Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies & Meisterwurzpeeling (inkl. DIY)

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1. Dezember 2015 / By / , , , / 9 Comments

Stellt Euch vor, Ihr fahrt ins Kleinwalsertal. Zusammen mit anderen Bloggern. Und ihr könnt frei zwischen unzähligen verschiedenen Aktivitäten wählen. Seien es Genussthemen, Mountainbike- oder E-Bike-Touren, (Barfuß-)Wanderungen, Dialektkurse oder auch völlig frei gewählte Unternehmungen. Wie wahrscheinlich ist es da, dass alle sechs Teilnehmer die gleiche Sache ganz oben auf der Liste stehen haben? Nicht so besonders, oder? Trotzdem (und das habt Ihr Euch jetzt dank meiner unglaublich spannungsgeladenen Einleitung sicher schon gedacht): Es ist genauso passiert. Alle hatten wir ein unterschiedliches Programm für die drei Tage vor Ort, aber jeder von uns wollte zum Kräuternachmittag mit Lydia Fritz. Und wer jetzt denkt „Boah, langweilig“ (ich weiß, da sind ein paar von Euch da draußen ;)), dem sei gesagt: Mit der Einstellung wird das nichts. Auf Lydia muss man sich einlassen. Aber dann wird es umso toller. Glaubt mir. Ich war dabei.

Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"
Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"
Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"

Lydia ist eine Frau „mit zwei Gesichtern“: Eigentlich arbeitet sie in einer Bank, nebenbei jedoch ist sie Kräuterfrau. Und als solche beschäftigt sie sich nicht nur seit 12 Jahren in jeder freien Minute mit dem Thema, sondern führt auch seit sieben Jahren in ihrer Kräuterwerkstatt Alchimilla Montana verschiedene Kräuterprogramme und -workshops durch. Und dass Lydia weiß, wovon sie spricht, das merkt man bereits nach fünf Minuten. Lydia liebt und lebt das Thema Kräuter und kann ziemlich viel dazu erzählen. Mit Eimerchen bewaffnet ziehen wir los in den Wald und die Felder rund um Lydias „Hexenhäuschen“. Bedauerlicherweise ist Petrus kein Kräuterfan und verkürzt unseren Spaziergang beträchtlich, aber auch in einer halben Stunde schafft Lydia es, so viel Input rauszuhauen, dass mir hinterher der Kopf schwirrt vor lauter neuem Wissen. Mehr hätte eh nicht reingepasst.

Spitzwegerich ist gut für die Haut, die Goldrute hilft bei Nierenproblemen und Blutwurz ist die Pflanze mit den meisten Gerbstoffen in Europa. Während Lydia mit strahlenden Augen vor sich hin pflückt und wir aus dem Staunen gar nicht herauskommen, wie viel man von dem, was wir für Unkraut halten, hervorragend verarbeiten und nutzbar machen kann, rattert sie Inhaltsstoffe und Anwendungsgebiete herunter und wirkt dabei, als hätte sie ein botanisches Bestimmungsbuch verschluckt und würde die Bröckchen jetzt der Reihe nach wieder ausspucken. Ich bin fasziniert, ist mein Gedächtnis doch ungefähr so verlässlich wie der Wetterbericht. Lydias jedoch referiert unbeirrt weiter: Müde oder geschwollene Augen, eventuell sogar Heuschnupfen? Kein Problem. Es gibt ja Augentrost. Und die Brennnessel entmüllt den Körper. Deswegen wächst sie auch in der Natur an Stellen, die entgiftet werden müssen. Wer auch immer sich die Evolution ausgedacht hat: Sie ist schon ziemlich gut gelungen ;)! Übrigens: Eigentlich pflückt man Kräuter am besten vormittags an einem trockenen Tag. Und der Vortag sollte sonnig sein. Da haben wir jetzt leider ziemlich ins Klo gegriffen, aber das hält uns trotzdem nicht davon ab, eifrig immer mehr Frauenmantel in unsere Eimerchen zu werfen. Einträchtig hocken meine Schwester und ich mit unseren Partnerlook-Regenmänteln auf einer Wiese in den Alpen rum, pflücken Grünzeug und finden es total knorke.

Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"
Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"
Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"

In Lydias Werkstatt angekommen geht es ans Werk. Schließlich sind wir nicht zum Spaß hier. Ein Wundbalsam, ein Kräuterwein, ein Brennnesselsmoothie und ein Meisterwurz-Peeling wollen von uns hergestellt werden. Natürlich unter Lydias fachkundigen Augen. Zuerst werden die Kräuter für den Wundbalsam vorbereitet. Die Inhaltsstoffe variieren je nach Saison, bei uns sind es Goldrute, Augentrost, stinkender Storchschnabel, Meisterwurz, Breitwegerich, Frauenmantel und Gundelrebe. Ihr habt keine Ahnung (also so wirklich gar keine) wie die einzelnen Pflanzen aussehen? Keine Angst, das ist völlig normal. Schließlich ist Lydia nicht umsonst schon seit Jahren im Thema. Kleingeschnitten kommen die Kräuter zusammen mit über einem Liter gutem italienischem Olivenöl in einen Emailletopf, werden bis 60°C erwärmt und köcheln dann eine Zeitlang vor sich hin. Auf diese Weise gehen die fettlöslichen Inhaltsstoffe an das Öl über. Und die wollen wir haben. Nach circa 30-60 Minuten wird das Öl durch ein Leinentuch (ein Teefilter tut es auch) abgeseiht und mit Bienenwachs und Wollfett noch mal erwärmt. Wenn alles geschmolzen ist, lässt man die Mischung ein wenig abkühlen, kann dann noch etwas Lavendelöl dazugeben und füllt das fertige, noch flüssige Balsam in kleine Töpfchen. Nach dem Erkalten ist das Balsam fest und kann bei allerlei Beschwerden von Hautrötungen und Abschürfungen bis hin zur Narbenlinderung eingesetzt werden. „Goretex für Wunden“ nennt Lydia das. Und ich komme nicht umher, das sehr sympathisch zu finden ;)!

Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"
Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"
Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"

Weiter gehts mit den flüssigen Kandidaten. Beide sind schnell gemacht. Der Wein wird mit Frauen- und Silbermantel erhitzt, die ihre Inhaltsstoffe folglich an den Alkohol abgeben. Getrunken wird der Wein noch leicht warm. Dadurch, dass ich seit über fünf Jahren keinen Alkohol mehr trinke, brauche ich nur am Topf zu schnüffeln und bin anschließend gefühlt so betrunken wie nach drei Schnäpsen auf Ex. Nun ja, so haben wir alle unser Päckchen zu tragen ;)! Während Frauenmantel übrigens für (oder gegen) alles eingesetzt werden kann, was „Frau“ so an Spezialbeschwerden bekommen kann (und im Zweifel auch noch für vieles andere), ist der verwandte Silbermantel auch gut für die männliche Fraktion geeignet. Das hat sicher vor allem psychologische Gründe. Als Mann Frauenmantel zu konsumieren kann identifikationsmäßig vielleicht schwierig sein. Silbermantel hingegen klingt stark und männlich und weise und erhaben und überhaupt. Wisst Ihr Bescheid.

Kommen wir zum Brennnesselsmoothie. Und damit zu einem dunklen Punkt in meiner heutigen Geschichte. Denn (so großartig ich Lydia und den Nachmittag mit ihr auch finde) dieses Gesöff aus „Müllabfuhrkraut“ und Buttermilch bekomme ich beim besten Willen nicht runter. Ich ahne es schon vorher (mag ich doch weder Green Smoothies noch finde ich Buttermilch besonders begehrenswert), gebe der Slimer-grünen Masse (googelt mal Ghostbusters, wenn Euch das nichts sagt) aber trotzdem eine Chance. Nun ja, mein hübsches GIF sagt vermutlich alles. Ansonsten könnt Ihr Euch aber auch noch mal das Kleinwalsertal-Video anschauen. Da seht Ihr mich nicht nur beim Smoothie-Erstversuch, sondern könnt auch ansonsten ein wenig hinter die Kulissen des Nachmittags blicken. Von den anderen Teilnehmern ist übrigens keiner so memmenhaft unterwegs wie meinereiner. Ganz im Gegenteil, sie finden den Smoothie teilweise sogar echt lecker. Schuld ist also nicht Lydia oder das Getränk. Das Problem liegt bei mir. Aber ich stehe auch dazu ;)!

Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"

Nachdem die kulinarische Herausforderung überstanden ist, geht es zu guter Letzt an die Zubereitung des Körperpeelings mit Meisterwurz. Nun wächst das Zeug vornehmlich in den Alpen, was das Ganze für alle Leser nördlich von München vermutlich etwas schwierig macht, aber tatsächlich seid Ihr in der Wahl der Kräuter recht offen. Während Meisterwurz und Rosmarin beleben, wirken Birkenblätter und Efeu entschlackend und Lavendel und Melisse beruhigend. Ich denke, man kann also durchaus kreativ werden. Und körperlich aktiv, denn die Herstellung ist nichts für Leute mit Gummiarmen. Und so machen wir uns mit einem großen Mörser bewaffnet ans Werk…

Duftendes Körperpeeling mit Ursalz, Kräutern und Pflegeöl

Für ein kleines Gläschen Meisterwurz-Peeling braucht Ihr:
60g Ursalz, 20g Pflegeöl nach Wahl, eine große Handvoll Meisterwurz, (Grapefruit)-Öl, einen Granitmörser, ein Porzellanmesser (im Fall von Meisterwurz), ein Brettchen und ein Schraubglas

1) Den Meisterwurz mit dem Porzellanmesser kleinschneiden. Das ist wichtig, erklärt Lydia, denn er reagiert mit Metall. Bei anderen Kräutern ist das Messer aber schnurz. Hauptsache: Schön klein.
2) Das kleingeschnipselte Zeug nun zusammen mit dem Salz im Mörser zerreiben. Und das klingt einfacher, als es ist. Am Ende darf nämlich nichts mehr von den Blättchen zu sehen sein. Kräuter und Salz müssen sich vollständig zu einer hübschen, pistaziengrünen Masse verbunden haben. Das erfordert Kraft und Ausdauer, glaubt mir. Außer man heißt Lydia. Dann geht das fix ;)!
3) Nun das Öl hinzufügen und gut vermischen. Ich habe Johanniskrautöl verwendet, das nervenberuhigend wirkt. Alternativ bietet sich auch pflegendes Ringelblumenöl oder erfrischendes Kokosöl an, das allerdings vorher durch Erhitzen verflüssigt werden muss.
4) Für die Duftnote hinterher noch ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzugeben. Ich habe fruchtiges Grapefruit-Öl verwendet (circa 4 Tropfen), wer es entspannender mag wählt Lavendel oder Minze.
5) In das Schraubglas füllen und innerhalb von einigen Wochen verbrauchen.

Und wenn Ihr dann fertig seid und es Euch an Anerkennung fehlt, dann macht es wie meine Schwester: Lobt Euch einfach selbst. Mit stolzgeschwellter Brust vor dem Mörser stehen und sagen: „Das habe ich richtig gut gemacht“. Sie hat es für Euch getestet. Es wirkt ;)!

Ein Kräuternachmittag mit Lydia im Kleinwalsertal – Von Brennnesselsmoothies und Meisterwurzpeeling (inkl. DIY) – ©"Fee ist mein Name"

Fazit: Falls es Euch mal ins Kleinwalsertal verschlägt, was ich nur empfehlen kann, dann bucht unbedingt einen Kräuternachmittag mit Lydia. Das ist nicht nur total spannend und lehrreich, das macht auch einfach einen Riesenspaß. Vor allem dank der sympathischen „Lehrkraft“, die mindestens so oft „genau“ sagt wie ich auch ;)! Und so ein Workshop inklusive Kräutersammeln und -verarbeiten ist auch gar nicht teuer. Mit 25€ für einen ganzen Tag kann man wirklich gar nichts falsch machen. Andere Angebote sind entsprechend sogar noch günstiger. Wenn ich jetzt in der Dusche stehe und mich mit meinem pesto-ähnlichen Peeling abrubbele, denke ich jedenfalls sehr gerne zurück. Begeisterung ist schließlich ansteckend. Und Lydia sprudelt vor Begeisterung nur so über.

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Vielen Dank für die Einladung zu dieser Reise an Kleinwalsertal Tourismus und speziell für den tollen Nachmittag an Lydia von der Kräuterwerkstatt Alchimilla Montana. Es war mir ein inneres Kräuterpflücken ;)! Und sowas sage ich nicht einfach so daher…

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9 Kommentare

  1. hello schnitzel sagt:

    Also, allein für den "stinkenden Storchenschnabel" könnte man sich ja mal überlegen, doch zur Kräuteruschi zu werden… Verrückt, was es alles gibt. Und was man dann auch noch damit anstellen kann. Aber diese grünen Smoothies, die kommen mir auch nicht ins Haus. Plörre.

  2. swig sagt:

    das machst Du fast so gut wie mein Fuchs 😉
    liebe Grüße!

  3. Franzy vom Schlüssel zum Glück sagt:

    Oh toll!
    Da wär ich auch gerne dabei gewesen!

  4. julia sagt:

    "inneres kräuterpflücken" 😀

    klingt auf jeden fall wirklich spannend! ich hätte auch manchmal gern 'ne kleine kräuterfee in der tasche, die mir die natur erklärt…

    • Fee ist mein Name sagt:

      Das ist auf jeden Fall sehr cool! Selbst wenn mein Gedächtnis die Hälfte schon wieder irgendwo in den Tiefen des Unterbewusstseins abgelegt hat :D!

  5. Lina sagt:

    Ach toll, das Kleinwalsertal, meine 2. Heimat.
    Leider war ich schon viel zu lange nicht mehr da.
    Das kann ich mir gut vorstellen, dass man dort bei den vielen Bergwiesen tolle Kräuter findet.
    Viele Grüße
    Lina

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