Über Inka bin ich das erste Mal gestolpert, als sie letzten Sommer bei Nic einen Gastpost schreiben durfte. Ich bin im Anschluss auf ihren Blog rübergehüpft und geblieben. Ein Blog, der als Untertitel „Codename: Lila Männchen schiebt Boxen“ hat, kann schließlich nur gut sein, oder? Ich mag ihre Bilder, ich mag ihre Themen, ich mag ihre Art zu schreiben und das Unaufgeregte, was all dem innewohnt. Und ich mag das kleine Kamel, das links im Bild mitwandert, wenn man bei ihr liest. Und als sie vor ein paar Wochen auf ihrem Blog ein paar Gedanken zum Thema Glück verfasst hat, wusste ich, dass sie die Richtige für diese Reihe ist. Herzlich willkommen, liebe Inka!

Glück ist, die Wahl zu haben zwischen „gut“ und „besser“, sich für das Bessere zu entscheiden und es morgen großartig zu finden.

Ich habe ewig über Fees Frage nachgedacht und meine Definitionen ungefähr drölftausendmal über Bord geworfen, denn entweder stimmen sie alle gleichzeitig oder keine richtig. Natürlich könnte ich sagen, dass mich der Mann glücklich macht. Unser Leben. Fotografieren und Schreiben vielleicht. Auf jeden Fall die Natur, zelten, draußen sein.

Aber ich möchte doch so so gerne eine schöne, allgemeintaugliche Definition vom Glück finden, die Glücksformel oder sowas. Wäre das nicht fantastisch, eine Glücksformel für alle traurigen Menschen zu finden, oder für diejenigen, die vor lauter Glücksabstinenz ziemlich blöde Dinge sagen und tun und andere verletzen? Ja gut, ich sage auch manchmal blöde Dinge. Aber ich hoffe, Ihr wisst, was ich meine.

Neulich habe ich in einem Post – weshalb wohl die Fee über mich gestolpert ist – geschrieben: Glück ist vor allem da, wo die Dinge zwischendurch passieren. Glück ist, wo die Liebe zum Leben ist. Ich neige zum Kitsch, wenn ich „Glück“ denke. Das ist erstaunlich, weil ich sonst ein eher unkitschiger Mensch bin, der Mann behauptet sogar, ich sei beizeiten unromantisch.

(Um das Gegenteil zu beweisen, schiebe ich hier mal eben meine Hörempfehlung für diesen Post ein: Robinella, Dress me up, dress me down)

Denke ich aber an Glück, treibt es mir schnell gefühlsduselige Tränen in die Augen, vor Dankbarkeit, denn es gab Zeiten, da fühlte ich mich gar nicht vom Glück umschwärmt. Das fing mit meinen schwermütigen Gedanken an, als ich noch im präpubertären Teenageralter war, wurde durch meine Akne nicht besser und als meine Mutter starb war ich mir ziemlich sicher, kein Sonntagskind zu sein. Nein, ich war ein Samstagskind, gerade so am Glück vorbeigeschrappt, und genauso fühlte ich mich auch: Knapp daneben, trotzdem vorbei.

Das änderte sich allmählich, als ich aus meiner Heimatstadt wegzog und anfing zu studieren. Es war nicht einfach, keine Frage. Ich musste mich und mein Studium selber finanzieren, war durch sämtliche Raster für BAföG, Wohnungsgeld eceterapp gefallen. Aber so langsam, ganz allmählich, verschwanden die Dämonen von früher, und genauso fühlte es sich an: Jedes Jahr ein bisschen besser, jedes Jahr ein bisschen freier, selbstbestimmer, glücklicher. Ich kann mich erinnern, es war im Jahr 1999, ich saß mit meinen besten Freunden in der Pizzeria und sagte: Leute, ich habe ein Problem, ab jetzt kann es irgendwie nur noch abwärts gehen, glücklicher kann niemand werden.  Ich lag falsch.

In einem Forum definierte neulich jemand: „Glück ist ein anderes Wort für positiven Zufall oder für gut empfundenes Schicksal.“ Ja, ich habe sogar gegoogelt zur Herkunft und Bedeutung des Wortes. Der Glaube, dass Glück bestimmbar ist, ist eher neu. 
 Schicksal? Also so als Gegenteil von „Pech haben“? Aber was ist denn das überhaupt, „Pech“? Natürlich kann man es Pech nennen, in einen der ärmsten Winkel der Welt hineingeboren zu werden – oder eben Glück, nicht in einer Favela aufzuwachsen. Von diesen Extremen einmal abgesehen und zurück zu uns, die wir vermutlich alle mehr oder weniger behütet aufgewachsen sind: Einen schwierigen Weg zu gehen kann auch tiefere Bedeutung verleihen, da glaube ich ganz fest dran. Sonne kann ohne Schatten nicht sein, und manchmal, glaube ich, sind dunklere Wolken gar nicht so schlecht, um sich selbst zu relativieren und die kleinen Dinge des Lebens schätzen zu lernen.

Vielleicht ist Glück: Gelernt zu haben, was mich glücklich macht, und die Chance zu haben, die Dinge zu tun, die mich glücklich machen. Ich bin dankbar für das, was ich habe – und das ist in der Relation zur den meisten Menschen der Welt sehr viel. Ich bin dankbar, dass ich glücklich und mir dessen bewusst bin. Anders gesagt: Ich glaube daran, dass es einfacher ist, die glücklichen Seiten des Lebens zu entdecken, wenn man schon einmal durch die Scheiße gelaufen ist. Wird das Gras unter der Sohle wieder grün, ist es das schönste Grün der Welt.

Glück ist

Laufenlaufenlaufen können, mich austoben.
Kreativ sein dürfen.
Freundschaft.

Mir den Traum einer Reise in eine Ecke der Welt verwirklichen zu können, deren bezaubernden Namen ich jahrelang besehnsüchtelt habe.

So Dinge tun können. Mit Holz. Und Daddy.

Und jemanden zu haben, mit dem ich all das teilen kann, wenn ich möchte. Und der mich lässt, wenn ich nicht möchte. Und nu flennt Klein-Inka schon wieder vor sich hin, ist das zu fassen?

Glück ist eben – glücklich sein. Oder so.

Liebe Fee, ganz ganz herzlichen Dank für die Einladung zu diesem Gastpost, ich habe mich sehr gefreut, hier schreiben zu dürfen – auch wenn ich mir beim Nachdenken über Deine Frage fast die Nägel abgekaut habe.