Ich sag es am besten gleich, damit alle, die mich im Anschluss erschlagen wollen, direkt am Anfang die Möglichkeit dazu haben und sich nicht erst durch den ganzen Blogpost quälen müssen: Das antike Rom hat mich leider nicht so geflasht. Nun hätte ich das vielleicht vorher wissen können, denn Ruinen haben mich noch nie so vom Hocker gehauen, aber irgendwie habe ich in diesem Fall wohl erwartet, dass es anders ist. Denn die Geschichte dahinter, die finde ich schon ziemlich spannend. Obwohl, das ist eigentlich keine besonders stichhaltige Argumentationslinie, denn ich finde auch die Geschichte hinter anderen Ruinen spannend. Bloß die Ruinen halt nicht. Tja, das hatte ich wohl vorher erfolgreich verdrängt. Versteht mich jetzt nicht falsch: Ich sage nicht: Geht da nicht hin. Denn ich finde schon, dass wenn man mal in Rom ist, man Kolosseum, Forum Romanum und, man hat ja eh dafür bezahlt, auch den Palatin gesehen haben sollte, aber ich sage: Schraubt vielleicht Eure Erwartungen ein bisschen runter. Denn auch römische Ruinen bleiben am Ende einfach nur Ruinen.

Bevor ich ins Detail einsteige, vielleicht direkt zu Beginn der „Wie Ihr die Wartezeit am besten reduzieren könnt“-Hinweis. Dann muss ich mir hinterher nicht wieder vorwerfen lassen, dass ich die wichtigsten Details weglasse, obwohl ich sie nur mitten im Text verstecke und offensichtlich keiner so genau liest, was ich da verzapfe :)! Also: Kolosseum, Forum Roman und Palatin sind in einem Kombiticket vereint. Das bedeutet auch, dass Ihr das Ticket an jeder der drei Attraktionen kaufen könnt. Und wenn Ihr es einmal habt, dann könnt Ihr an den anderen beiden Schlangen vorbei gehen und direkt durch die Drehkreuze passieren. Und jetzt kommt der Trick: Die Schlange am Palatin ist erfahrungsgemäß die kürzeste. Geht also als erstes dahin, habt potentiell nur eine Handvoll Leute vor Euch und latscht dann beim Kolosseum an den hunderten von Menschen, die sich an der Kasse die Beine in den Bauch stehen, süffisant lächelnd vorbei. Letzteres ist besonders wichtig, um die Tatsache, dass ihr Euch scheinbar vorher als Einzige informiert habt, voll auszukosten. Und da Ihr eh für alles drei bezahlt, ist es auch egal, ob Ihr Euch den Palatin ansehen wollt oder nicht. Ihr könnt das Ticket auch einfach kaufen, wieder umdrehen und die hundert Meter zum Kolosseum laufen, denn weiter sind die beiden Eingänge kaum voneinander entfernt. Alternativ könnt Ihr die Tickets auch vorher online buchen, dann müsst Ihr aber genau wissen, wann Ihr dort sein wollt.

So, jetzt aber zu dem, was Ihr auf den Bildern sehen könnt: Als wir am Kolosseum ankommen ist der Himmel noch blau. So sollte das sein. Das Forum Romanum liegt direkt nebenan, so dass man schon mal einen ersten Blick auf die von uns fachmännisch so getaufte „Innenkuppel von außen“ werfen kann. Wir lassen die Stände der Souvenirverkäufer hinter uns und marschieren wie gesagt direkt hinein. Und kaum sind wir drin, entscheidet sich das Wetter in einen bezaubernden Modus von „Relativ stark bewölkt mit vereinzelten Sonnenstrahlen alle zehn Minuten“ überzuwechseln. Das ist leider uncool, aber nicht zu ändern. Trotzdem: Ich wage die Prognose, dass mir das Ganze bei durchgehendem Sonnenschein wohl besser gefallen hätte. Und ich wage noch eine Prognose: Mit Audioführer hätten wir eventuell höchstwahrscheinlich auch noch was gelernt. Sich vorher noch mal „Gladiator“ anzuschauen, ist da wohl doch nicht ganz dasselbe. So starren wir alte Steine an, die in der Sonne zwar schöner sind als unbeleuchtet, aber auch nicht viel von sich erzählen und denken so Dinge wie: „Ja, schon groß, aber das Westfalenstadion (aka Signul-Iduna-Park) ist auch nicht kleiner.“ Sagt jetzt nichts, ich weiß, dass der Vergleich hinkt. Ich habe dann versucht, mir das tobende, schreiende (und zwischendurch immer wild kopulierende) Publikum aus „Spartakus“ (der Serie, nicht dem Film) hinzuzudenken und dann wurde es ein bisschen spannender. Aber die von mir erwartete Ergriffenheit vor der Geschichte wollte sich leider partout nicht einstellen…

Wer eine Kutschfahrt durch Rom machen möchte, ist vor dem Kolosseum übrigens auch richtig aufgehoben. Genau wie all jene, die schon immer mal mit einem „echten Römer“ in Strumpfhosen (oder wahlweise mit S.P.Q.R.-Tattoo auf der Wade) fotografiert werden wollten. Beides zum Spottpreis zu haben. Nicht. Als nächstes marschieren wir auf den Palatin. Für alle, die es nicht wissen: Der Palatin ist einer von Roms sieben Hügeln und gilt als ältester bewohnter Teil der Stadt. Sagt zumindest Wikipedia. Den Audioführer haben wir uns ja wie gesagt gespart. Aber dass hier auch mal große Kaiserpaläste und die ebenfalls nicht unansehnlichen Hütten der römischen Oberschicht standen, so viel haben wir auch mitbekommen. Heute steht davon nicht mehr viel und daher fotografiere ich auch nicht viel mehr als eine römische Taube und einen schicken Pyramidenstein. Mittlerweile ist die Himmelsfärbung aber auch in „einheitlich grau“ übergegangen und ich habe ein schwerwiegendes Problem mit Fotos vor grauem Himmel. Sieht fast immer schäbig aus. Deswegen lasse ich es in der Regel gleich. Die schönste Sicht auf die Reste der Bebauung auf dem Palatin hat man meiner Meinung nach eh vom Circus Maximus aus (man vergleiche den Hintergrund auf dem Fußfoto), da braucht man nicht zwingend da hochkraxeln.

Schließlich geben wir uns auch noch das Forum Romanum, an das ich zugegebenermaßen die größten Erwartungen hatte, das aber vor grauem Himmel ähnlich viel kann wie die Baustelle bei mir um die Ecke. (Und ohne Audioführer ist es auch ungefähr gleich spannend, aber die Leier kennt Ihr ja jetzt schon.) Okay, ich werde polemisch. Aber mal echt: Bis auf die zwei schicken Säulenreste mit Stier und Blume drauf, sehen alle meine anderen Bilder aus Scheiße. Sorry, ist aber so. Und kaum sind wir aus dem Laden wieder raus, knipst der Spaßvogel im Himmel auf einmal die Sonne wieder an. Sehr, sehr lustig. Merke: Ich muss noch mal wiederkommen. Bei strahlendem Sonnenschein und mit Audioführer im Gepäck. Das wäre auch das Szenario, dass ich Euch nach Möglichkeit empfehlen würde. Weil sonst sind es halt einfach nur Steine. Manche schöner als andere, aber mehr eben auch nicht. Und dafür muss man nicht zwingend nach Rom fahren.