Apfelverzehr im Hause Fee läuft so: Der Freund schnippelt sich morgens einen halben Apfel ins Müsli. In dieser Zeit befinde ich mich noch selig schlummernd in den Laken. Sobald ich dann wach werde, finde ich die andere Hälfte bereits liebevoll hergerichtet zum direkten Verzehr vor. Das ist Tradition so. Wenn da morgens kein halber Apfel liegt, ist was kaputt. Wir könnten jetzt darüber streiten, dass ein ganzer Apfel noch besser wäre, als ein halber (schließlich heißt es nicht „Half an apple a day, keeps the doctor away“) – was aber noch viel größeres Diskussionspotenzial bietet, ist die Tatsache, dass unsere Äpfel immer eine Weltreise hinter sich haben, bevor sie verzehrt werden. Denn da wir auf besonders saftige und knackige Exemplare stehen, süß, aber auch mit einem Touch sauer, kommen sie in der Regel aus Neuseeland. Das, was der Supermarkt an heimischen Sorten bietet, passt da nicht ins Konzept. Und das ist ökologisch gesehen leider eine mittelschwere Katastrophe.
Nun weiß ich das nicht erst seit letzter Woche. Das war mir durchaus schon länger bewusst. Aber gab es eine Alternative? Ich sah zumindest keine. Nun habe ich mich, Asche auf mein Haupt, allerdings auch nie besonders intensiv damit auseinandergesetzt. Sonst hätte ich vielleicht schon früher gewusst, dass in Dortmund nicht nur haufenweise Äpfel angebaut werden, sondern dazu auch noch richtig leckere. Was ein Glück, dass es mich vergangenen Sonntag aufs Apfelfest beim Hof Mertin in Grevel (direkt beim Lanstroper Ei) verschlagen hat, denn sonst wäre ich vermutlich nicht nur dumm, sondern auch mit einem unnötig schlechten ökologischen Fußabdruck verstorben. Aber von vorne…
Zuerst einmal war ich mit Sicherheit noch nie in meinem Leben in Dortmund-Grevel. Dortmund hat so viele Ortsteile, da kann man einfach nicht alle kennen. Wenn sie dann auch noch am anderen Ende der Stadt liegen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man zwar den Namen kennt, aber kein Bild damit verbindet. Mein erster Eindruck: Ich bin geflasht von der Idylle. Man sagt Dortmund zwar gemeinhin nach, ein großes Dorf zu sein, aber danach aussehen tut es doch beileibe nicht überall.
Als wir in die Bönninghauser Straße einbiegen, wird uns schon von weitem klar, dass es sich hier nicht um ein x-beliebiges, kleines Hoffest handelt. Man hat das Gefühl, ganz Grevel sei auf den Beinen. Alle Bürgersteige sind zugeparkt und Jung und Alt strömen auf den Hof zu. Die Feierlichkeit zu finden, ist also kein Problem. Für ganz Blinde weist aber auch ein überlebensgroßer Apfel mit den Dimensionen eines Kleinwagens deutlich den Weg. Wir sind kaum da, da sitze ich auch schon wieder auf dem Hintern. Ich habe die hübschen strandkorbartigen Sitzgelegenheiten aus großen Apfel-Lager-Kisten und Paletten entdeckt. Und einer ist frei. Wer weiß, wie lange. Also erst mal belegen…
Doch das ist ziemlich kurz gedacht ist, wie ich bald feststelle. Denn alle „Apfelkistenkorb“-Nachbarn haben entweder Kuchen in der Hand oder ein Glas Apfelsaft oder was auch immer. Aber niemand sitzt da einfach so. Jetzt komme ich mir dumm vor. Hauptsache erst mal das imaginäre Handtuch auswerfen… Außerdem habe ich ja noch gar nichts gesehen. Also erst mal umschauen.
Was sofort auffällt: Man kennt sich hier. Der Hof und seine „Leute“ gehören dazu und bilden für einen Tag sowas wie das Zentrum von Grevel. Zumindest kommt es mir so vor. Es herrscht ein großes Treiben und ein großes Hallo, man grüßt, man plaudert (das klingt fast ein bisschen buddenbrookesk), man lässt es sich schmecken. Unfassbar wie viele Leute hier eingespannt sind. Es gibt unzählige kleine Stände und man hat die Qual der Wahl: Frische Apfelwaffeln, Apfelbeignets, Apfelstrudel oder Apfelkuchen. Dazu gibt es frischgepressten Apfelsaft, bei dem man sogar zwischen verschiedenen Sorten wählen kann. Andere Getränke gibt es natürlich auch. Und einen köstlichen Birnenkuchen mit Schokosahne. Neben der „Akutversorgung“ kann man aber auch allerhand zum Mitnehmen shoppen: Von Honig über Tomaten aller Arten bis hin zu selbstgemachten „Fleischkonserven“. Dann sind da wunderhübsche Insektenhotels, Kürbisse in allen Größen, Farben und Formen, tolle, herbstliche Gestecke und Kränze, Zierapfeläste als Dekoration und der Hofladen mit seinem vielfältigen, regionalen und selbst produzierten Sortiment, das fast einen kleinen Supermarkt ersetzt, hat auch geöffnet. Langweilig wird einem hier nicht…
Und dabei haben wir die eigentlichen Stars noch gar nicht beachtet: In großen Kisten wetteifern die verschiedenen Apfelsorten um die Gunst der Besucher. Einer schöner und perfekter als der andere. Und alle kann man probieren. Sehr wichtig, wenn man so einen Geschmacksfetisch hat wie unsereiner. Insgesamt 14 Apfelsorten werden auf dem Hof Mertin angebaut und wir testen uns durch alle, die an diesem Tag zum Verkauf stehen. Von ganz links nach ganz rechts. Und fast wirkt es, als hätte man die Sorten nach unseren Präferenzen sortiert. Denn es wird immer besser. Ganz ehrlich?! Eigentlich probieren wir ja nur um des Probierens willen. Nicht weil wir denken, dass es hier wirklich was zu holen gibt. Aber so kann man sich täuschen. Denn ganz am äußeren Rand finden sich schließlich Santana und Rubinette. Und wir denken: „Huch. Die schmecken ja. Die schmecken ja sogar gut!“ Und so kommt es, dass wir schließlich sogar mehrfach hin- und hertesten müssen, um uns zu entscheiden. Rubinette bekommt den Zuschlag. Die Sorte ist deutlich süßer als Santana, was wohl daran liegt, dass sie einen besonders hohen Zuckeranteil hat. Vielleicht auch gerade deswegen wurde sie schon mehrfach zum „Apfel des Jahres“ gewählt. Leider gibt es die Früchte wohl fast nur von Direktvermarktern zu kaufen, da sie für den Markt nicht groß genug sind. Sogar Obst wird also diskriminiert. Noch ein Grund mehr, demnächst häufiger mal nach Grevel zum Apfelkauf zu fahren…
Schließlich verschlägt es uns noch aufs Feld. Vorbei an den Heuballen, in denen Kinder toben, der Apfelkisten-Bummelbahn und der Apfelsaft-Pressung hinter dem Hauptgebäude, rein ins echte Land-Feeling. Äpfel haben wir ja jetzt schon, aber wenn nicht, hätten wir sie hier sogar auch selbst pflücken können. Den ganzen September hatte man diese Möglichkeit. Den Rest des Jahres gibt es die Früchte dann im Hofladen zu kaufen. Reihe um Reihe tragen die noch jungen Apfelbäume schwer an ihrer Last. Und ein Apfel sieht gemalter aus als der andere. Ein Erinnerungsfoto ist aber noch drin. Als Erntehelfer im eigenen Interesse werden wir abschließend noch auf dem Feld gegenüber tätig. Über-Fee-groß ragt hier der Mais in den Himmel. 20 Cent kostet der Kolben, wenn man ihn sich selbst pflücken geht. Wer kann da schon Nein sagen? Vier Maiskolben, eine Tüte Äpfel, zehn Liter frischgepresster, noch warmer Saft und zwei Zieräpfel-Äste fahren am Ende des Tages mit uns nach Hause. Zusammen mit vielen schönen Erinnerungen und Fotos. Dabei wollten wir doch eigentlich nur ganz kurz mal vorbeischauen. Ende November, vom 27.-29.11., steht „Adventszauber“ auf dem Hof-Programm und ist schon dick im Kalender eingetragen. Und im Frühjahr komme ich dann zum Erdbeerpflücken wieder. Und wenn ich wieder Äpfel brauche: Ich weiß ja jetzt, wo ich sie finde… ;)!
Liebe Fee,
yeah, das ist meine "Hood"… 😉
Komme aus Lanstrop, also quasi auf der anderen Seite des Wasserturms… 😉
Leider hatten wir letztes WE keine Zeit, aber das Apfelfest ist wirklich grandios!!!
Den Adventszauber kann ich dir nur empfehlen…
Wir staunen dort jedes Jahr 🙂
Und die Erdbeeren?
Sind die Besten!
Liebste Grüße
Julia
Hey, vielleicht lernen wir uns ja dann beim Adventszauber mal kennen ;)! Das würde mich freuen…
Das klingt ja echt klasse, die Fotos sind wieder wunderschön.
Liebe Fee,
ich versuche auch immer das Obst und Gemüse aus unserer Umgebung zu kaufen; Äpfel schon seit Jahren von einem nahegelegenen Apfelbauer. Das Gemüse am liebsten samstags vom Wochenmarkt.
Deine Fotos sehen so richtig herbstlich aus, mit Kürbis, Äpfel, Mais, Stroh und Traktor; alles dabei. Schöön.
Ganz liebe Grüße
Birgit
Als ich die Bilder hinterher durchgegangen bin, habe ich auch gleich gedacht: Das ist Herbst in Reinkultur. Und so mag ich Herbst auch sehr gerne!
hach, sieht das toll aus! apfelzeit ist super – muss gleich mal schauen, ob's so einen hof hier auch irgendwo umme ecke gibt 🙂
Zum Apfelfest habe ich es leider noch nicht geschafft, aber zum Weihnachtsmarkt – oder halt Adventszauber- war ich schon da, das ist immer sehr schön!
LG
Heidi
Bei uns gibt es auch einen regionalen Apfelmarkt, auf dem unzählige Sorten probiert und gekauft werden können. Allerdings ist auch außerhalb des Markttages das regionale Angebot auf dem Bauernmarkt zum Glück bei uns sehr groß – fast jeder Bauern hat seine eigenen Apfelsorten und die Rubinette mag ich auch besonders gern. Schöne Fotos hast du mitgebracht.
Herzlich, Katja
Ich muss mal schauen. Vielleicht habe ich ja auch nur keine Ahnung oder noch nie gut genug geschaut. Der Markt in Dortmund ist leider kein allzu großes Highlight. Aber ich bleibe dran ;)!