Die Bundeszentrale gegen Diskriminierung im Lebensmittelsektor klärt auf: Jahr für Jahr steigt die Dunkelziffer der wegen Depressionen behandelten Produkte, die das Attribut „Glühwein“ im Namen tragen. Knapp sechs Wochen im Jahr werden Sie mit Liebe überschüttet, aber kaum ist das Weihnachtsfest vollzogen, landen literweise roter und weißer Glühwein im Ausguss, Glühweinbonbons schmecken den Menschen vermeintlich nicht mehr und die Reste der Glühwein-Gelees werden ganz hinten in den Kühlschränken vergraben und vergessen. Diese systematische Demütigung muss ein Ende haben. Dieser Post soll daher ein Zeichen setzen: für mehr Liebe und Verständnis für saisonale Lebensmittel. Geht mit gutem Beispiel voran und kocht Euch einen großen Topf weißes Glühwein-Gelee. Schenkt es den Menschen und verzehrt es selbst. Gerade jetzt im Januar. Zeigt dem Glühwein, dass er geliebt wird. Unabhängig von Feiertagen und Konventionen.
Solltet Ihr jetzt denken „Ach guck mal, ich habe doch eh noch drei Pakete Gelierzucker hinten im Schrank stehen, das passt ja wie die Faust aufs Auge“, dann lauschet meinen Worten: Sollte sich bei näherer Betrachtung eben dieses Gelierzuckers herausstellen, dass sich hellbraune Klümpchen obendrauf gebildet haben, dann glaubt nicht, Ihr könntet ihn trotzdem noch verwenden. Das ist nämlich Pektin, das bereits Feuchtigkeit gezogen hat. Und wenn es das einmal getan hat, dann geliert es nicht mehr richtig. Und wenn Ihr jetzt denkt „Lass die Alte mal reden, ich nehme einfach ein bisschen mehr, dann passt das schon“, dann seid Ihr genauso doof wie ich. So nämlich geschehen kurz vor Weihnachten, als ich am vierten Advent beschloss, wider besseren Wissens genau dies zu tun, immerhin hatten die Läden zu und wer nicht wagt, der nicht gewinnt, nicht wahr?! Tja, verlieren kann man aber eben trotzdem. Und so tat ich am nächsten Tag, was ich eigentlich mit diesem Post anprangere: Ich kippte literweise nicht geliertes Glühwein-Gelee (man könnte auch sagen: eine pappsüße Plörre, denn ich hatte 2:1-Gelierzucker verwendet und davon auch noch mehr, um die Verklumpungen auszugleichen) in den Gulli. Und stellte mich am Mittwoch vor Weihnachten noch mal in die Küche, um das Prozedere von vorne durchzuziehen. Glaubt mir: Beim ersten Mal macht das noch Spaß. Beim zweiten Mal will man nur fertig werden.
Ich lernte also gleich zweierlei bei meinem misslungenen Experiment: 1) Niemals verklumpten Gelierzucker verwenden und 2) 2:1-Gelierzucker ist zu süß für Glühwein-Gelee. Immerhin war der misslungene erste Anlauf also für was gut. Denn richtig geliertes Gelee wegzukippen, nur weil es zu süß ist, wäre ja noch schlimmer gewesen. Ich kaufte also für Runde Zwei 3:1-Gelierzucker, der bedauerlicherweise unverschämt viel teurer ist, weil er einem vom Handel als „Diät-Gelierzucker“ verkauft wird. Das tut schon weh. Die Alternative lautet: Aus Pektin und Zucker selbst etwas anmischen. Da hätte ich mich aber erst noch reinpfuchsen müssen, also griff ich zu Diät.
Rezept für Weißes Glühwein-Gelee
Für knapp 4 Liter Glühwein-Gelee braucht Ihr:
0,75 l Weißwein (ich habe Grauburgunder genommen und zwar nicht das billige Zeug – was pur schon nicht schmeckt sollte auch nicht ins Essen), 2,25 l weißen Traubensaft, 2 möglichst ungespritzte Mandarinen, eine Vanilleschote, 2 Zimtstangen, 6 Zimtblüten (wenn Ihr die nicht findet, geht die Welt nicht unter), 6 Nelken, 4 grüne Kardamomkapseln und 1,15 kg 3:1-Gelierzucker.
Zubereitung:
1) Die Mandarinen gründlich waschen (sollten sie doch gespritzt sein, schrubbt sie bis Euch die Finger bluten), von einer von beiden die Schale abreiben und dann beide in Scheiben schneiden.
2) Schabt das Mark aus der Vanilleschote, mörsert die Kardamonkapseln und gebt beides, zusammen mit den restlichen Gewürzen und der Mandarinenschale, in einen Einmal-Teebeutel und knotet ihn oben mit einem Band gut zu.
3) Gießt den Wein und den Traubensaft in einen großen Topf und bringt die Mischung zum Kochen.
4) Nehmt den Topf anschließend von der Herdplatte, gebt die Mandarinenscheiben und den Gewürzbeutel hinzu, rührt gut um und lasst die Mischung ein bis zwei Stunden mit geschlossenem Deckel ziehen. Drückt die Gewürze und die Mandarinen gut aus und gießt den Glühwein evtl. einmal durch ein Sieb, falls Stückchen drin sein sollten.
5) Gebt den Gelierzucker hinzu und kocht das Gelee anschließend nach Packungsanweisung.
6) Füllt das Gelee in abgekochte Gläser und verziert den Deckel mit einem Spitzendeckchen. Das könnt Ihr zwar auch lassen, dann sieht es aber auch nicht so schön aus ;)!
So, und jetzt seid Ihr am Zug. Zeigt dem Glühwein-Gelee Eure Liebe. Und sei es nur, indem Ihr das Rezept bis nächstes Weihnachten auf Pinterest pinnt oder ausgedruckt in Eure Rezept-Mappe schiebt. Aber seid versichert: Ihr verpasst bis dahin etwas …
ohhhh, also wir löffeln gerade noch das rote Glühweingelee auf’s Frühstücksbrötchen, aber sobald das Glas leer ist, werde ich mich an die Rettung des weißen Glühweins machen.
Vereinsamter Glühwein, der irgendwo in einer dunklen Regalecke steht, neee geht garnicht. Nicht in unserem Keller. Echt. Ich schwör.
Herzliche Sonntagsgrüße
Gaby
PS: Dein Rezept liest sich dafür schon zuuuu lecker ;-))) Danke für’s Teilen !
Gut, dass du dich bereitwillig dem hehren Ziel dieser Aktion unterordnest. Die Glühwein-Welt weiß das zu schätzen ;)!
hahaha was für ein ärgernis. ich hatte letzten herbst auch riesen spaß, als ich eine schokoladentarte gemacht habe, die dann halb fest geworden mit der schokoladenseite erst gegen meine beine und dann auf den boden gepflatscht ist. die sauer gewordene milch hab ich erst nach 10x waschen wieder aus meinem gewand bekommen -.- aber derlei dinge sind immerhin für geschichten gut – und das gelungene gelee sieht unfassbar lecker aus!
Das habe ich mal mit einer Kirsch-Schmand-Torte geschafft. Am Abend vor dem Geburtstag vom Freund. Die ich dann nachts noch mal gebacken habe. Ich war minimal angefressen ;)!