Dortmund hat nicht das allerbeste Image. Wenn mich jemand fragt, wo ich herkomme, ernte ich nicht selten mitleidsvolle Blicke, gefolgt von einem bedeutungsschweren „Oooohhh, ok“. Und das immer von Leuten, die noch nie hier waren. Klar, wir haben keine malerische Altstadt und der Dortmund-Tatort (so geil ich ihn finde) hat auch nicht gerade dazu beigetragen, das Bild der Stadt abseits von Naziproblemen zu beleuchten (oder zumindest wird dieser Teil gerne übersehen), aber trotzdem (oder auch gerade deswegen) werde ich nicht müde zu betonen, dass ich meine Heimat liebe.
Daher freue ich mich sehr, als Blogger Teil der neuen Dortmunder Imagekampagne „Dortmund überrascht. Dich“ zu sein und alle acht Wochen einen Post für die dazugehörige Website beizusteuern. Und ich gebe zu: Die hat mich wirklich überrascht. Positiv. Denn so sehr ich Dortmund-Fan bin, das mit der Eigenvermarktung lief meiner Meinung nach bisher nur so semioptimal. Und deswegen poste ich meine Beiträge auch zusätzlich noch hier, denn wer auf „Dortmund überrascht. Dich“ geht, zeigt zumindest schon ein grundlegendes Interesse an der Stadt. Hier hingegen sammeln sich Leser aus ganz Deutschland und noch darüber hinaus. Und die müssen schließlich auch überzeugt werden. Und wie ginge das besser als mit Sonnenuntergängen ;)?!
Es soll ja Leute geben, die immer noch davon überrascht sind, dass wir hier im Pott nicht (mehr) unter einer beständigen Smogwolke und zentimeterdichten Ascheschicht leben. An die Zeiten, in denen der Himmel über Hörde vor allem vom Hoesch-Abstich bunt gefärbt wurde, kann ich mich zwar auch noch erinnern, aber – echt wahr – das ist Geschichte und heute steht hier zwar immer noch viel Industrie rum, aber vieles davon nur noch in kulturhistorischer Funktion.
In Dortmund scheint die Sonne, genauso wie überall anders auch, lässt viel Grün wachsen – ja, echt wahr – und das Beste: Genau wie überall anders auch, taucht sie die Stadt abends in wunderschöne Sonnenuntergänge. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass unsere Pott-Sonnenuntergänge etwas ganz Besonderes sind. Besonders farbig, besonders intensiv, besonders schön. Vielleicht glaubt die Sonne ja auch, dass wir hier etwas aufzuholen haben…
So oder so, man nimmt, was man kriegt (und das am besten mit vollen Händen). Und weil ich mein Glück gerne teile (hier in Form von schönen Sonnenuntergängen), verrate ich mit Freude meine liebsten Sonnenuntergangsspots der Stadt. Wer weiß, vielleicht sieht man sich ja demnächst mal – es ist genug Sonne für alle da.
1. Ein Abendspaziergang am Phoenix-See
Zu einem meiner Lieblingsorte in Dortmund hat sich in den letzten Jahren der Phoenix-See gemausert. Ich weiß, es gibt viele Leute, die rummosern – zu eng bebaut, überhaupt zu viele Baustellen, lärmende Jugendliche und haste nicht gesehen – aber solche Leute finden wahrscheinlich auch Katzenbabys doof. Allen kann man es sowieso nie recht machen. Wer jahrelang mit Blick auf Hoesch und später auf die Brache gelebt hat, kann angesichts des Ergebnisses nur begeistert jubilieren. Auch ich war anfangs skeptisch, aber mittlerweile finde ich es total super, nach einem langen Tag am Phoenix-See spazieren zu gehen. Und eben am liebsten im Sonnenuntergang. Am schönsten ist er vom „Landschaftsbauwerk“ am östlichen Ufer aus oder (noch besser) vom hinteren Steg aus besehen – da hat man die volle „Skyline“ mit Florianturm, Hörder Burg und Kirchen im Blick. Und ja, ein paar Baukräne stehen da auch rum. Aber vor einem glühenden Abendhimmel sehen die echt schick aus (und wer was anderes behauptet, der lügt).
2. Ein Ausflug zum Deusenberg
Ein typisches Ruhrpottding sind ja die Halden. Üblicherweise sind das Abraumhalden, entstanden aus überschüssigem, angehäuftem Material beim Abbau von Bergwerksrohstoffen. Davon gibt es hier in der Umgebung so einige und Sonnenuntergänge lassen sich logischerweise immer besonders gut von etwas weiter oben betrachten. Aber immer nur Abraum wäre ja etwas langweilig und „Berge“ kann man nie genug haben, daher gibt es in Dortmund außerdem noch den Deusenberg.
Und der Deusenberg besteht aus Müll. Klingt irgendwie bekloppt, ist aber gar nicht so dumm. Eine ehemalige Müllhalde wurde mit einer Isolierschicht überzogen und bepflanzt und dient heute nicht nur als Spazierweg für Anwohner, sondern zieht auch besonders Mountainbiker an, die dort oben auf extra angelegten Trails trainieren und (das Allerbeste) sonnenuntergangshungrigen Fotografen als Motiv dienen. Und wem das nicht reicht: Man hat von hier oben eine 1A-Sicht auf das Stadtzentrum und kann sich die benachbarte Kokerei Hansa von oben ansehen. Und mit etwas Glück segelt auch noch ein Paraglider in den Sonnenuntergang. Was will man mehr?
3. Der Klassiker: Die Aussicht vom Florian
Hallo? Eine Stadt, die ihrem Fernsehturm einen Namen gibt? Hier kann es ja wohl nur toll sein, oder? Ich persönlich betrachte den Westfalenpark ja als meinen erweiterten Vorgarten und mit Jahreskarte kann ich auch so häufig auf den Florian hochfahren, wie ich lustig bin. Und im Sommer bei schönem Wetter kommt das schon mal häufiger vor. Hier gibt es zwar keine „malerische Industrie““ (und das meine ich völlig unironisch, Ihr werdet noch sehen) oder engagierte Sportler, die sich als Scherenschnittmotive vor der untergehenden Sonne eignen, aber dafür hat man von hier aus definitiv die beste Sicht auf ganz Dortmund. Da kann man sich dann auch mit eigenen Augen davon überzeugen, dass das mit „eine der grünsten Großstädte Europas“ nicht gelogen ist…
4. Ex-Stahlwerk meines Herzens – ein Sonnenuntergang vor Phoenix West
Ich bin in Hörde aufgewachsen und die Kulisse von Phoenix West löst in mir absurd-liebevolle Heimatgefühle aus. Das können andere vielleicht nicht nachvollziehen, aber ich finde das Ex-Stahlwerk unfassbar gut. Und deswegen bin ich auch ständig dort (zumindest wenn ich nicht im Westfalenpark oder am Phoenix-See bin). Und ich scheue mich nicht, meine Liebe immer wieder zu bekunden. Und wenn etwas schon im Normalfall mein Herz zum Pochen bringt, gilt das im Sonnenuntergang doppelt. Besonders gut für einen abendlichen Spaziergang eignet sich auch der Fußweg bis zum Rombergpark – und zwar nicht nur für Sprungfotos vor „Gestrüpp“-Kulisse…
5. Schaukeln in den Sonnenuntergang an der Zeche Gneisenau
Schaukeln, Sonnenuntergang und Industriekulisse – kann es noch besser werden? Nicht in meiner Welt. Neben der Zeche Gneisenau in Dortmund-Derne, die an sich schon sehr sehenswert ist, wenn man ein Herz für Zechenarchitektur mitbringt, steht ebenfalls ein „Landschaftsbauwerk“ und obendrauf steht eine Schaukel. Eine Schaukel mit grandioser Sicht. Mit dem Licht im Rücken schaukelt man mit Blick auf die in warmes Orange getauchte Zeche, dreht man sich um sieht man erst mal Weite und dann ganz entfernt den kleinen Florian im Abendlicht. So schön.
Alle, die nach dieser 1A-Beweisführung weiter behaupten, bei uns wäre es grau und trist, gehören psychiatrisch untersucht. Bei uns scheint die Sonne und zwar nicht nur aus dem Arsch. Echt wahr!
Dieser Post erschien zuerst auf „Dortmund überrascht. Dich“ – der Website zur gleichnamigen Imagekampagne. Für die Erstellung habe ich ein Honorar erhalten. Die zusätzliche Veröffentlichung hier erfolgt aus freien Stücken. Einfach weil ich glaube, dass es Euch auch interessiert :)!
<3 !
Super schöne Abendfotos hast du uns gezeigt. Alle diese Orte haben wir zu unterschiedlichen Jahres zeiten besucht, aber beim Abendlicht ist es noch einmal eine Stufe genialer!!!
Gruß von
heiDE
Mir gehts da wie dir: ich LIEBE Dortmund und ich habe sehr heimatlichliebende Gefühle für unsere Stadt! 🙂
Ich weiß, ich wiederhole mich: was für Knallerfotos. Das "aufm Florian" gefällt mir am besten. Toll!
😉 es gibt so schön Stadtteile und in Dortmund grünt es irgendwie überall. Ich gehe ja unglaublich gerne in der Bittermark spazieren. Am liebsten alleine, auch wenn es irgendwie blöde klingt, aber meine Familie kommt da her und erst besuche ich sie auf den kleinen Friedhof und dann stiefel ich zum Wald und schlende da rum, Träume, räume meine Probleme auf und genieße das Auf und Ab der Bittermark.
…so wunderschöne Fotos, liebe Fee,
da möchte ich eigentlich gerne gleich los und noch eine Runde am See drehen…oder auf den Turm…aber jetzt ist sie Sonne eh schon weg…
aus deinen Bildern und deinen Worten spricht ganz deutlich die Liebe zu deiner Heimat…so schön,
lieber Gruß Birgitt
wow tolle Fotos! Ich habe einige Zeit in Bochum gewohnt und da wurde ich auch von vielen zu Hause schräg angeschaut… Irgendwie bestehen immer noch sehr viele Nachkriegs-Ruhrpott-Klischees…
Liebe Grüße
Dörthe
^wie immer klasse Fotos … und viel erfolg bei deinem Gastauftritten in der Dortmunder Image Kampage
lg
Michaela
Wunderbarer Text! Dem ist nichts hinzuzufügen!
Liebe Grüße von der Nachbarschafts-Heidi
Ich finde deine Bilder soooo toll. Da möchte man doch sofort mal Richtung Pott fahren.
Liebe Grüße
Belinda von billysreise.blogspot.de
Ich hab gerade ziemlich Bock gekriegt, nach Dortmund zu fahren! Wenn ich komme, fährst du dann mit mir auf den Florian?
Aber sowas von. Auch gerne zwei mal ;)!
Ach, deine Sonnenuntergangsfotos sind wirklich ein Traum! Und Dortmund, wobei, eigentlich der ganze Pott, steht schon längst auf meiner Will-ich-mal-hin-Liste – nur schade, dass es so weit weg von mir ist…
Dortmund ist toll!
Zum Glück ist mir noch keiner begegnet, der sparsam meiner Herkunft und meines Wohnens geguckt hat… 😉
Ansonsten hätte ich aber auch sehr kräftig "gehustet"!!!
Aber süß, dass die Stadt ihr Image aufpolieren möchte/ werben möchte! Warum auch nicht…
Ich bin schon treuer Fan!!!
Und deine Fotos sind wie immer wunderschön!
Magst du nicht mal "Exkursions-Foto-Kurse" für "Motiv-Natur-Landschafts-Verliebte" anbieten?
Eine Kundin hättest du schon mal…
Liebste Grüße
Julia
Haha, ich glaube gar nicht, dass ich da besonders wertvolle Tipps geben könnte. Ich mache einfach immer. Aber vielleicht sieht man sich ja trotzdem mal, so ganz ohne Kurs ;)!
Na, am Phönixsee haben wir uns ja kürzlich um einen Tag verpasst… 😉
-ich muss ja ehrlih gestehen, dass ich (obwohl ich auch nch nie in Dortmund war) Mit der Stadt jetzt nicht DaS Reseziel verbinde. Irgendwie hatee ich nie das bedürfnis dortmund zu sehen… hm…
schon komisch. Wo kommt das denn her? ist doch im Grunde eineStadt, so sehenswert wie jede andere 🙂
Ganz viele liebe Grüße
Franzy