Ich finde gar nicht die richtigen Worte, um zu beschreiben, was Katjas Blog „Die Raumfee“ so besonders macht. Es ist vermutlich folgendes: Katja ist einfach besonders. Die Innenarchitektin zaubert nicht nur wunderbare Räume, sondern auch Blogposts, die häufig von einer gewissen Ernsthaftigkeit geprägt sind, die aber so leicht vermittelt ist, dass sie direkt ins Schwarze trifft und zum Nachdenken anregt. Ihre Fotos, ihre DIYs und Rezepte kommen schlicht und unprätentiös daher, aber nicht auf eine langweilige, sondern auf eine reduzierte, den Blick fürs Wesentliche geprägte Art und Weise. Man merkt, dass Katja nicht versucht so zu sein wie irgendjemand anderes, sondern ihren Stil gefunden hat und dahinter steht. Und mit diesem ihr eigenen Stil ist sie auch an meinen Glückpost herangegangen: Überlegt und durchdacht, offen und intensiv. Wenn Katja etwas zu sagen hat, dann nimmt sie sich die Zeit und den Raum dafür, halbe Sachen gibt es da nicht. Ich freue mich daher sehr, dass sie sich die Mühe gemacht hat, sich mit meiner Frage auseinanderzusetzen und dass sie eins der raren Bilder mit sich darauf mit uns teilt. Willkommen.
Dear international readers, desperately my happiness guest post series is in german only most of the time. But I’ll be back tomorrow with my normal bilingual posting routine. Thanks for your understanding.
Ja, was ist Glück denn eigentlich? Ein Dauerzustand? Ein Grundgefühl? Oder ein Augenblick? Wer ist dafür verantwortlich, ob wir glücklich sind oder nicht und was braucht es dazu? Machen wir unser Glücksgefühl selbst oder machen andere und die Umstände uns glücklich oder unglücklich…?
Als Kind macht man sich über solche Fragen noch keinerlei Gedanken. Ein Kind ist glücklich, wenn es durch opportunistisches Handeln der maximalen Bedürfnisbefriedigung möglichst nahe kommt und sauer, wenn das nicht klappt. Nichts ist so gelöst und fröhlich wie glückliches Kinderlachen und nur wenig so nervenaufreibend wie ihr Wutgebrüll. Kinder leben einfach im Moment und reagieren mit übersprudelnder Freude oder tiefster Enttäuschung auf das, was passiert. Sie sind weitestgehend unbelastet von Verantwortung und Pflichten und… frei.
Sich über das Glück und die Frage, wie man es definiert und erreicht Gedanken zu machen, ist ein Phänomen, das meistens erst im Erwachsenenalter auftritt. Wird man erwachsen, steigt die Verantwortung, die man zu tragen hat, muss man sich in Hierarchien eingliedern die nicht immer auf Kompetenz beruhen, muss sich an Arbeitszeiten, Regeln und Gesetze halten. Man muss vielleicht mit Menschen zusammenarbeiten die man nicht mag, hat einen Job gewählt, der stressig ist, unbefriedigend, oder trotz Vollzeitarbeit nicht reicht, um die Existenz zu sichern. Vielleicht ist die Wohnung zu klein oder ungesund, die Nachbarn machen durch ihre Rücksichtslosigkeit das Wohnen zu Hölle oder es quälen zunehmend gesundheitliche Probleme und die daraus resultierenden Einschränkungen. Mancher wählt auch unpassende Freunde oder den falschen Partner und findet auch in zwischenmenschlichen Beziehungen seine Bedürfnisse nicht befriedigt, sich missachtet, falsch verstanden, unglücklich und… unfrei.
All diese Dinge als unveränderliches Schicksal und sich selbst als dessen, der Umstände, alter Muster und anderer Menschen Spielball anzusehen ist jedoch erst die Tatsache, die unfrei und damit unglücklich macht. Wer glaubt, andere Menschen seien dafür zuständig, ihn glücklich zu machen und sein Glück hinge von dem ab, was das Schicksal oder andere Menschen (ihm an)tun oder lassen und er selbst könne nichts tun, der kann nicht anders als leiden am Mangel, an der Nichterfüllung seiner Wünsche und der Nichtbefriedigung seiner Bedürfnisse und unglücklich sein… denn er ist wahrlich unfrei.
Zu erkennen und anzunehmen, dass wir für alles in unserem Leben selbst verantwortlich sind, dass wir an jeder Kreuzung unseres Lebensweges als Erwachsene Entscheidungen treffen, die bestimmte Konsequenzen haben, macht den meisten Menschen Angst, denn es bedeutet, dass jeder die volle Verantwortung für alles trägt, was in seinem Leben passiert – das Gute wie das Schlechte, das Glück und das Unglück. Eine ganz schöne Bürde, die nicht jeder gerne tragen mag und die nicht wenige auch komplett ablehnen, denn damit kann man auch niemand anderem mehr die Schuld an den eigenen Unzulänglichkeiten und dem persönlichen Unglück geben… was oft doch sehr viel weniger belastend ist.
Und doch ebnet das Annehmen dieser Eigenverantwortung erst den Weg für das persönliche Glück. Weiß ich, dass ich immer, in jeder Lebenslage, die Möglichkeit habe mich zu entscheiden, dann muss ich zwar auch bereit sein die Verantwortung für die Konsequenzen dieser Entscheidung zu tragen, aber ich weiß auch, dass ich die Wahl habe. Ich entscheide, ob ich die Tüte Chips jetzt esse oder nicht, ob ich Sport mache oder auf der Couch liege, ob ich meine Arbeit zuerst erledige, oder im Internet surfe, ob ich für meine gute Arbeit einen angemessen Lohn verlange, oder ob ich mich klein mache und zu wenig verlange. Ich kann mich entscheiden zu bleiben oder zu gehen, ich kann mich entscheiden eine Beziehung zu einem Menschen einzugehen, daran festzuhalten, oder nicht. Ich entscheide mich an jeder Straßenecke für den Weg, den ich einschlage, ich entscheide mich zu leiden oder das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Ich entscheide mich dafür, unfrei und unglücklich zu sein… oder ich entscheide mich dafür, die Verantwortung für mein Leben und Glück selbst in die Hand zu nehmen und frei zu sein.
Ich treffe die Entscheidung, ob ich lebenslang auf den Prinz auf dem weißen Pferd, den idealen Job, den Lottogewinn, die perfekte Figur und darauf warten will, dass die Umstände und andere mich endlich glücklich machen… oder ob ich die Umstände ändere, die mich belasten, versuche Unabänderliches aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und selbst dafür sorge, möglichst viele kleine Glücksmomente zu erleben, die sich aneinanderreihen zu einem guten Grundgefühl.
Ja aber… ein berechtigter Einwand. Manche Umstände kann man doch gar nicht ändern. Man sucht sich seine Herkunftsfamilie nicht aus, auch manche Krankheit nicht, auf die man gerne verzichtet hätte und mancher Schicksalsschlag trifft einen ohne Eigenverantwortung. Das ist richtig. Aber ich kann meine Einstellung zu diesen Dingen ändern, damit sie mein Leben und somit meine Glücksfähigkeit nicht dominieren, anstatt im Selbstmitleid zu ertrinken und unterzugehen. Ich kann mich von Ereignissen, von Dingen und Menschen distanzieren, die mir nicht gut tun. Ich kann Krankheiten statt als unabänderliches trauriges Schicksal als Warnschuss und Chance ansehen, um etwas in meinem Leben positiv zu verändern. Ich kann mich fragen, wo ich in meinem Leben gegen meine Bedürfnisse handle, so dass mein Körper Amok läuft. Ich kann entsprechende Entscheidungen treffen und Konsequenzen ziehen. Ich kann anfangen, weniger die Erwartungen anderer und weniger meine eigenen negativen zu erfüllen und stattdessen mehr nach meinen Bedürfnissen und in der Gegenwart leben und für mehr Glücksmomente zu sorgen. Im Hier. Im Jetzt. Ich kann es natürlich auch lassen und unglücklich leiden. Aber wozu sollte das gut sein?
Als Fee mir vor einiger Zeit die Frage stellte, was für mich Glück ist, habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich glücklich bin. Kann man glücklich als Dauerzustand sein? Ich glaube nicht. Mein Leben fordert viel und es zehrt. Der Spagat als Freiberuflerin und Alleinerziehende ist kein Mondeinhorn-Ponyhof und manchmal ist es nicht leicht, sich in den Anforderungen des Alltags nicht selbst aus den Augen zu verlieren. In den letzten zwanzig Jahren ist mir das immer mal schlechter und mal besser gelungen. Mal hab ich mich von mir selbst entfernt und mal war ich sehr nah bei mir. An den Zeiten, in denen ich gegen mich gelebt habe, hat mein Körper hart zu knabbern, die Zeiten in denen es gut gelang zählen zu denen, die ich als zufrieden und mit vielen Glücksmomenten gespickt beschreiben würde. Ich arbeite an er Vermehrung von letzterem und glaube, dass man „zufrieden“ als Grunddauerzustand durchaus erreichen kann – wenn man seine Wertschätzung gegenüber sich selbst und der Welt, seine Lebenseinstellung und seine Sicht auf die Dinge, die passieren und die einem begegnen, Schritt für Schritt und dauerhaft in die richtige Richtung verändert.
Wenn man das Glück in der Gegenwart, in eben diesen vielen kleinen Momenten statt in vager Zukunft sucht, findet und genießt, denn dann reihen sich irgendwann so viele kleine Glücksmomente aneinander, dass sich das prinzipielle Lebensgefühl und das Glücksempfinden verändert. Und das Gute daran: das ist meine ganz persönliche Entscheidung, jeden Tag tausend Mal…
Zuallerst: Vielen Dank, Fee, für die schöne Reihe!
Wieso lade ich dich erst jetzt in mein Wohnzimmer???
Und Katja, SEHR schön geschrieben!
Ich mag, wie *erwachsen* im schönsten Sinn du bist! Ich mag, wie klar du über deine Gefühle schreiben kannst, wie klar du deine Gedanken in Form bringst.
Und letztlich bist du angelangt, wo sämtliche Märchen enden: … und sie lebten *glücklich* und *zufrieden*. Ich glaube nicht, dass man Glück von Zufriedenheit abkoppeln kann. Manchmal fürchte ich leider, dass man Zufriedenheit nicht lernen kann,sondern auch irgendwie dazu veranlagt sein muß…
Sehr treffend geschrieben! Gefällt mir gut!
LG Louise
Genau dafür mag ich Katja
Liebe Fee, das ist eine wunderbare Reihe mit einem von mir sehr gemochten Gast… Dankeschön!
Liebe Katja, Deine feinen Worte untermauern mein eigenes kleines Glücklichsein. Im Hier und Jetzt. Jeden Tag, viele kleine Male… Manchmal ist es ein langer Weg dorthin (zurück, denn als Kind hat man es doch erlebt? Jeden Tag, viele kleine Male…) Herzliche Grüße, Marja
Ihr seid alle Beide einfach nur wunderbar… "Glück ist…" eure Worte und Gedanken zu lesen und zu geniessen…
http://www.knusperzwergundfeenstaub.ch/2013/11/schau-mir-in-die-augen.html
Mit lieben Grüssen eine weitere kleine Fee
knusperzwerg&feenstaub
melanie
Wow! Ich bin wieder einmal hin und weg von Katjas Worten!
Immer wieder erlebe ich bei dir, liebe Katja, wie wichtig es ist, ehrlich zu sein zu sich selbst. Die Dinge für sich so klar sehen zu können, erfordert genau das. Viele viele weitere glückliche Momente und tiefes Erleben wünsche ich. Alles Liebe.
Liebe Katja,
insgeheim hatte ich in dieser Reihe schon auf dich gehofft. Das Ruder in die Hand nehmen … das ist der erste Schritt. Du triffst mit deinen Worten ins Schwarze.
so wunderbare und kluge gedanken!
Liebe Fee und liebe RaumFee;)…ein sehr berührender und wunderschöner Beitrag! danke dafür!
sarah
Jup, so isses, das Glück! 🙂
So wahr. Ich wünsche Dir mehr Mondeinhorn-Ponyhof-Momente, liebe Katja.
Euch beiden Feen Danke für diesen schönen Post!
Liebe Grüße
Sonja
liebe fee, eine wunderbare reihe. und dein heutiger gast ein mir ins herz gewachsener. so feinsinnig, liebe katja, wie du worte für eigentlich unbeschreibbares findest. zufriedenheit kann man lernen, es hat auch viel mit dankbarkeit zu tun. und zufrieden erfährt man leichter glücksmomente, die kleinen vielen täglich, die feinen wunder, die man als kind noch eher gesehen hat und als erwachsener so oft gerne übersieht, wenn man sie sich nicht bewusst macht. ich glaube ja, dass das glück immer da ist, nur hinschauen muss man, manchmal sehr genau, fast mit der lupe, damit man's erkennt.
alles liebe, euch beiden!
dania
Danke Fee für die tolle Reihe und Danke auch an Katja für all diese Gedanken und Bilder. Mehr Worte finde ich nicht, es war sooo treffend geschrieben.
Nen lieben Gruß von Antje
Vielen Dank für die nette Anmoderation und die freundlichen Kommentare.
Es war ein schwieriges Jahr für mich… da gerät das Nachdenken über das Glück vielleicht auch etwas ernsthafter und weniger leicht als in denen, die mehr Leichtigkeit haben. Ich hoffe auf 2014. 🙂
Herzlich, Katja
liebe katja, genau diese ernsthaftigkeit ist ja das wertvolle daran. mir machst du damit mut, baust mich auf und hilfst mit, an mich selbst zu glauben, die kleinen glücksmiomente zu finden, zu sammeln und wertzuschätzen (und einen ähnlich komplizierten alltag zu meistern). vielen dank dir und fee! liebe grüße, wiebke
Ein Raumfee-Post durch und durch. Feinsinnig, ehrlich, offen. Manche werden es schwer finden, die obigen Gedanken zu konfrontieren, sich damit auseinanderzusetzen und schließlich umzusetzen. Viele scheun sich davor, sich selbst fest in die Augen zu schauen und sich einzugestehen: Ich muss etwas verändern, denn ich bin nicht glücklich, nicht mal im Großen und Ganzen zufrieden. Wer das aber schafft, wird in der Lage sein, im hier und jetzt viele, viele kleine und große Glücksmomente zu erleben, die in ihrer Gesamtheit zu einem Wohlbefinden führen, das viele Menschen noch nie erlebt haben. LG Rebekka
Wundervoll und sehr inspirierend!!!
Liebe Grüße,Sarah
Liebe Katja,
danke für diesen tollen Beitrag.Die Verantwortung für sich selber zu übernehmen, für sein Glück, für sein Leben.Selber zu entscheiden ob man leiden möchte oder das Ruder in die Hand zu nehmen um so seinem Leben mit frischen Wind wieder eine neue Richtung zu geben. Dein Beitrag berührt mich sehr und ich lese ihn gerade zu einem Zeitpunkt wo es für mich an der Zeit ist meinem Leben wieder einen neue Richtung zu geben. Genau in diesem Moment bedeutet es für mich ,,Glück diesen Beitrag gelesen zu haben . Danke dafür
Ui, hier ist es philosophisch. aber so konkret. so greifbar gut!
Herzlich Pippa