Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die „La Mercè“-Feierlichkeiten im Allgemeinen

BarcelonaReisenSpanien
22. September 2014 / By / , , , / 2 Comments

Genau vor einem Jahr waren wir in Barcelona. Einerseits denke ich: „Ist das schon wieder so lange her?“ und andererseits fühlt es sich an wie in einem anderen Leben. Fakt ist aber: Ich möchte so schnell wie möglich zurück. Am besten genau jetzt. Denn noch bis Freitag findet wieder das Stadtfest „La Mercè“ statt, das Barcelona mit seinem 24/7-Programm eine ganze Woche in Atem hält.

Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"
Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"

Ich habe Euch schon bei verschiedenen Gelegenheiten von den Feierlichkeiten erzählt oder Euch zumindest Bilder davon gezeigt. Vor allem von meinem absoluten Highlight, dem Correfoc oder zu deutsch „Feuerlauf“, der für einen Abend dafür gesorgt hat, dass ich mich von einem angsterfüllten Reh in eine furchtlose Kämpferin für die tollsten Fotos und zurück verwandelt habe. Oder auch von der „Paseo de dragones y bestias de fuego“, der Drachen- und Feuerbestien-Parade, bei der man die feuerspuckenden Monster, die beim Correfoc durch die Gegend „rasen“, mal ganz handzahm aus der Nähe betrachten kann. Außerdem sind wir noch diverse Male einfach in Veranstaltungen hineingestolpert, denn das Programm findet wirklich fast in ganz Barcelona statt: Konzerte, Tänze, Straßentheater, wie zum Beispiel hier und hier oder auch das große Abschlussfeuerwerk.

Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"
Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"

Von zwei weiteren traditionellen Highlights schlummerten die ganze Zeit noch Bilder auf meiner Festplatte, die nun aus ihrem Koma erwacht sind und darauf drängen, sich hier auf dem Blog im Licht der Öffentlichkeit zu sonnen. Diese aufmerksamkeitsgeilen Biester ;)!

Zunächst einmal wären da die Fotos von der Parade der Riesen und Großköpfe, den „Gigantes y Cabezudos“. Mal wieder handelt es sich hier um eine Veranstaltung mit mittelalterlichen Ursprüngen. Wer mehr wissen möchte, konsultiert Wikipedia. Dass mein Herz dabei ganz eindeutig für die zwergenhaften Cabezudos mit ihren Dickschädeln schlägt, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen. Ganz eindeutig die sympathischeren Gesellen, oder etwa nicht?

Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"
Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // "Gigantes y Cabezudos - "Fee ist mein Name"

Nicht entgehen lassen wollten wir uns natürlich auch die Castells, menschliche Pyramiden, die sich traditionsgemäß auf katalonischen Festivitäten in die Höhe schrauben. Die Leute, die „so bekloppt“ sind, so etwas zu tun, heißen Castellers, sind in Gruppen organisiert und versuchen sich jeweils in Form und Höhe also Schwierigkeitsgrad ihrer „Türme“ zu übertrumpfen. Da gibt es unerhört differenzierte Typen und Benennungen, sowohl der Konstruktionstypen, als auch der verschiedenen Positionen auf so einer Pyramide. Alle, die es interessiert, verweise ich an dieser Stelle wieder dankbar auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Ganz besonders entzückend finde ich, dass der oberste Casteller bei Pyramiden, die aus mehr als zwei Personen pro Ebene bestehen, Eichhörnchen genannt wird. Ich mag Eichhörnchen. Unten könnt Ihr gleich auch eins sehen…

Mittlerweile müssen die obersten zwei Castellers bei großen Aufbauten (was immer die kleinsten und leichtesten Mitglieder und damit in der Regel Kinder sind) Schutzhelme tragen, um bei Stürzen besser geschützt zu sein. Und solche Stürze kommen tatsächlich relativ häufig vor. Zwar halten sich die Verletzungen dabei wohl meist in Grenzen, aber so etwas mitanzusehen ist doch etwas erschreckend. Auch in unserer Anwesenheit gab es einen Einsturz (der „fer llenya““- „Kleinholz machen“ genannt wird) und zwar von einem relativ hohen, ich meine siebenstöckigen Turm, und ich möchte nicht ausschließen, dass ich dabei deutlich hörbar und nachhaltig aufgeregt „Oh, mein Gott!“ gerufen habe. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich mir sogar recht sicher ;)!

Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // Castells und Castellers - "Fee ist mein Name"
Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // Castells und Castellers - "Fee ist mein Name"
Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // Castells und Castellers - "Fee ist mein Name"

Und damit Ihr mal eine grobe Vorstellung davon habt, wie so ein „Aufbau“ vonstatten geht, war ich so frei ein kleines animiertes GIF aus meinen Bildern zu zaubern. Damit habt Ihr übrigens tendentiell genauso viel von dem Spektakel gesehen wie ich. Denn die Spanier stapeln sich nicht nur gerne in die Höhe, sie stapeln sich auch gerne in die Breite. Mit möglichst vielen Menschen auf möglichst engem Raum. Möglichweise waren auch die Touristenmassen schuld, wer weiß. Oder beide zusammen. Wir waren jedenfalls kaum am Plaça Sant Jaume angekommen und standen sogar relativ nah am Geschehen, da bemerkten wir, wie sich alles immer weiter zusammenschob. Es war ein Schieben hier und ein Drängeln da, jede noch so kleine Lücke wurde ausgenutzt. Der Freund drehte sich ein wenig um (ich war dazu zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr in der Lage), streckte seinen Arm in die Höhe und fotografierte in die Carrer de Ferran, aus der wir kurz zuvor noch gekommen waren. Was wir dann auf dem Display sahen, ließ uns an unserem Verstand zweifeln: Die Straße war bis zu ihrem Ende mit Menschen gefüllt. Menschen, die das sehen wollten, was wir sahen (oder auch nicht), und daher immer weiter auf den Platz drängten. Und wir waren im Prinzip der vordere Block, so wie bei einem Konzert, nur dass es keine Wellenbrecher gab. Wir waren gefangen.

Rückblickend verbuche ich diesen Programmpunkt als Nahtoderfahrung, denn nie war ich mir so sicher, im nächsten Moment aus den Latschen zu kippen und nie wieder aufzustehen. Ich wurde von allen Seiten gequetscht, wobei sich die Ellenbogen der anderen Besucher wie immer auf strategisch günstiger Höhe meines Gesichts befanden, ich sah und roch ausschließlich Achselhöhlen und überhaupt war Atemluft in meinen Sphären denkbar knapp bemessen. Aber weg konnte ich halt auch nicht mehr. Der Freund war so nett, für mich mit meiner Kamera die Fotos oben zu machen, damit ich überhaupt etwas mitbekomme, denn nach fünf Minuten gab ich es auf, mich nach dem Geschehen zu recken und rutsche stattdessen für die nächste knappe Stunde noch ein wenig tiefer in mich zusammen und versuchte nicht zu kollabieren. Ansonsten war es aber sehr spannend, wirklich. Da die Bilder alle mit ausgetrecktem Arm nach oben in einer ständig wabernden Masse Menschen aufgenommen wurden, passen sie auch nicht 1A im GIF übereinander, aber ich hoffe, Ihr seht uns das nach. Das nächste Mal lasse ich mich als Pressevertreter akkreditieren und kuschele mich gemütlich neben den Kameramann auf seine Empore. Das wärs <3!

Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // Castells und Castellers - "Fee ist mein Name"
Riesen, Großköpfe, sich stapelnde Spanier und die "La Mercè"-Feierlichkeiten im Allgemeinen // Castells und Castellers - "Fee ist mein Name"

Merke: „La Mercè“ ist eine optimale Gelegenheit, um das eigene Verhalten in Krisenzeiten zu trainieren: Wie reagiere ich bei einer Massenpanik? Was mache ich, wenn mein Körper kurz davor ist, den Geist aufzugeben? Oder: Was ist mein erster Impuls wenn „Rauchbomben“ fliegen und Funken sprühen? Gleichzeitig macht es unheimlich viel Spaß und kein Urlaub ist mir je so nachhaltig in Erinnerung geblieben wie dieser. Da spielen natürlich auch noch andere Aspekte eine wesentliche Rolle, aber die Festivitäten rund um die Feier der Stadtpatronin haben entscheidend dazu beigetragen. Wenn Ihr also mal, genau wie wir, vor der Entscheidung steht „Fahren wir im September nach Barcelona, wenn es potentiell voll und auch etwas teurer ist, oder lieber wann anders?“, dann entscheidet Euch FÜR La Mercè. Ich finde, einmal muss man das definitiv gesehen haben. Und schließlich ist auch nicht alles so „atemberaubend“ wie die Castellers ;)!

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2 Kommentare

  1. Nike sagt:

    Oh jajaja! Das ist so abgefahren! Und die kleinen da oben drauf, vierjährige Mädels. Die müssen es so faustdick hinter den Ohren haben… Was ich auch richtig krass fand war der kontrollierte Einsturz bei Abbruch. OMG, aber echt. Bin immer ganz beglückt über Deine Beiträge und freue mich auch, dass mich mein Gefühl nicht betrogen hatte, dass Euch La Mercè gefallen würde!
    Liebe Grüße aus Hamburg,
    Nike

  2. Die Raumfee sagt:

    Wenn ich mir die Menschenmasse in der Gasse anschaue, dann kriege ich schon per Foto Atemnot, aber per Distanz betrachtet sieht das nach einem wilden Treiben aus, das bestimmt jedem Spaß macht, der Action mag und bei Menschengedränge keine Beklemmungen bekommt.

    Ob man als Öko-Floristin durchgeht, wenn man Wildbestände räubert? Ich fürchte, da würden mir die Waschechten Alternativen die rote Karte zeigen… 😉

    Herzlich, Katja

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