Im Normalfall steht zu Beginn einer Reise das Ziel fest und danach entscheidet man sich für eine Unterkunft. In diesem Fall war die Reihenfolge eine andere: Ich stolperte zufällig über das erst im März eröffnete Boutique-Hotel „The Roosevelt“, hyperventilierte ob spontanentflammter Liebe und entschied stehenden Fußes „Middelburg wir kommen“. Tatsächlich musste ich den Freund, der anfangs „Aber das ist ja gar nicht direkt am Meer“ nölte, erst noch von seinem Glück überzeugen, aber wie man sieht, war ich erfolgreich. Zum Glück. Denn das Hotel ist der Hammer.
Wie sich das für ein ordentliches Boutiquehotel gehört, ist jedes Zimmer individuell gestaltet. Auf der Hotel-Website kann man sich anschauen, was einen jeweils erwartet und bei der Buchung auch eine Präferenz angeben. Ich schoss mich sofort auf Zimmer Nummer 15 ein, ging aus einigen diesbezüglichen Diskussionsrunden mit dem Freund als klarer Sieger hervor und bestand im Anschluss darauf, dass wir persönlich anrufen* und uns das Zimmer definitiv zusichern lassen, um nichts dem Zufall zu überlassen. Zu den anderen 27 Zimmern (in fünf verschiedenen Kategorien) kann ich also nicht viel sagen, aber ich bin sicher, sie sind genauso großartig wie dieses hier.
* Merke: Immer wenn auf diesem Blog „wir“ und „anrufen“ in einem Satz genannt werden, könnt Ihr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ich den Freund genötigt habe, den Hörer in die Hand zu nehmen. ICH HASSE es zu telefonieren. Geht gar nicht.
Zimmer 15 besticht durch seine über vier Meter hohen Decken (qualitative Schätzung meinerseits), das warme Farbkonzept, die großartigen Lampen, das schönste Sofa der Welt, die unverputzten Wände, einen riesigen Spiegel hinter dem Bett, der quasi die Wand zum raumteilenden Dusch/WC-Element bildet, tolles Fischgrät-Parkett, eine Waschgelegenheit im Schrank und ebendiesen Schrank, der komplett wandfüllend ist (ich schätze bei über 25 Quadratmeter Wandfläche) und damit sicherlich als weltgrößter Hotelzimmerschrank durchgeht. Mindestens. Wer dieses Zimmer nicht liebt, mit dem ist definitiv was kaputt. Ach ja, erwähnte ich schon das Boxspring-Bett?! Und das Zimmer grenzt an die Präsidentensuite. Was einen irgendwie zum Vizepräsidenten des Hotels macht.
In jedem Zimmer wurden Wände, Böden, Decken und Türen weitestgehend erhalten und durch teils moderne Möbel und Accessoires, teils aber auch Vintage-Stücke ergänzt, angelehnt an den eleganten Stil der Dreißiger und Vierziger, der Zeit der Präsidentschaft von Franklin D. Roosevelt, der Vorfahren aus der Gegend hatte und nach dem das Hotel benannt ist. Die Kosmetikartikel auf den Zimmern stammen von C.O. Bigelow, eine Marke, die Eleanor Roosevelt für ihre Gäste bereithielt. Nicht ganz historisch korrekt, aber natürlich großartig: Ein großer Flachbildfernseher, der Mirroring vom Handy oder Tablet unterstützt, leistungsfähiges, kostenloses Wifi sowie eine Nespresso-Maschine.
Frühstück gibt es bei gutem Wetter (und wenn man das Glück hat, einen der circa zehn Tische zu erwischen) im schönen, geschützten Innenhof des Hotels. Da sitzt man dann unter dem hoteleigenen Aussichtsturm, der „Lange Jan“, der Turm der benachbarten Abtei schaut auch übers Dach hinweg zu, wird gewärmt von alten Backsteinwänden auf der einen und schönen, neuen Holzwänden auf der anderen Seite, beobachtet die an der holländischen Küste allgegenwärtigen Dohlen dabei, wie sie versuchen, die Essensreste von den bereits verlassenen Tischen zu erbeuten, und urplötzlich sinkt die Aufmerksamkeit für die Umgebung auf ein Minimum. Dann nämlich, wenn das Tablett mit den morgendlichen Köstlichkeiten mit einem Lächeln auf den Tisch gestellt wird.
Ich bin ja eigentlich kein großer Frühstücker und die meisten der üblichen Hotelbuffets animieren mich auch nur bedingt von dieser Gewohnheit abzuweichen, aber im „The Roosevelt“ habe ich jeden Morgen schön brav meinen Anteil am Gebotenen inhaliert. Buffet ist hier nämlich nicht. Stattdessen gibt es jeden Morgen eine Auswahl aus Brötchen, Brot, Croissant und meistens auch noch Schokocroissant, dazu einen Teller mit Käse und Schinken, je ein Gläschen Schokoladenaufstrich und Marmelade, frisch gepressten Orangensaft, für jeden ein (wechselndes) Gläschen mit Joghurt und Obst oder Müsli, und abwechselnd kleine Leckereien wie Rührei und Pfannkuchen oder auch am Wochenende mal beides. Dazu noch Kaffee oder Tee nach Wunsch und alle sind glücklich.
Alternativ kann man natürlich auch drinnen frühstücken. Der extrem schicke Eingangsbereich des Hotels fungiert gleichzeitig als Frühstücksraum, als Weinbar „D’Oriënt“, die auch Nicht-Hotelgästen offensteht, und Empfangsbereich. Statt einem förmlichen Tresen hinter dem ein (im besten Fall sogar noch livrierter) stocksteifer Hotelmitarbeiter mit großer Ernsthaftigkeit das Ein- und Auschecken absolviert, trifft man hier zu den meisten Zeiten entweder die stets gutgelaunte Raymonde oder ihren Mann Martin van der Louw an der Bar an, die Besitzer des Hotels, die sich mit viel Engagement um alle Belange ihrer Gäste kümmern und sogar selbst beim Servieren des Frühstücks mitanpacken.
Auch hier setzt sich die Liebe zum historischen Detail und zum Namensgeber fort. Aquamarin, die Lieblingsfarbe Roosevelts, ist sowohl in den öffentlichen Bereichen als auch in den Zimmern des Hotels immer wieder anzutreffen. Es gibt seine Lieblingszigarren, seine Lieblingsblumen und sein Lieblingsbuch. All das aber ohne aufdringlich zu sein. Verantwortlich für die Gestaltung des Hotels ist übrigens die Interior-Konzept-Agentur E.S.T.I.D.A und sie haben echt ganze Arbeit geleistet.
So ganz alt, wie das Gebäude auf den ersten Blick wirkt, ist es übrigens gar nicht. Middelburg wurde im Krieg ziemlich zerbombt, allerdings wurde beim Wiederaufbau darauf geachtet, den architektonischen Traditionen gerecht zu werden. Ursprünglich beherbergte das in den Fünfzigern errichtete Gebäude die städtische Wasserbehörde, deren Logo, ein Wal, sich sowohl in den Glasmosaiken der Türen als auch oben auf dem Turm wiederfindet. Apropos Turm, da kann man auch draufklettern. Zumindest wenn man kein Problem mit schmalen Wendeltreppen hat. Belohnt wird man dafür mit einer tollen Aussicht über die Stadt und das auch noch ganz umsonst. Pro-Tipp von meiner Seite: Wenn man sich NICHT die schwere Kameratasche mit allen Objektiven, dem iPad und was man sonst noch immer so mit sich rumschleppt, um den Hals hängt, geht es eventuell leichter ;)!
Preislich haben wir pro Nacht im Juni im Superior Zimmer knapp 150€ pro Nacht inklusive Frühstück bezahlt. Für ein Vier-Sterne-Haus mit der Güte, dem Angebot und dem unfassbar netten persönlichen Touch finde ich das richtiggehend günstig. Klar, da fährt man nicht unbedingt zwei Wochen hin, aber das muss man ja auch nicht. Übrigens waren gerade die letzten Arbeiten für die Installation eines Hot Tubs und einer kleinen Sauna im Innenhof im Gange. Das kann man demnächst also auch mitnutzen. Nur fürs Parken muss man extra 10€ pro Tag kalkulieren. Das Parkhaus liegt ein paar Gehminuten durch die Innenstadt entfernt, ist aber gut zu erreichen und zum Ein- und Ausladen kann man direkt vor das Hotel vorfahren. Wenn man den Weg durch die Einbahnstraßen kennt ;)!
Und jetzt? Jetzt sitze ich hier zuhause und will zurück. Der Freund (der mich ziemlich gut kennt und weiß, dass ich eine Abneigung gegen Wiederholungen habe und immer Neues entdecken will) hat schon auf der Rückfahrt augenzwinkernd zu mir gesagt: „Da können wir ja ruhig noch mal hinfahren, oder? Die Zimmer sind ja alle anders!“ Und Recht hat er. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Aber ob ich dann überhaupt ein anderes Zimmer haben möchte, das muss ich mir noch mal überlegen…
Boa, das ist ja ein tolle sHotel!
*Seufz*
leider nicth in usnerer PReisklasse.. aber ich hab ja deineBilder zum anschaun 🙂
Viele liebe Grüße
Franzy
Das Hotel sieht wirklich toll aus! <3
Liebe Grüße, Biene
wow!
wahnsinnnig schön, ich bin echt begeistert und möcht jetzt am liebsten auch SOFORT da hin! 😉
hab eine schöne woche,
rebecca
zumindest die präsidentensuite müsste man bei dem hotelnamen doch noch besuchen 😉
sieht hübsch aus dort …….
Ja, dafür müsste ich dann aber doch ein bisschen länger sparen :D!