aus dem Schnee hervorstechen, aber eigentlich nur zeigen, dass wir hier gerade auf einer zwei Meter dicken Schneedecke umherlaufen. Mal hechele ich wie blöd, mal lege ich mich auf die Fresse. In schön abwechselnder Regelmäßigkeit. Man könnte sagen: Ich bin zum Schneeschuhwandern geboren. Tatsächlich bin ich aber auch einfach im Nachteil. Ich versinke im Verhältnis zu meiner Körpergröße tiefer als die anderen im weichen Schnee und zusätzlich tragen wir Schneeschuhe in Einheitsgröße, was bedeutet: Bei mir ist nach hinten raus viel mehr „Leerraum“ und der Schwerpunkt liegt weiter vorne. Beste Voraussetzungen, um zu fallen. Immerhin finde ich es aber immer noch witzig und schaffe es jedes Mal selbstständig, mich und meine oft heillos verknoteten Glieder wieder halbwegs würdevoll in die Senkrechte zu befördern.

Schneeschuhwanderung Achensee - "Fee ist mein Name"

Und dann ist es soweit: wir sind wieder auf einem Stück präparierter Piste angekommen und dürfen die Lawinenausrüstung testen. Während wir ungelenk versuchen, das Lawinenortungsgerät unter unseren Klamotten hervorzuprokeln, schafft Thomas es irgendwie einen Empfänger so im Schnee zu vergraben, dass wir nichts davon mitbekommen. Die Dinger funktionieren recht einfach: Sie piepen – je näher man dem Verschütteten kommt, desto nachdrücklicher. Ähnlich wie die Einparkhilfe beim Auto. Auf dem Display des Geräts wird zusätzlich noch eine Entfernung angezeigt. Klingt machbar. Und am Anfang gestaltet sich unsere Suche auch noch recht erfolgreich. Zielstrebig laufen wir los und kommen „dem Verschütteten“ immer näher (falls Ihr Euch gefragt habt, was wir im Urlaubsvideo bei Minute 2:50 machen: das machen wir). Als es allerdings um die Feinortung geht, versagen wir gnadenlos. Wie zwei Idioten drehen wie uns mehrfach im Kreis, ohne irgendwie näher dran zu kommen. Irgendwann erbarmt sich Thomas und buddelt das Ding wieder aus. Lektion gelernt: Wenn Ihr mal von einer Lawine verschüttet werdet, dann besser nicht mit uns als Begleitern. Durchschnittlich 15 Minuten hat man nämlich nur Zeit, um ein Lawinenopfer noch lebend zu bergen. Das ist keine lange Zeit. „Kann man irgendwas tun, um seine Chancen zu verbessern?“, fragt der Freund. „Presst die Hände vor Mund und Nase, damit kein Schnee hineinkommt“, empfiehlt Thomas, „mehr schafft Ihr in der kurzen Zeit ohnehin nicht.“

Gut beraten ist in einem solchen Fall, wer zusätzlich noch einen Lawinenrucksack mit Airbag-System dabei hat. Thomas erklärt uns das Prinzip an einer Schachtel Müsli: „Stellt Euch ein Müsli mit verschiedenen Bestandteilen vor: Haferflocken, getrocknetem Obst und Nüssen. Immer wenn man die Packung öffnet, liegen die größten Stücke ganz oben, während sich das kleine Zeug unten absetzt. Und dafür ist der Airbag gedacht. Er macht Euch größer. Denn Ihr wollt die größte Nuss im Müsli sein.“ Nun ist zwar gerade weit und breit keine Lawine zu sehen (zum Glück), aber die größte Nuss im Müsli wollte ich schon immer mal sein. Und Thomas hat dafür vollstes Verständnis. Ich bekomme seinen Rucksack und darf den Airbag einmal testauslösen. „Feste ziehen“, instruiert mich Thomas. Ich ziehe, einen kurzen Moment lang passiert nichts, dann zischt es und auf einmal ist mein Kopf von einer Art überdimensionalem, orangefarbenem Nackenhörnchen umgeben. Klingt jetzt bescheuert, aber so viel Spaß wie mit diesem Airbag hatte ich schon lange nicht mehr. Wie man auch ganz gut im Urlaubsvideo (direkt nach unseren Ortungsversuchen) oder noch besser (inklusive meiner stumpfen Bemerkungen dazu) in den Outtakes sehen kann.

Am Ende unserer Wanderung glüht der Freund vor Euphorie und will am liebsten noch mal so lange weiterlaufen. Und das obwohl er klitschnass ist: dank der Lüftungsschlitze an seiner Jacke, die er vergessen hat zu schließen, sogar von außen UND innen. Ich glühe auch, allerdings mehr vor Erschöpfung. Gefallen hat es mir definitiv ebenfalls, aber wenn ich das noch mal wiederhole (was ich mir trotz allem gut vorstellen kann, ich jammere einfach gern ;)), brauche ich erstens kleinere Schneeschuhe und zweitens mehr Kondition. Was wir aber auf jeden Fall wieder so machen würden, ist: Thomas mitnehmen. Denn Thomas ist super. Vielen Dank für den tollen Nachmittag.

Zum Abschluss: Entspannung im Fürstenhaus Wellnessbereich

Travelcharme Fürstenhaus - "Fee ist mein Name"

Nach der Schneeschuhwanderung entern wir den tollen Wellnessbereich im Fürstenhaus. Die Saunen haben wir schon Donnerstag und Freitag getestet, zumindest die Bio-Sauna mit 60° und die Solegrotte, höhere Temperaturen macht mein Körper leider nicht mit. Hier ist das besonders schade, denn es gibt unter anderem eine Panorama-Sauna mit Blick auf den Achensee, außerdem eine „Tiroler Schwitzstube“, eine finnische Sauna, einen „Tropical Rain“ (eine Art Wasserfalldusche, in der das Wasser sechs Meter auf einen hinabstürzt) und mehr. Aus naheliegenden Gründen habe ich übrigens sowohl von der Sauna als auch vom Pool- und Ruhebereich, in dem neben den normalen Liegen auch großartige „Himmelbetten“ gibt, keine Fotos gemacht. Würde da jemand mit einer Kamera rumlaufen, während ich da (halb-)nackt herumtanze, würde ich nämlich ausrasten. Und das will ich dann doch nicht. Weder für die anderen, noch für mich.

Jetzt steht aber ohnehin eine Massage mit Tiroler Steinöl auf dem Programm und da ist klassischerweise jeder für sich. Im Prinzip kennen wir das schon von unserem ersten Besuch am Achensee und nachdem ich damals fast ein wenig Schiss vor der Massage hatte (nicht wegen des Steinöls, das ich übrigens damals auch erklärt habe, sondern weil es meine erste Massage seit sehr langer Zeit war), gehe ich nun sehr entspannt an die Sache ran, denn ich weiß ja, was mich erwartet. Oder?! Tatsächlich muss ich erkennen: Ich weiß es nicht. Denn Rückenmassage mit Tiroler Steinöl ist mitnichten gleich Rückenmassage mit Tiroler Steinöl. Vor allem dann nicht, wenn das eine Mal eine Frau und das andere Mal ein Mann zu Werke geht. Und so fühle ich mich am Ende zwar genauso entspannt, aber auch im wahrsten Sinne des Wortes durchgeknetet. Als anschließendes Déjà-Vu-Erlebnis habe ich nach der Massage zum zweiten Mal an diesem Tag ein oranges Nackenhörnchen um den Hals hängen – nur dass es dieses Mal wohlig wärmt und mit duftenden Kräutern gefüllt ist. Ehrlich gesagt ärgere ich mich immer noch, dass ich das Ding im Hotel nicht gekauft habe. Das war toll. Während der Freund noch eine Runde Sauna einlegt, verzichte ich dank der weiter ausbrechenden Erkältung des Todes (die man mir zu diesem Zeitpunkt auch schon ansieht) und starre stattdessen einfach noch eine halbe Stunde auf den See. Und so geht unser Besuch am Achensee zu Ende, wie er angefangen hat: Mit dem Blick nach draußen auf das spiegelnde Blau. Ein bisschen Viel kränker als vorher, aber (mal wieder) so entspannt wie schon lange nicht mehr.


Noch mal offiziell fürs Protokoll: Wir waren nicht privat unterwegs, sondern wurden eingeladen. Herzlichen Dank an Achensee Tourismus für die Organisation, an das Hotel Travel Charme Fürstenhaus fürs Wohlergehen und an Thomas von Bergsport Achensee für den sportlichen Teil des Programms, der zumindest einen Teil der inhalierten Kalorien wieder wettgemacht hat ;)! 

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4 Kommentare

  1. Uli sagt:

    Und die nächste Kaltfront ist im Anmarsch, zur Info für den Freund. Ach, ich sollte auch mal bei uns Urlaub machen 🙂 Schneeschuhwandern war ich noch nie – sollte ich wohl mal probieren. Ich freu mich immer auf Fotos und Berichte von der Heimat, als Eingeborener geht ja irgendwie der Blick dafür verloren. LG Uli

    • Fee ist mein Name sagt:

      Nein, psst, sonst machst du uns doch schon wieder neidisch ;)! Andererseits: Ein weiterer Grund, um noch mal wiederzukommen, nicht wahr? Ich gebe mir tatsächlich Mühe, meine Heimat über all die Reisen nicht aus dem Blick zu verlieren, dabei ist sie noch nicht mal so malerisch und offensichtlich toll wie deine… aber ich merke auch, wie mir das mit zunehmendem Arbeitspensum etwas verloren gegangen ist. Ich sollte versuchen, Entdeckungen in der näheren Umgebung wieder mehr in meinen Alltag einzubauen!

  2. Ernestus sagt:

    Gut essen und gute Bewegung in frischer Luft. Ist doch irgendwie paradiesisch.

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