Als ich am Sonntag meine Fotoordner nach Bildern für die kleine Vogelperspektiven-Retrospektive „aus der Schublade“ durchwühlt habe, fand ich nicht nur die Welt von oben, sondern vor allem auch noch haufenweise vernachlässigte Urlaubsfotos, die ich eigentlich schon lange, lange, lange mal gezeigt haben wollte. Scheinbar war ich im letzten Jahr eindeutig zu viel unterwegs, denn ich komme mit meinem Output einfach nicht hinterher ;)! Nun ist das hier kein Nur-Reiseblog, sondern ein Auch-Reiseblog und das finde ich nach wie vor sehr gut so, denn ich mag meinen kleinen Gemischtwarenladen und das breite Themenspektrum – es spiegelt mich einfach in Gänze wider. Trotzdem ist es schade, dass da so viel auf Halde liegt, das eigentlich wert wäre, geteilt zu werden. Da sind noch Barcelona-Reste, ein bisschen Rom habe ich auch noch, fast die komplette Hansetour ist noch übrig, von St. Peter-Ording habe ich bisher nur das Video gezeigt und auch aus Holland habe ich noch Material. Und das waren nur die ganz privaten Trips. Zusätzlich habe ich noch etwas Gent und vor allem Dubai in der Hinterhand. Ich könnte das also auch 24/7 hier machen ;)!
Nun habe ich noch niemanden gefunden, der mich dafür bezahlt, hier mit meinen Bildern und Erinnerungen um mich zu schmeißen, und so lange muss es bei ein paar Posts die Woche bleiben, aber mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und so haue ich einfach ab und zu mal noch ein paar dieser schon quasi antiken Memorabilia raus ;)! Und da man ja irgendwo anfangen muss, habe ich mich heute spontan für W wie Wismar entschieden. Weil: Wir waren nur ganz kurz da, vier oder fünf Stunden, und das Programm ist daher übersichtlich. Und übersichtlich ist gut.
Wismar also. Wieso eigentlich Wismar? Gute Frage. Eigentlich stand Wismar gar nicht auf unserem Programm. Geplant waren Rostock, Lübeck, Hamburg und zum Abschluss Bremen. Und weil man nie genug Tipps haben kann, fragte ich auf Facebook in die Runde, was wir dann da so überall gesehen, gemacht, gegessen und fotografiert haben sollten. Und die Elbmadame meldete sich und sagte: „Ist zwar weder das eine noch das andere, aber im Prinzip kommt Ihr da eh vorbei – Ihr solltet nach Wismar.“ Und weil die Elbmadame grundsätzlich einen guten Geschmack hat, die Google Bildersuche, meine To-Go-Lösung bei der Frage „Lohnt sich ein Reiseziel?“, schicke architektonische Ansichten ausspuckte und die sich die Stadt prima in unser „Hansestadt“-Thema pressen ließ, beschlossen wir (oder besser ich und teilte dem Freund diese Entscheidung mit): Auf dem Weg von Rostock nach Lübeck lässt sich prima so ein Wismar-Nachmittag reinquetschen. Gesagt, getan.
Wir erreichen Wismar gegen Mittag mit nichts als unseren Handys und voller „keine Ahnung von nix“. Ich konsultiere also Instagram und Instagram und seine User sind mal wieder ein Quell unerschöpflicher Reisetipps. Besser als jeder Reiseführer. Im Ausland klappt das sicher nicht so gut, aber auf unserer kleinen Deutschlandtour sind wir immer bestens versorgt. Wir entschließen uns zu einem kleinen, wahrscheinlich typischen Sightseeingprogramm quer durch die UNESCO-Welterbe-gekrönte Altstadt mit dem wirklich sehenswerten Marktplatz, seinen bunten Bürgerhäusern und der „Wismarer Wasserkunst“ (inklusive „Nix und Nixe“, den beiden aus Tierköpfen urinierenden Bronzestatuen, sowas hat ja schließlich auch nicht jede Stadt), laufen weiter durch die Krämerstraße, vorbei an der alten „Löwen-Apotheke“, die heute wohl ein nettes Café beherbergt, bis wir durch verwinkelte Gassen schließlich die Schweinsbrücke erreichen, von der man mir berichtete, ich müsse dem Schwein in Rückenlage den Bauch streicheln, damit mir unendliche Glückseligkeit für heute und immerdar gewährleistet sei. Oder so ähnlich. Und da man sich an solche Ratschläge immer halten sollte, genau wie man Kettenbriefe immer weiterleiten muss, halte ich mich dran. Klare Sache ;)!
Und weil da quasi gegenüber gerade eh die Nikolaikirche rumsteht und ich trotz mangelnder Religiösität total darauf stehe, mir Kirchen anzugucken, gucken wir uns die Kirche an. Manchmal kann es so einfach sein. Rumlaufen und Sachen angucken. Ohne richtigen Plan, aber trotzdem gut. Wikipedia sagt dazu: „Die Kirche St. Nikolai von Wismar wurde von 1381 bis 1487 als Kirche der Seefahrer und Fischer erbaut. Sie gilt als Meisterwerk der Spätgotik im nordeuropäischen Raum.“ Wisst Ihr Bescheid. Ich habe zwar nicht wirklich Ahnung von Spätgotik, mache aber gerne Fotos von Kirchengewölben. Und suche nach netten Details. Und davon gibt es hier einige. Lustige Kerzenhalter, sinnierende „Bankdrücker“, opulente Kronleuchter und das Fresko „Wurzel Jesse“ zum Beispiel, wobei das eher kein Detail ist, sondern eine massiv wandfüllende Malerei direkt am Eingang, die nicht zu übersehen ist. Aber dafür sehr hübsch. Kann man also auf jeden Fall machen.
Anschließend haben wir Hunger. Wie gut, dass die Elbmadame uns nicht nur Wismar ans Herz gelegt hat, sondern auch das Café Glücklich, das nur ein paar Meter weiter die Straße zurück an der Schweinsbrücke 7 liegt. Und das möchte ich Euch hiermit auch ans Herz legen, denn der Name ist Programm. An einem Tisch direkt am offenen Fenster und damit so gut wie draußen stärken wir uns an Eiskaffee und Torte, die es hier nicht nur, aber auch in etlichen veganen Varianten gibt. Nach hinten raus gibt es auch noch einen kleinen kuscheligen Innenhof, aber wir entscheiden uns eindeutig für die Sonnenseite. Das ist nämlich bei mir Programm ;)!
Zum Abschluss schauen wir noch beim Alten Hafen vorbei. Die Maxime „Wasser macht jede Stadt besser“ zieht auch hier und wie immer zieht es mich deshalb genau dorthin. Dass da ein schickes altes Stadttor rumsteht, schadet der Kulisse auch nicht unbedingt. Ganz besonders augenfällig ist auch das rote Fachwerkhaus „Gewölbe“, das sich im wahrsten Sinne des Wortes über die Grube beugt, einen Bach, der sich vom Hafen aus durch die Stadt schlängelt. Fazit: Wieso an Wismar vorbeifahren, wenn man auch anhalten und sich für ein paar Stunden die Stadt anschauen kann? Irgendwie kennt man doch viel zu wenig in seinem eigenen Land. Deswegen: Öfter mal (ungeplant) irgendwo anhalten und sich umschauen erweitert den Horizont und spült neue Erinnerungen ins Herz und in den Fotoordner. Und wer will sich darüber schon beschweren?
Ein schönes Städtchen. Mir gefällt – wie so oft bei dir – dein Blick für all die schönen Details.
GLG Sabine
Deine Fotos sind supertoll!
sehr hübsch! ich sollte wismar beim nächsten see-besuch mal anpeilen… so eine tour möchte ich auf jeden fall noch mal machen 🙂 das schweinchen überzeugt mich einfach!
(in hafen/handelsstädten gibt's eigentlich immer eine nikolai-kirche – der typ ist schutzheiliger von seefahrt und handel… jaja… das weißt du bestimmt, aber irgendein komischer klugscheißdrang zwingt mich das gerade zu schreiben)
Ja, wenn das Schweinchen nicht überzeugt, dann weiß ich es auch nicht ;)!
Und das mit St. Nikolai hätte ich mir denken können, so richtig klar war es mir aber tatsächlich nicht. Dabei haben wir auch eine Nikolaikirche in unserer schönen Hansestadt Dortmund. Klugscheißen war also maximal erfolgreich ;)!
Lustige Statuen gibt es da in Wismar 🙂
Das sieht total hübsch aus, dank deinem "Gemischtwarenladen" und den Reisefotos, wächst meine Liste mit Reisezielen stetig und unaufhaltsam 🙂
Aber es gibt einfach so viele Orte, die gar nicht genug Anerkennung abbekommen. "Stockholm, London, New York"- jaja kennt man, aber Wismar steht wohl nicht gleich n nächster Stelle. Deswegen ist es immer schön, deine Urlaubsfotos zu sehen, egal ob kruz nachher oder zeitverzögert!
GLG Charlotte
Hihihi und noch einmal hab ich ein Grinsen im Gesicht, wie du "meinem Schweinchen" den Bauch kitzelst 😉 Ich glaub das ist wirklich einer der schönsten Posts über mein Heimatstädtchen und ich krieg Lust Berlin mal wieder den Rücken zukehren. Danke :))
oh wie liebe ich wismar! das ist hanse in bestformat dort oben. und erst die ganzen strände drumherum… die insel poel musst du das nächste mal mit einplanen. klein, aber fein. und die ganzen anderen tollen hansestädte im nordosten. lauter kleine juwele die entdeckt werden wollen. feue mich auf mehr von deiner hansetour! alles liebe, tine
Ja, Poel hätten wir gerne auch noch gemacht, wenn der Zwischenstopp schon früher festgestanden hätte… So muss das für ein anderes Mal reichen. Aber es stehen auch noch so viele schöne Städtchen entang der Küste aus. Ich bin sicher, wir kommen irgendwann wieder!
Sach ma…mit den Kirchen, da hab ich irgendwie immer Schiss, dass man nicht knipsen darf. Obwohl ich das immer gerne machen würde, traue ich mich dann nicht….und deswegen geh ich schon gar nicht mehr in irgendeine Kirche (also außer zu anderen Anlässen;)
Ich frage einfach vorher immer, da ist man auf der sicheren Seite :)! Natürlich nie während Gottesdiensten oder so, immer nur zu normalen Besuchszeiten. Rechtlich gesehen braucht man die Erlaubnis, weil es kein öffentlicher Raum ist…
Liebe Fee,
wir waren vor ein paar Jahren leider nur für einen Tag in Wismar: toll, toll, toll.
In einer kleinen *Suppenfabrik* haben wir zu Mittag gegessen und sind den Rest des Tages durch die Sträßchen flaniert: schön, schön und nochmals schön!
Deine Fotos haben diese positiven Erinnerungen in mir wachgerufen! Auch: SCHÖN!
Lovely hugs und ein schönes Wochenende für dich
( – ich düse jetzt zu *Elkedag* und kaufe ein Täschchen für mein Patenkind – vielleicht reicht´s noch für einen Besuch im Eiswerk 🙂 )
Molly
Für Eis ist es mir ja persönlich noch zu kalt, aber ich freue mich auch schon auf den Sommer, dann schaue ich da auch regelmäßig vorbei ;)!
Ohhh, ich mag Wismar, ist schön da! Mein Highlight ist ja die Tittentasterstraße, ich weiß nicht, wer da auf die Idee gekommen, die so zu nennen, aber ich finds großartig und immer ein Bild wert 😀
OH NEIN, wie konnte ich die denn verpassen? Die wirklich wichtigen Sachen erfährt man immer zu spät. Naja, noch ein Grund um noch mal wiederzukommen ;)!
Liebe Fee, als ich deinen Post vor 1,5 Wochen gesehen habe, musste ich breit grinsen, denn die letzte Woche habe ich in der Nähe von Wismar verbracht und so habe ich mich über das perfekte Timing sehr gefreut. Natürlich wurde dann gleich am ersten Tag das Café Glücklich aufgesucht und ein Weile darauf zutiefst wieder verlassen. Öhm ja, und am nächsten Tag haben wir dort direkt wieder eine kleine Kaffeepause eingelegt, denn wie du schon gesagt hast: Das Café macht seinem Namen alle Ehre 😀
Sehr gut, prompte Umsetzung, so lob ich mir das ;)!
Fahre heute aufgrund deines Posts mit meinem Freund nach Wismar. Deine tollen Bilder haben mich sofort überzeugt. Natürlich werde ich als erstes das Schweinchen kraulen^^
Danke für den tollen Tipp!
Dann wünsche ich ganz viel Spaß :)!
Klingt super, Fee!!! Wart ihr auch auf Poel…und kann man von Wismar aus die Ostsee sehen? Würdest Du eher in Wismar oder in Schwerin ein paar Tage verweilen?
Liebe Grüße, eine neue Blogmitleserin! 🙂
Nein, auf Poel waren wir leider nicht, das ließ unser Zeitplan nicht zu. Da ich in beiden Städten nur sehr kurz war, möchte ich darüber kein Urteil fällen. Ich bin sicher, beide sind eine Reise wert…