Wer in der Lifestylebloggerszene unterwegs ist und Vera und ihren Blog „Nicest Things“ nicht kennt, muss wohl mit Scheuklappen durch die Gegend rennen. Nicht nur, dass ihre Bilder jedem Hochglanzmagazin zur Ehre gereichen würden, auch inhaltlich bekommt man hier nicht 08/15 serviert, sondern individuelle Ideen mit einer großen Prise Humor und gerne auch mal Selbstironie. Das Beeindruckendste daran ist, dass sie sich in der Hochphase ihres Medizinstudiums zum Erfolg geblogt hat, von der die meisten wahrscheinlich froh sind, wenn sie sie ohne größere Unfälle über die Bühne bekommen. Respekt, liebe Vera. Ich freue mich daher sehr, dass sie heute hier zu Gast ist und ihre wirklich ganz individuelle Glücksgeschichte mit uns teilt. Willkommen!
Dear international readers, desperately my happiness guest post series is in german only most of the time. But I’ll be back tomorrow with my normal bilingual posting routine. Thanks for your understanding.
Ja, was ist Glück? Liebe Fee, danke für deine Gastfreundschaft auf deinem Blog und für diese ganz simple, aber irgendwie riesengroße Frage. Mein Kopf legte gleich los und spuckte wie wild die verschiedensten Dinge aus, große und kleine, wichtige und unwichtige, Reihenfolge ohne Wertung:
Nudeln mit Parmesan, der Mann an meiner Seite, in frisch bezogenem Bettzeug schlafen, nachts im Sommer barfuß nach Hause laufen, wenn es schon wieder hell wird, meine Eltern, ewig lange und kochend heiß in schönen Hotels duschen, lückenlose Schneedecken, schlagfertige Antworten, im bretonischen Meer schwimmen, Möbel kaufen, das Gefühl von frisch gewaschenen Haaren, Listen anlegen und abhaken, alle Dinge aus meiner Handtasche ausräumen, reinigen, sortieren und wieder einräumen (yep, der ist aus Amelie geklaut), englisches Frühstück, eine frisch geputzte Wohnung / wahlweise ein frisch ausgemisteter Kleiderschrank, auf perfekt miteinander harmonierende Farben starren, mit meinem Lieblingsmann Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken, Gesundheit, Altbauwohnungen mit Stuckdecken, Lachkrämpfe, kurze Songpassagen, auf die ich den ganzen Song hindurch warte, wissen, dass der Sommer noch lang ist, Komplimente vom Zahnarzt zu bekommen, den ganzen Tag in Jogginghose zu Hause zu verbringen…
Dieses Brainstorming führte dazu, dass ich grinsend am Schreibtisch saß und wohl offensichtlich schon mal glücklich war. Sehr gut. Aber bei dieser schrecklich unvollständigen Spontanliste wollte ich es nicht belassen. Also habe ich ein bisschen überlegt, ob ich ein übergeordnetes Glücksprinzip finden kann. Okay, zum Einen sind es natürlich elementare Dinge wie Partner und Familie, Gesundheit, finanzielle Abgesichertheit und etwas im Leben zu haben, wofür man brennt. Zum Anderen sind es für mich noch solche etwas unsympathisch klingenden Dinge wie Ordnung, Ruhe und Sauberkeit. Ähem. Dann könnte man anfangen, sich in philosophische Höhen zu schwingen und solche Sätze zu zitieren wie „Glück ist die Abwesenheit von Unglück“ oder „Glück ist die Befriedigung von Grundinstinkten“. Aber was vielleicht mein persönlicher kleiner Glücks-Spleen ist: Ich liebe die Jahreszeiten!
Ich beobachte akribisch, wann sich im Frühling die ersten grünen Triebe an den Bäumen zeigen und muss dann unbedingt Rhabarberlimonade trinken, Bärlauchsuppe kochen, Ostereier anmalen, unter blühenden Kirschbäumen tanzen, die Wohnung jadegrün streichen und an Hyazinthen riechen. Frühling in your face, das ganze Programm. Ich kultiviere die Jahreszeiten, übertreibe es manchmal ein wenig, aber ich bin mir während jeder Jahreszeit immer sicher: Diese ist die schönste! Dann kommt die nächste…
Der Sommer ist magic. Hier muss ich immer an eine Songpassage denken: „Und es war Sommer…“ – das allein sagt schon so viel. Von auf den heißen Asphalt tropfender Eiscreme, der ersten großen Liebe im Dorffreibad, langen Nächten draußen auf italienischen Balkons mit Rotwein und Volaaaareee, Freiheit, auf der Haut trocknenden Wasserperlen nach dem Schwimmen, der Geruch von Sonnencreme und Wassermelonen. Ab Ende August schaue ich dann etwas ängstlich nach den Kastanien bei uns im Innenhof… bitte bleibt noch ganz lange ganz klein…
Aber wenn der Herbst da ist, liebe ich ihn genauso. Mein Herbstlied ist „King of Doves“ von Maritime: „our teeth are wood / in the rusty air / our blood is wine / the year’s been good / we stop time / the votes are in / it’s always july…“. Das Licht wird gleichzeitig intensiver und fahler. Es gibt diese warmen Septembertage, die fast noch Sommer sind (The Doors: „Summer’s almost gone“ – hach, Musik macht mich auch glücklich). Der Oktober ist dann golden, voll mit Zwiebelfesten, raschelndem Laub, Kürbissuppe und neuen Stiefeln. Und der November ist grau und melancholisch, hinter den Bergen lauern schon die ersten Winterstürme und die schwarzen Krähen sitzen auf den dürren, nun fast blätterlosen Ästen. Man kann dann langsam mal anfangen, drinnen Tee zu trinken und Rilke zu lesen.
Dann kommt der Dezember, mein magischer Wintermonat. Das Warten auf den ersten Schnee, Kaminfeuer und Kerzenlicht, Glühwein und Feuerwurst mit dem Liebsten auf dem Weihnachtsmarkt, die Hände an warmen Tassen wärmen, zusammen durch die Eiseskälte stapfen und sich auf Weihnachten freuen… okay, was die Monate Januar und Februar sollen, weiß ich auch nicht wirklich. Aber im Januar miste ich immer aus und im Februar freue ich mich auf den Frühling – passt also.
Ja, jetzt wisst ihr, dass ich ein Jahreszeitenfetischist bin, dass ich diese regelrecht in mich aufsauge, kultiviere und dass mich das ziemlich glücklich macht. Das ganze Jahr über, immer wieder neu. Auch wenn mich mein Männchen manchmal ordentlich dafür auslacht 😉 Wie ist es bei euch? Machen euch die Jahreszeiten auch glücklich?
Gott ist das schön. Dieser Text hat mich definitiv glücklich gemacht! Und ich bin einfach genauso-auf meinem Blog hab ich dafür das Wort "Jahreszeiten-Euphorikerin" eingeführt 🙂 Danke Vera für diesen Beitrag und dir, Fee für diese Reihe!
Viele liebe Grüße, Assata
ich muss ja mal zugeben, dass ich diese glücksreihe hier zwar sehr toll finde, aber nicht immer so aufmerksam lese… für Vera habe ich mir aber einen tee genommen und alles andere "abgeschaltet" 🙂 am schönsten finde ich, dass ich mir quasi einbilde beim lesen ihre stimme zu hören… so eine tolle schreiberin! mir hat das gerade ein bisschen glück geschenkt 🙂
Das ist bisher der schönste "Glück ist"-Post den ich gelesen habe. Weil er mir so aus dem Herzen spricht. Bin auch so eine Jahreszeiten-Verrückte! 😉
Und Vera kenne ich natürlich schon lange! Eine super liebe, sympathische und kreative Bloggerin!
Liebe Grüße,Sarah
Oh wie schön – noch jemand, der alle Jahreszeiten liebt und für jede so wundervolle Worte findet! Herzlich, Sabine
Ein wundervoller Beitrag! Mit frischer Leichtigkeit ein großes Thema dargestellt,veranschaulicht,vermittelt:) danke Vera und fee:)
Die Collagen sind wirklich schön zusammen gesetzt, sie passen stimmungsvoll, farblich und qualitativ gut zusammen. 🙂
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Absolut super! Die gesamte Reihe sowie der tolle Beitrag von Vera, hat mir sehr viel Spaß gemacht zu lesen. Gerne immer wieder mehr davon!
was für ein schönes posting! und die bilder sind ein traum, vera! so schön harmonisch und voller liebe für´s detail.. immer wieder ein augenschmaus! danke euch beiden & happy weekend.. 🙂
Hallo,
so eine schöne Vorstellung und Bilderzusammenstellung. In ein Punkt gebe ich Dir recht, man kann Vera's Blog nur kennen…
LG Volle Lotte
Wow, liebe Vera, Du hast eine Art zu schreiben, bei der man gleich mit (Glücks-) fühlt und immer wieder "ja genau sagen möchte… Und auch Deine Jahreszeiten geben gleich dieses "will ich auch"- Gefühl… Und liebe Fee, vielen Dank fürs vorstellen! Liebe Grüsse, Miuh
Wunderbar formuliert. Ich bin mit jedem Wort und Bild in Gedanken mitgegangen und konnte so nur glücklich strahlend am Ende des Textes nicken. Sehr froh gestimmt für den Tag, Heike
So toll! Ich war bislang so eine, die diese Scheuklappen aufhatte – danke fürs Entfernen! Ein toller Beitrag, ein toller Blog!
ursula
Ich muss ja sagen, dass ich viele von den super durchgestylten Blogs gar nicht so gerne mag. Aber Vera ist da eine absolute Ausnahme. Ihre Texte bringen einen immer zum schmunzeln, die kommen immer so sympathisch rüber 🙂
Dieser Text ist auch wieder super. Zunächst die Aneinanderreihung von scheinbaren Banalitäten, die aber keine sind. Manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die einen glücklich machen. Und die Jahreszeiten, oh ja. Die Collagen sind wunderschön! Durch das bloggen und dadurch aufmerksamere Wahrnehmen vieler Dinge (sei es durch Aktionen wie #halloherbst13 o.ä.) habe ich es schon gemerkt, dass jede Jahreszeit was für sich hat. Aber gerade in diesem Winter, der ja irgendwie keiner ist (am Niederrhein gab's noch gar keinen Schnee) merke ich, dass ich richtigen Winter haben will. Und danach richtigen Frühling, Sommer und Herbst. Nicht so eine Vermischung! Ich bin letzten Samstag aus dem Skiurlaub (Winter-Wonderland) nach Hause gekommen und war schon fast erschrocken, wie grün es hier ist! Also bitte, Winter, zeig dich nochmal von deiner kalten und weißen Seite!
Viele Grüße, Goldengelchen
Hach, schön 🙂 So kann man glücklich in den Samstag starten!
Ich liebe ihren Blog =) Und ihre Wohnideen geben mir immer wieder Inspiration..
Mein absoluter Lieblingsblog <3
lg steffi
Little Things
Ich bin tief beeindruckt. Wobei, eigentlich ist alles wie immer bei Vera: Total schön, total wahr, ästhetisch, einfach passend. Nun muss ich weg, mein Zimmer noch schnell winterlich dekorieren und ausmisten! Ein wunderbarer Glück ist-Post!:)
was für ein schöner text! und die liebe zu den jahreszeiten kenne ich nur zu gut – seit ich in mexiko-stadt lebe, vermisse ich die vier mitteleuropäischen jahreszeiten sehr…
ich liebe ihren blog! <3 und der text hier wunderschööön!
Mensch, Vera! Der Februar ist natürlich für Fasching da!! 😉 😉
Oh ja – Veras Blog liebe ich auch – ihre Bilder sind einfach traumhaft schön 🙂
Super schöne Zusammenstellung von Dir…..farblich und nach der Jahreszeit… hach – einfach nur schön…
Liebe Grüße
Tanja