Fotografieren im Dunkeln ist schon schwierig genug. Noch schwieriger ist das ohne Stativ. Und am allerschwierigsten ist es, wenn man nicht alleine unterwegs ist, sondern sich mit Tausenden anderen durch die Straßen einer mittelalterlichen Stadt schiebt. Umso erleichterter bin ich, dass ich Euch trotzdem ein paar nächtliche Eindrücke aus Gent präsentieren kann – denn schließlich verschlug es uns genau deswegen ausgerechnet Ende Januar nach Flandern (und nicht etwa in einem Monat mit kuscheligeren Außentemperaturen): Gent lud zum dritten Lichtfestival. Nachts und draußen :)!
Nach 200.000 Besuchern im Jahr 2011 und sagenhaften 500.000 Lichtjägern 2012 ließ sich die Stadt dieses Mal drei Jahre Zeit um ein noch größeres, noch tolleres und noch bunteres Event auf die Beine zu stellen. 640.000 Gäste schoben sich schließlich an vier Abenden entlang einer fünf Kilometer langen Wegstrecke um einen oder auch zwei Blicke auf die 44 Installationen internationaler Lichtkünstler zu werfen. Und mittendrin: Drei deutsche Bloggerinnen, ein völlig geflashter Begleiter von Tourismus Flandern-Brüssel (geflasht von der Stadt und vom Festival, aber vor allem von der Spezies „Blogger“ ;)) und Annemarie, ihres Zeichens agile Stadtführerin mit doppelt so viel Lenzen auf dem Buckel wie wir, aber auch locker doppelt so viel Energie.
Während wir noch damit beschäftigt waren, uns am ersten Abend durch die flämischen Spezialitäten von Stoofvlees bis Waterzooi zu futtern, schmetterte Annemarie uns schon eifrig Zahlen, Fakten und Namen um die Ohren. Die ich mir in der Mehrzahl alle nicht gemerkt habe. Was mir umso mehr leid tut, da Annemarie, die keine deutsche Muttersprachlerin ist, sie sich am Abend vorher alle haarklein in Deutsch und mit viel Liebe auf Karteikärtchen für uns notiert hatte. Ich weiß aber noch: Ich war extremst beeindruckt. Von Annemarie und den Fakten. Leider sind 44 Installationen und fünf Kilometer ein bisschen viel für schon foodkomatöse Blogger, die außerdem an jeder Straßenecke stehenbleiben und hundert Fotos machen, also legten wir einen groben Schlachtplan mit zentralen Stationen fest und stiefelten los. Allen voran Annemarie mit ihrem Leuchtstab und wir brav hinterher.
Und dieser Leuchtstab war Gold wert. Denn so eine wild fotografierende Bloggertruppe kann schon bei Tageslicht und normaler städtischer Auslastung leicht verschütt gehen – im Dunkeln und gefangen im Strom der Hunderttausenden ist so eine Annemarie aber schneller futsch als man „leuchtender, aufblasbarer Riesenhase“ sagen kann, vor allem wenn besagte Annemarie einen Schritt draufhat, der jeden olympischen Geher erblassen lässt. Irgendwann gewöhnte sich Annemarie an den Gedanken, dass wir nicht mal einen Bruchteil unseres Pensums schaffen würden, und wir gewöhnten uns an den Gedanken, dass wir nicht von jedem Lichtobjekt druckreife Fotos mit nach Hause bringen würden (oder vielleicht auch gar keins), und so verbrachten wir den Restabend in trauter Gemeinsamkeit irgendwo zwischen Stechschritt und bloggereskem Schneckentempo ;)!
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Und was soll ich sagen? Wir haben nur einen Bruchteil gesehen, aber das was ich gesehen habe, fand ich super. Vom Leuchtkugelballett zu eigens komponierter Musik vor der Sint-Niklaaskerk („Globoscope“ von Collectif Coin) über das interaktive „Dancing House“ von Klaus Obermaier, die besagten Riesenhasen („Intrude“ von Amanda Parer) und die mehrminütige Projektion „Horta“ von Théoriz auf das bischöfliche Palais (siehe meinen klitzekleinen Videoschnipsel oben) bis hin zur Leuchtschnurinstallation („Our Hose Ghent“ von THEM Sculptures) und meinem Highlight, der Glühbirnenwolke mit Mitmach-Ein-Aus-Funktionalität („Cloud“ von Caitlind r.c. Brown & Wayne Garret) – alles sehr sehenswert und im Ganzen sicher für gleich mehrere Abende unterhaltsam.
Nun findet das nächste Lichtfestival zwar erst 2018 statt (gemein, nicht wahr?), aber so ein nächtlicher Gent-Besuch lohnt sich tatsächlich immer. Kaum legt sich die Dämmerung über die Stadt, wird die Festbeleuchtung angeknipst. Und gefeiert wird hier jeden Tag. Das tolle Illuminationskonzept wurde sogar bereits mehrfach ausgezeichnet und kann entlang einer eigenen Lichtroute bis Mitternacht besichtigt (UND in aller Ruhe fotografiert) werden. „Spaziergang durch eine feenhafte Stadt“ nennt sich das. Und wenn Gent mein Herz nicht eh schon erobert hätte, spätestens mit diesem Titel hätten sie es geschafft. Ganz bezaubernd eben :)!
Vielen Dank an Tourismus Flandern-Brüssel für die Einladung nach Gent. Meine Begeisterung ist natürlich wie immer meine eigene und mit dem Wunsch nach einem lichtstarken Zoomobjektiv muss ich auch ganz alleine klarkommen ;)! Das hab ich jetzt davon…
Toll.. so ein paar Fotos waren ja damals schon auf IG zu begucken. Da war ich schon beeindruckt. Das wäre was für mich! Hach.. danke für die schönen Eindrücke ♥
Super tolle Bilder.. gefällt mir richtig gut.. im Oktober war ich mit meiner Familie in Berlin und dort war auch das "Festival of Lights".. Ich denke zumindest, dass es wahrscheinlich unter demselben Motto stand (kann ich das so sagen?).. Leider haben wir davon nicht so viel mitbekommen, weil unser Hotel etwas außerhalb lag und wir jeden Tag relativ kaputt waren.. naja.. ich bin ja noch jung und werde sowas sicherlich auch mal zu sehen bekommen – nach diesen Bildern MUSS ich das auf jeden Fall auch mal sehen.. 😀
Liebe Grüße
wirklich schön 🙂 sieht sowas von bezaubernd aus im dunkeln!
ich mag solche anstrahle-aktionen und war in berlin ganz froh, dass die jeden oktober das festival of lights feiern… gibt doch nix schickeres als den doofen lichtmangel mit solchen aktionen zu verschönern!
Die glühbirnenwolke udn de rHase sind meine Favoriten..
da kann sich usner studiengang noch was von abschneiden udnd as, obwohl wir berühmt sind für usnere Lichtisntallationen 🙂
Ganz viele liebe Grüße
Franzy
Was ist dein dein Studiengang :)?
Toller Bericht und schöne Fotos. Ich finde es ganz gut, dass es nur alle zwei Jahre ist, so kann man sich immer eine Auszeit nehmen 😉 ….jährliche Events können schnell zur Routine werden und das wäre schade. Ich glaube für 2018 😉 merke ich es mir noch einmal vor und dann aber mit etwas mehr Planung als dieses Mal, ich habe zwar viel gesehen, aber trotzdem das Gefühl gehabt das es noch so viel mehr gibt. Meine nächtliches Waffelessen 😉 wieder aber auf jeden Fall beibehalten !!!
Psst, das sind sogar drei Jahre ;)! Aber nächtliches Waffelessen unterstütze ich absolut…
echt zauberhafte Fotos !
ich war heute nach meiner Weiterbildung in Dortmund mit der Kamera (analog) unterwegs, den "Platz von Hiroshima" mit dem Zengarten fand ich toll, das ist echt eine gute Idee und dann waren wir noch in der Kirche in der Nähe vom Hbf, in der zur Zeit Kunst ausgestellt wird..die Kunst fand ich aber echt komisch 😀
Ich bin auch ganz hin und weg von der Glühbirnenwolke – schon alleine deshalb, weil sie anscheinend Menschen glücklich machen kann – zumindest sehen alle Leute darunter ganz fasziniert und selig aus.
Und davon mal ab weiß ich gar nicht was du hast -. da sind dir doch absolut tolle BIlder gelungen
Herzlich, Katja.
Man darf nur nicht zu nah ranzoomen ;)! Aber ansonsten gefallen sie mir auch…
Gent ist wirklich schön, und deine Fotos wie immer ein Augenschmaus. Aber das nächste Mal müsst ihr unbedingt nach Brügge gehen!
Aber da war ich doch letztes Jahr :)!