Lang, lang ist es her, da gab es hier auf dem Blog mal eine Gastpost-Reihe namens „Glück ist…“. Über 30 verschiedene Blogger mit ihren persönlichen Ansichten zum Thema Glück versammelte ich darunter, aber irgendwann schlief sie ein. Kann man glücksgesättigt sein? Vermutlich kann man das, was dann wohl dazu führt, dass man sich seines Glücks nicht (mehr) bewusst ist, aber ich glaube nicht, dass das der Grund war. Denn die Reflexionen anderer über das Glück ermöglichen es einem doch, sich intensiv mit seinem Glück oder der Suche danach auseinanderzusetzen. Vielmehr nahm mein Leben an Fahrt auf, änderte die Richtung und ich verlor die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Glück ein wenig aus den Augen. Was sehr schade ist. Zudem tat ich mich mehr und mehr schwer, in der Bloggerwelt die Perlen auszumachen. Ich hatte das Gefühl, in einem Meer aus seelenlosem Einheitsbrei zu ertrinken. Das ist natürlich massiv übertrieben und zudem eine Frage des Blickwinkels und der Filterblase, aber ich nahm definitiv etwas Abstand von der Blogwelt und von der „Glück ist“-Reihe. Nun ist es ja aber nie zu spät oder zu früh für Vorsätze und daher habe ich beschlossen, dem Glück und solchen Bloggern, die mich glücklich machen, wieder größeren Raum zu geben. In meinem Leben und hier auf dem Blog. Und die erste Person, die ich eingeladen habe, ihre Sicht auf das Glück mit Euch zu teilen, ist Christina von „episoden.film“.
Christinas Blog verfolge ich schon eine ganze Weile, anfangs, weil mir ihre tollen Bilder ins Auge gefallen waren, aber mit der Zeit vor allem deshalb, weil ich ihre tiefgründigen Gedanken schätzte. Und das tue ich immer noch, vielleicht sogar immer mehr. Sie selbst beschreibt sich als „Ein Kopf voll Gefühl. Ein Herz voll Gedanken.“ Und ich glaube (zumindest auf Basis meiner Ferndiagnose, denn persönlich kennen wir uns leider nicht), treffender könnte eine Selbstbeschreibung kaum ausfallen. Und wenn Ihr die folgenden Überlegungen lest, wisst Ihr sicher auch warum. In diesem Sinne: Herzlich willkommen, liebe Christina. Schön, dass du dein Glück mit uns teilst.
Ich habe beschlossen, glücklich zu sein, weil es besser für die Gesundheit ist.
Die wunderbare Fee fragte mich, ob ich an ihrem Gastblogprojekt zum Thema „Glück ist“ teilnehmen wollte. Was für eine Frage – selbstverständlich wollte ich das! Immerhin ist Glück ein Thema, das mich ohnehin die ganze Zeit beschäftigt. Doch was könnte ich zu diesem Thema beisteuern?
Also durchforstete ich meinen eigenen Blog und stellt fest, dass mir bei der Suchanfrage nach „Glück“ sage und schreibe 16 Seiten – 159 Beiträge – ausgespuckt wurden. In 159 Beiträgen hatte mich der Begriff Glück also beschäftigt. Was hatte ich denn so zu sagen gehabt zu diesem Thema? Ich spoilere: meistens waren es Formulierungen mit „zum Glück“. Ich verwende das erstaunlich oft. Aber manche Beiträge, die befassten sich wirklich in ihrer Essenz mit diesem Begriff und seiner Bedeutung.
Zum Beispiel schrieb ich darüber, dass Glück etwas war, das ich lange Zeit nicht so wirklich empfinden konnte, weil ich es in den falschen Dingen gesucht hatte. Weil ich mich abgeschottet hatte von den Dingen, die mir wirklich etwas bedeuteten. 2016 hatte ich endlich geschafft, es wieder zu finden.
„Langsam beginne ich etwas zu verstehen. Das Dickicht der Termine hatte mir lange den Blick verstellt und erst als ich es abgeschüttelt hatte und meinen Kalender leergefegt, konnte ich langsam etwas erkennen. Dass ich abgebogen war, damals, und mich mehr und mehr von mir entfernte. Ich sah, dass ich hart geworden war in den letzten Jahren und dass ich alles vermied, was diesen Schutzpanzer aufweichen hätte können. Das meiste, das ich tat, fand an der Oberfläche statt. Ich benutzte meinen Kopf, nicht aber mein Herz, denn das hatte mich enttäuscht. Oder vielleicht hatte ich es enttäuscht und es hat sich verschlossen. Jedenfalls finde ich gerade Schlüssel, es wieder zu öffnen und es fühlt sich unendlich gut an, Vorfreude zu empfinden und Freude, und einfach nur zu sein. Aber in diesem Sein geht es nicht um den Gehaltszettel und das Blech vor der Türe. Es geht nicht einmal um die Stempel im Pass. Es geht um die Momente mit Lebewesen, die vier befellte Beine haben, die bellen, wiehern oder mauzen. Es geht um Sommerabende mit geöffneten Fenstern und Notenblättern. Es geht um zwei Menschen und einen Ball. Um die ganz kleinen Dinge, in denen kein Platz für ein Smartphone ist, weil sie beide Hände, beide Beine und die gesamte Aufmerksamkeit von einem verlangen. Die Momente, in denen ich ausgelassen bin, ohne es zu merken, ohne dass der Kontrollfilter eingeschalten wird. In denen ich das Ich wiederfinde, das ich sein kann, das ich sein will und das mir bestimmt ist.“
Im Beitrag davor fand ich folgende Worte, um einen Glücksmoment des herrlichen Sommers 2016 zu beschreiben:
„Wir sind auf der Suche nach dem Glück, das wir mit den richtigen Menschen teilen können, und finden es in kleinen Momenten auf ungemähten Wiesen in der untergehenden Sonne.“
Dieses Glück, das ich im Sommer empfinden konnte, hatte ich lange gesucht. Denn die aktuellsten Beiträge waren eine Art Abschluss eines Prozesses, den ich durchlaufen war. Darüber zu schreiben, hat mir geholfen, Dinge zu verstehen. Wie einige Monate zuvor:
„Vielleicht wollte ich zuviel auf einmal. Vielleicht habe ich mich überschätzt und überfordert. Darum gehe ich es jetzt langsamer an. Ich plane im Moment nichts – eine der größten Herausforderungen an mich selbst.“
Und das scheint der Kern der Sache zu sein, immer wieder. Glück ist nicht das große Ganze. Glück ist nicht dieses Mysterium, dem man ewig nachjagt, von dem alle reden. Glück offenbart sich in den kleinen Momenten dazwischen.
„Vielleicht ist das wahre Glück, das richtige Glücklichsein, genau das, wenn du in dem Moment diese Welle an Wärme empfindest, dieses Gefühl, das dich nichts anderes als lächeln lässt, egal was sonst gerade los ist in deinem Leben. […] Weil dir gerade nichts fehlt in diesem Moment und sich die kaputte Welt trotzdem so perfekt anfühlt.“
Im Herbst 2015 schrieb ich einen unandressierten Brief, in dem ich die Frage stellte, ob mein Gegenüber wisse, was Glück für mich bedeutete. Ich beantwortete die Fragen selbst:
„Würdest du sagen, es macht dich glücklich, wenn der Herbst die Blätter bunt färbt und das Laub von den Bäumen regnet?
Würdest du sagen, mit einem Lächeln, es macht dich glücklich, wenn du bei einer Tasse Tee und einem Stück Schokoladenkuchen mit guten Freunden in einem Kaffeehaus sitzt und deine Wangen glühen, weil du so sehr ins Gespräch vertieft bist?
Würdest du sagen, dein Herz fängt an zu tanzen, wenn du in einer dunklen Konzerthalle stehst und dir deine Lieblingsmusiker deine Lieblingslieder vorsingen?
Wenn du Meeresrauschen hörst und die Brandung beobachtest?
Wenn es im Kino nach Popcorn riecht und das Licht ausgeht?
Wenn in Gedanken eine neue Reise Formen annimmt?
Wenn sich eine Katze auf deinem Schoß einrollt?
Wenn die Gespräche nicht enden und die Zeit sich anfühlt, als wäre sie stehen geblieben?
Wenn du mit alten Freunden zusammensitzt und unmaskiert und laut du selbst sein kannst?
Wenn ein Buch dich einsaugt in seine eigene Welt, ein Stück von deiner Seele nimmt und dir ein anderes dafür einsetzt, das dich ein klein wenig verändert zurücklässt?
Wenn du durch den Wald gehst, den Duft der Nadeln und des modrigen Boden riechst und nichts hörst, außer zwitschernde Vögel und einen Zug in der Ferne?
Wenn sich vor dir der Himmel auftut, mit Sternen, Wolken oder einem Regenbogen?“
Zu erkennen, dass man glücklich war, ist leicht. Zu erkennen, dass man glücklich ist, ist Kunst. (Kettcar)
Oh schön – ich habe die Reihe immer gerne gelesen!
Danke an euch beide!
… und ja, eigentlich sehr seltsam, dass die schönen Momente *rückblickend* leichter zu erkennen sind als in eben ihrem Augenblick… tsss, der Mensch… Fehlkonstruktion (*grummelnd ab* 😉
Ja, da ist irgendwas grundlegend schief gelaufen bei der Planung ;)!
liebe fee, ich freue mich sehr, dass ich die „neue Glücksreihe“ eröffnen durfte und die Worte, die du eingangs gefunden hast, haben mich so sehr gerührt, dass ich glatt ein wenig feuchte augen bekommen habe. Schön, dass ich dich gefunden habe und schön, dass du mich zurückgefunden hast. Es hat mir sehr gefallen, in der Frage nach dem Glück zu stöbern. Und bei deinem nächsten Wien-Besuch könnten wir uns ja bei einer Tasse Tee und einem Stück Schokoladenkuchen im Kaffeehaus kennenlernen <3
Alles Liebe und ich freue mich schon, wenn noch andere hier über dieses Thema sinnieren!
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir das schaffen würden. Und genauso sehr freue ich mich darüber, dass du dir die Zeit genommen hast, um über „mein“ Anliegen nachzudenken <3
selbstverständlich – es war mir eine große Ehre 🙂