{Werbung} Wer hätte gedacht, dass es mich mal ins Fernsehen verschlägt? Also, ich nicht. Ehrlich gesagt habe ich mich zu Anfang auch mit Händen und Füßen gewehrt. Als die Mail mit der Anfrage kam, bekam ich erst mal schwitzige Finger und Herzrasen, allein bei der Vorstellung vor eine Kamera treten zu müssen. Dementsprechend antwortete ich… erst mal gar nicht. Ich weiß: Hyperkompetent.
Als nächstes erzählte ich den „Blogowskis“ aka unserer kleinen Rurpottbloggerinnen-Community von der Anfrage, natürlich verbunden mit einem „Hahaha, nie im Leben“, woraufhin ein kleiner Entrüstungssturm losbrach, frei nach dem Motto „Wie ich denn nur so saublöd sein könnte, mir so eine Gelegenheit entgehen zu lassen?!“ Und ich dachte nur: „Das ist keine Gelegenheit, das ist ein Alptraum“. Ich habe daher noch ein paar Mal vehement widersprochen und glaubhaft versichert, dass das niemand ernsthaft wollen kann, mich im Fernsehen, allerdings jedes Mal gefolgt von erneuter Entrüstung und Überredungsversuchen jeglicher Coleur, so dass ich schließlich einknickte. Zumindest soweit, dass ich versprach, wenigstens mal mit der Redakteurin zu telefonieren.
Ich dachte mir: „Ich mache das jetzt einfach nur, um die anderen ruhigzustellen. Weiß ja keiner, was ich mit der bespreche. Und wenn ich der sage, dass ich mich ÜBERHAUPT NICHT im Fernsehen sehe, will die mich eh nicht mehr haben.“ Ja, schade. Dachte ich nämlich nur. Kaum hatte ich Claudia am Telefon, lief eine absolut ausgefeilte Überzeugungsmaschinerie an. So als steckte sie mit den Blogowskis unter einer Decke. Noch mehr: Als hätten die Blogowskis sie angeheuert, nur um mich mal vor eine Kamera zu zerren ;)! Ich versuchte noch, mich eine Zeitlang zu wehren, aber irgendwann war ich so mürbe, dass ich mich zu meinem eigenen Erstaunen „Ja, ok, dann mache ich das halt mal“ sagen hörte. Und schon hatte ich einen Termin an der Backe. Und zwar gestern.
Und auch wenn ich zwischenzeitlich mal kurzfristig erwogen hatte, zufällig noch spontan krank zu werden (das mit der Angst im Vorfeld war echt kein „Fishing for compliments“, sondern ausgesprochen existentiell ;)), gewann am Ende das Gewissen und ich machte mich am Dienstag auf den Weg nach Baden-Baden – in der festen Überzeugung am nächsten Tag vor Aufregung vor laufender Kamera zu versterben, und wenn nicht das, dann zumindest stumm zu werden.
Ich greife an dieser Stelle mal vor: Dazu kam es nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Alle waren so nett und die Stimmung so entspannt (anders kann ich es mir nicht erklären), dass ich spontan sogar irgendwie Gefallen an der ganzen Sache fand. Die Sendung wurde vorher auch einmal durchgeprobt, so dass ich ungefähr wusste, was mich erwartet, und als ich dann gegen Viertel vor eins „plötzlich“ live im Fernsehen war, hatte ich ohnehin keine Zeit mehr, um nachzudenken, sondern musste nur noch schauen, dass ich in knapp fünf Minuten zumindest einen Bruchteil von dem unterbringe, was ich so über Linolschnitt zu sagen habe. Und bevor ich jetzt weiter quatsche, zeige ich Euch erst mal, wie das Ganze dann gestern vonstatten ging, denn nicht jeder konnte es schließlich gucken…
Edit: Das Video ist mittlerweile leider nicht mehr online, da ein Jahr vorüber ist und die Öffentlich-Rechtlichen nur so lange öffentlich „archivieren“ dürfen.
So war das also. Mittlerweile weiß ich auch, dass man nicht so häufig „genau“ sagen sollte. Und noch weniger „genau, genau, genau“ ;)! 27 Mal (wenn ich mich nicht verzählt habe) in knapp fünfeinhalb Minuten sind eine ordentliche Quote. Nun ja. Ich habe damit sogar einen Zuschauer der Sendung zu kreativen Höchstleistungen angespornt, der gestern Abend bei FB ein Video mit „Genau“-Zusammenschnitten aus der Sendung gepostet hat, allerdings nicht mit meinen, also ist die „Krankheit“ vielleicht gar nicht so selten, nur bei mir besonders ausgeprägt. Aber man lernt ja nie aus und sollte es mal ein nächstes Mal geben, versuche ich mehr darauf zu achten… ;)!
Ansonsten gab es noch meine hängenden Bulldoggenbäckchen, die immer dann besonders auffallen, wenn ich gerade nicht übertrieben lächle (aber wohl vor allem mir, denn alle, denen ich davon erzähle, wollen mir ihre Existenz immer ausreden ;)), einen plötzlichen Stimmverlust zum Ende meines Auftritts hin und vor allem eine gewisse Zeitnot kombiniert mit mangelnder Vorbereitung beim letzten Schritt, was in einem eher mäßigen Live-Resultat endete, aber so ist das dann halt. Ist halt nicht immer alles perfekt. Wie im echten Leben.
Aber weil das mit der Anleitung doch echt ganz schön schnell gehen musste und einige Punkte auch ganz unter den Tisch gefallen sind, poste ich auch hier noch mal die komplette Anleitung für die frühlingshafte Linolschnitt-Post, die ich für die Sendung vorbereitet habe.
Vorneweg: Beim Linolschnitt unterscheidet man grob gesagt zwischen Schwarzlinienschnitt und Weißlinienschnitt. Beim Schwarzlinienschnitt lässt man die Motivlinien als Grate stehen, während man beim Weißlinienschnitt die Linien nachschneidet, so dass der Hintergrund und die Flächen als zu druckende Bereiche übrig bleiben und sich der Druck als Negativ darstellt. Wenn beim Weißlinienschnitt zusätzlich noch der Hintergrund entfernt wird, so dass nur die Motivflächen drucken, wird das manchmal auch als Flächenschnitt bezeichnet.
Für das Origami-Motiv mit dem Schmetterling (oder auch jedes andere Origami-Motiv, einfach mal googeln) eignen sich besonders der Schwarzlinienschnitt und der Flächenschnitt, wobei der Flächenschnitt für Anfänger einfacher umzusetzen ist. Man kann beide Varianten auch schön kombinieren und so einen zweifarbigen Druck erhalten. In der Regel wird ein Linoldruck mit einer speziellen Presse gedruckt, bei kleineren Motiven liefert aber auch ein „Handabzug“ tolle Ergebnisse.
Man braucht: Linolplatten in der Größe A6, die Motivvorlage „Origami-Schmetterling“ in Originalgröße ausgedruckt, Graphitpapier, Tesafilm, einen gut gespitzten Bleistift, Linolschnittwerkzeuge, je ein einen sehr schmalen und einen breiteren Geißfuß (V-förmiger Klingen-Querschnitt, 1-2mm und 5-6mm) und ein flaches Hohleisen (U- förmiger Klingen-Querschnitt, 6mm), eine Schere, Linoldruckfarbe auf Wasserbasis, eine ebene, glatte Fläche, um die Farbe auszurollen (eine Marmor-, Glas- oder Plexiglasplatte oder auch einfach nur eine Dokumentenhülle aus festem Plastik), eine kleine Linolwalze, eventuell einen Zahnstocher, Blankokarten und gegebenenfalls andere Papiere, wie zum Beispiel alte Buchseiten oder Noten, (wer möchte) einen Handreiber oder zusätzlich eine mittelgroße Linolwalze und einen Klebestift.
1) Zunächst muss die Vorlage in Originalgröße ausgedruckt und auf die Linolplatte übertragen werden. Dafür Graphitpapier und die in Originalgröße ausgedruckte Vorlage mittig auf die Linolplatte legen und mit etwas Tesafilm an den Seiten fixieren, damit nichts verrutscht. Dann alle Linien mit dem Bleistift nachfahren.
2) Graphitpapier und Vorlage abheben und das Motiv müsste sich 1:1 durchgezeichnet haben.
3) Dann muss das Motiv nachgeschnitzt werden. Für den Flächenschnitt (die einfachere Variante) zunächst mit dem schmalen Geißfuß entlang der Motivlinien schneiden. Wichtig dabei: Immer von den Händen und vom Körper wegschneiden. Im Falle eines Abrutschens verhindert man so Verletzungen. Außerdem ist es sinnvoll, mit wenig Druck und stattdessen langsam und gleichmäßig zu arbeiten. Auch muss man nicht besonders tief schneiden, 1mm reicht völlig aus.
4) Anschließend mit dem größeren Geißfuß die äußeren Linien verbreitern und schließlich mit dem Hohleisen den Rest des Hintergrunds abtragen. Dabei reicht es in der Regel, 1-2 cm um das Motiv herum freizulegen, der Rest der Platte wird später abgeschnitten.
5) Für den Schwarzlinienschnitt zunächst mit dem schmalen Geißfuß links und rechts von den Motivlinien entlangschneiden, so dass die vorgezeichneten Linien als Grate stehenbleiben.
6) Anschließend genau wie beim Schwarzliniendruck vorgehen: Erst mit dem größeren Geißfuß die Linien zu den Flächen hin und damit von den Graten weg verbreitern und schließlich mit dem Hohleisen den Rest des Hintergrunds und der Flächen abtragen.
7) Die Platten jeweils mit einem Abstand von 1-2 cm um das Motiv herum beschneiden. Die überstehende Fläche ist notwendig, um die Platten nach dem Farbauftrag weiterhin gut händeln zu können. Mehr ist nicht notwendig, das vermindert das Risiko für fehlerhaft druckende Bereiche.
8) Nun sind die Platten fertig für den Druck.
9) Dafür zunächst einen kleinen Klecks Farbe auf die Dokumentenhülle oder eine andere glatte Fläche nach Wahl geben, die sich gut wieder säubern lässt. Zuviel Farbe führt dazu, dass sie sich in die Vertiefungen der Linolplatte setzt und der Druck unsauber wird. Also am besten langsam an die richtige Farbmenge herantasten. Die Rolle ein paarmal hin und her bewegen, um die Farbe gleichmäßig auf der Walze zu verteilen.
10) Nun muss die Farbe mittels der Rolle auf die Platte aufgetragen werden. In der Regel ist es notwendig, dass zwischendurch noch ein paarmal neu Farbe aufgenommen wird, damit alles gut und gleichmäßig bedeckt ist. Sollte doch mal Farbe in die Zwischenräume laufen, kann sie mit einem Zahnstocher wieder entfernt werden. Wenn Farbe auf den Hintergrund gelangt, mit dem Finger oder einem nicht fusselnden Tuch abreiben.
11) Für den Druck nun die eingefärbte Platte und die zu bedruckende Fläche zusammenführen. Manchen fällt es leichter, die Platte mit der Druckfläche nach unten auf das Papier zu „stürzen“ und beides zusammen anschließend zu wenden, andere legen lieber das Papier vorsichtig von oben auf die Druckplatte. So oder so, anschließend muss das Motiv gründlich abgerieben werden. Dazu reichen die Handflächen, mithilfe eines Handreibers oder einer größeren (sauberen) Linolwalze kann man sich die Arbeit aber erleichtern. Wichtig: Die Kanten nicht vergessen.
12) Anschließend das Papier vorsichtig abziehen. Nun muss der Druck nur noch ein paar Stunden trocknen. Für den Fall, dass man Flächenschnitt und Schwarzlinienschnitt kombinieren möchte, druckt man zuerst den Flächendruck, lässt ihn trocknen und wiederholt im Anschluss die Punkte 9 bis 12 mit dem Schwarzliniendruck und einer anderen Farbe. Es ist dabei gar nicht notwendig, dass die Motive präzise übereinander liegen, ein wenig Versatz gibt dem Druck sogar zusätzliche Tiefe.
Wenn man nicht direkt auf die Blankokarten gedruckt hat, sondern zum Beispiel auf alte Buchseiten oder Notenpapier, müssen die Drucke nach dem Trocknen noch zugeschnitten und auf die Karten geklebt werden. Linolplatten, -walzen und die Unterlage lassen sich nach der Benutzung ganz einfach unter fließendem Wasser reinigen. Es schadet auch nicht, wenn man die Linolplatten nach dem Abtrocknen unter einem dicken Bücherstapel ruhen lässt, das verhindert, dass sie sich wölben.
Tipp: Beim Schnitzen eines nicht seitengleichen Motivs muss die Vorlage spiegelverkehrt auf die Platte übertragen und geschnitzt werden, damit der Druck später in der richtigen Ausrichtung erscheint. Ich erwähne das auch nur deswegen gesondert, weil das gewissen anwesenden Personen durchaus selbst passiert sein soll. Aber ich nenne bewusst keine Namen ;)!
Hier noch ein bisschen Hinter-den-Kulissen-Gedöns. So war mein Blick von der Werkbank auf die Küche in der Sendung und so sah ich aus, wenn die Kamera gerade mal nicht auf mich selbst gerichtet war. Ich sehe nicht gelangweilt oder gar überheblich aus, falls das jemand denkt. Das ist lediglich mein entspannter Gesichtsausdruck. Man nennt das wohl „chronic bitch face“ – ich kann da nix für, ich sehe halt so aus. Nur im Normalfall mit weniger Schminke im Gesicht ;)!
An dieser Stelle noch mal tausend Dank an das nette Team, für die Einladung einerseits und für die nette Betreuung andererseits. Ihr seid Schuld, dass ich mir jetzt sogar vorstellen kann, das Ganze noch mal zu wiederholen. Und hättet Ihr mir das vorher gesagt, ich hätte Euch lauthals ausgelacht.
Und der Holger, der lernt das auch noch mit dem Linolschnitt. Ganz sicher ;)!
Das ist ja meeega cool!!! Hast du echt toll gemacht, da war die Angst wirklich ganz unbegründet! 🙂 Aber verständlich, ich würde im ersten Moment wahrscheinlich auch "Ääähh…ich? Ne!" denken 😀 Ich fand Linoldruck in der Schule (und es ist tatsächlich so: einmal in der Schule und dann nie wieder 😉 ) eigentlich total toll, erinnere ich mich gerade. Vielleicht sollte ich das nochmal wieder ausprobieren 🙂
Ich schaffe es nicht, allen von Euch zu antworten UND auch noch jedes Mal was Intelligentes zu sagen. Deswegen nur so und hier für alle: Tausend Dank!! Ihr seid die besten Leser der Welt <3
Oh wie toll, das hat mir in der Schule schon so viel Spaß gemacht. Und du hast mir gerade eine wunderbare Idee in den Kopf gezaubert. Ich hab schon so oft überlegt, wie ich manchen von meinen genähten Lieblingsstücken noch das gewisse Etwas schenken könnte, da ich weder Stickmaschine noch Plotter besitze, hab ich mal nach Stempeln gesucht, aber auch nicht wirklich was gefunden. Hab natürlich auch schon dran gedacht, sie selbst zu basteln, aber andauernd Kartoffeln dafür herzunehmen, war mir doch zu schade, und Radiergummis sind zu klein – und dann komm ich hierher und zack – die Erleuchtung – mit Linolschnitt kann ich mir die verschiedensten Stempel machen – und zur leichteren Handhabung könnt ich sie auf einen Holzklotz kleben.
DANKE für die Inspiration. 🙂
Über Erfahrungen werd ich dann auf meinem Blog berichten, da werd ich deinen Blog dann auch gerne verlinken…
Liebe Grüße, Miriam
Da bin ich gespannt. Ich habe auch schon mal mit einem Linolstempel auf Stoff gedruckt, aber in kleinerem Rahmen. Ich bin gespannt, ob du Erfolg mit deinen Plänen hast!