Das Beste kommt zum Schluss. Sagt zumindest ein Sprichwort. Aber bei mir passt es auch wie die Faust aufs Auge. Ich neige nämlich dazu, mir gute Dinge bis ganz zuletzt aufzuheben. Sei es bei einem leckeren Essen oder auch hier auf dem Blog. Mittlerweile kann ich das aufgrund der vielen Posts, die ich noch in der Pipeline habe, zwar nicht immer konsequent durchziehen und starte daher lieber mit den Highlights ehe sie irgendwann veraltet sind, aber grundsätzlich hebe ich mir das Schönste gerne auf. So auch heute: Denn was ist besser an einer Reise als die vielen lokalen Köstlichkeiten, die man probieren kann? Nach dem Urlaub grundsätzlich ein paar Pfund mehr? Ja, ich bekenne mich schuldig. Aber ich finde das auch gar nicht schlimm. Das sind die besten „Mitbringsel“ ;)!
Deswegen befasst sich der letzte Post meiner Málaga-Trilogie (nachdem ich Euch zuerst ein paar atmosphärische Bilder und grundlegende Infos um die Ohren gehauen und zuletzt das Thema Sightseeing abgefrühstückt habe) auch mit dem Thema „Essen fassen“. Und er wartet als Bonus mit zwei Tipps auf, die es nicht in das Video zur Reise geschafft haben. Quasi als Schmankerl zum Schluss. Seid Ihr bereit? Ich warne Euch: Ihr solltet nicht hungrig sein…
Die besten Tapas von Málaga?! – El Mesón de Cervantes
Wie in jedem Urlaubsort kann man auch in Málaga ordentlich in die Nepper-Schlepper-Tourifänger-Falle tapsen. Nicht dass uns das passiert wäre… Ähem… Besser also man informiert sich vorher, wo man was Leckeres auf die Gabel bekommt. Und in Spanien besonders wichtig: Wo gibt es die besten Tapas? Und da empfehlen Einheimische und TripAdvisor übereinstimmend „El Mesón de Cervantes“ in der Calle Alamos 11 am Rande der Altstadt von Málaga. Als wir gegen kurz vor 21:00 Uhr eintreffen, bekommen wir noch einen schönen Tisch im vorderen Bar-Bereich, der für Tapasbestellungen reserviert ist. Kurze Zeit später füllt sich der Laden und ohne Reservierung hat man keine Chance mehr ein Bein auf den Boden zu bekommen. Glück gehabt ;)!
Schnell als Deutsche enttarnt, bekommen wir eine übersetzte Karte gereicht. Was ich im Normalfall als ganz eindeutiges Zeichen einer bösen Tourifalle werten würde, geht hier als Service am Kunden durch. Denn die sind bunt gemischt international und lokal. An diesem Abend sind die Spanier aber eindeutig in der Überzahl. Was wiederum positiv zu Buche schlägt. Agustina, unsere Bedienung, gibt sich trotz der trubeligen Atmosphäre die größte Mühe, dass wir uns wohl fühlen, widmet unserem ausführlichen Auswahlprozess die gebührende Aufmerksamkeit und gibt Empfehlungen aus. Das Tolle: Man kann alle Gerichte als Tapas, als halbes oder als ganzes Menu bestellen.
Wir schlagen ordentlich zu: Zehn verschiedene Gerichte landen auf unserem Tisch, immer so verteilt, dass wir genügend Auswahl haben, aber auch nichts kalt wird. Darunter zum Beispiel mit Kabeljau gefüllte Paprika, iberisches Schwein mit geröstetem Kürbis und Ananasmarmelade, geschmortes Lamm mit Couscous und Minze, hausgemachte Kroketten, Garnelen mit Zuckerrohrhonig und Lachs mit schwarzem Reis und Hummus und die obligatorischen Patatas Bravas. Wir sind im Tapas-Himmel.
Ob es nun die besten von Málaga sind? Woher soll ich das wissen ohne großangelegte Vergleichsstudien? Sicher ist aber: Alles war köstlich, die Bedienung sehr zuvorkommend und die Atmosphäre einladend-rustikal. Ich würde sofort wieder hingehen. Auch jeden Abend ;)! Zum Abschluss bestellen wir noch vier Desserts. Ich entscheide mich für die regionale Variante: Feigenflan mit süßem Málaga-Wein. Zurück zum Hotel muss ich mich anschließend kugeln, aber das ist es eindeutig wert. Ich meine: Habt Ihr meinen glücklichen Gesichtsausdruck im Video gesehen? Der sagt ja wohl alles, oder? Und jetzt hätte ich unheimlich gerne so einen Teller Garnelen…
Übrigens: Dem gleichem Besitzer gehören auch noch „El Tapeo de Cervantes“ und die „Vineria Cervantes“ direkt um die Ecke in der Caller Carcer. Wenn man also in einem Restaurant keinen Platz bekommt, testet man einfach einen der anderen Läden. Ach ja, die Preise fand ich ausgesprochen human, vor allem angesichts des Andrangs. Da schmeckt es gleich noch besser.
Lokale Spezialitäten shoppen auf dem Mercado Central de Atarazanas
Ich stehe auf Märkte. Erwähnte ich vermutlich schon mal hier oder da. Zuletzt im Video. Aber das kann man ja nicht oft genug betonen. Der größte und bekannteste Markt in Málaga ist der Mercado Central de Atarazanas. In einer großen Halle direkt im historischen Zentrum herrscht die ganze Woche bis auf sonntags von 8-15 Uhr reges Treiben. Zwar verschlägt es auch hier und da ein paar Touristen auf den Markt, aber hauptsächlich schieben sich Einheimische mit Hackenporsche im Anschlag auf der Jagd nach dem frischesten Fisch, den saftigsten Früchten und dem besten Schinken durch die Gänge und führen gerne auch mal ein Pläuschchen mit den Händlern.
Als wir gegen 11 Uhr in der Halle aufschlagen, denken wir zuerst: Huch, haben wir uns vertan? Denn in den mittleren Gängen, die für die Fischhändler reserviert sind, sind die meisten Rollläden heruntergelassen und nur noch bei wenigen verbleibenden Ständen schauen uns ein paar einsame, übrige Fische aus glasigen Augen traurig an. Tja, hier gilt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ und „Watt wech is, is wech!“ Und drei Stunden nach Öffnung ist (zumindest an der Fischfront) eben schon fast alles „wech“. Direkt aus dem Meer in die Pfanne quasi. Aber nach einem Blick nach links und rechts atmen wir beruhigt auf. Im Rest der Halle ist das Treiben noch in vollem Gange.
Ich streife durch die Gänge, streichele zarte Pfirsiche, rieche den würzigen Duft der großen, massiven Schinkenspezialitäten beim Anschnitt und lasse mich mit Kostproben lokaler Spezialitäten wie Mandeln und getrockneten Feigen aus der Region verwöhnen. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass Regionalität hier oberste Maxime ist. Überall lese ich „de Málaga“ auf den Preisschildern, die im Übrigen durchaus geldbeutelschonend daherkommen. Gerade bei Obst und Gemüse muss ich fast ein bisschen weinen, vor allem wenn ich an Zuhause denke und was für eine Qualität man dort für weitaus mehr Geld geboten bekommt. Hier möchte man am liebsten einziehen und leben wie die Made im Speck. Oder besser die Raupe im Salatbuffet. Da kiloweise Obst im Handgepäck leider meist nicht so gut ankommt, beschränke ich mich auf einen frischgepressten Saft mit Erdbeeren, Banane und Ananas. Dass ich dabei so bescheuert gucke, ist übrigens einer Mischung aus seliger Verzückung und einem wild hinter der Kamera grimassenschneidenden Aufnahmeleiter geschuldet.
Tipp: Falls Ihr Euch der Markthalle von der Seite oder von der großen Glasfront hinten nähert, solltet Ihr nicht verpassen, auch einmal vorne hinaus zu gehen und Euch die Fassade anzuschauen. Dort wurde nämlich eins der ehemals fünf Stadttore aus maurischer Zeit integriert, durch das man von einer Schiffswerft aus in die Stadt gelangte. Fast wie eine Filmkulisse sieht das aus…
Die besten Churros essen in Gesellschaft spanischer Opis im Casa Aranda
Bei meinen Recherchen für Málaga stoße ich relativ schnell auf das Casa Aranda. Seit 1932 kann man hier seine fetttriefenden Churros in die fast puddingähnliche heiße Schokolade tauchen und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Laden eine Institution ist. Ach was: Kult. Zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend muss man hier Schlange stehen, um seine Portion auf den Plastikstühlen draußen oder im edelstahl-klinischen Ambiente drinnen serviert zu bekommen, aber das ist es allemal wert. Wer mittags kurz vor der Siesta aufschlägt, trifft auf eine etwas gemütlichere Atmosphäre und viele spanische Senioren als Gesellschaft. Entzückend, wirklich. Die Kellner in ihren weiß-gestärkten Hemden wirken übrigens nicht weniger aus der Zeit gefallen als der Laden und seine Gäste, aber gerade das macht den Charme aus. Ein Besuch ist ein Muss, wenn Ihr mich fragt.
Nun habe ich vor meinem Besuch erst einmal in meinem Leben Churros probiert und kann daher nicht mit ernstgemeinten Superlativen um die Ecke kommen, aber das, was mir hier serviert wird, ist so dermaßen köstlich, dass es nur zu dem Besten gehören kann, was der Churros-Markt zu bieten hat. Die Schokolade ist dickflüssig, süß und schwer, die Churros frisch, heiß und knackig und ich möchte mich am liebsten ins Fettgebäck-Koma futtern und nie wieder aufwachen. Preislich ist das durchaus machbar, denn nach drei bis vier Churros mit Schokolade ist man fertig mit der Welt und noch nicht mal 5€ los. Das Ganze lässt sich übrigens perfekt mit dem Besuch des Mercado Central de Atarazanas verbinden, der direkt um die Ecke liegt. Also ab in die Calle Herrería del Rey mit Euch.
Zum Nachtisch gibts ein Málaga-Eis im Casa Mira
Málaga-Eis kennt Ihr, oder?! Wenn Ihr es noch nicht in Málaga selbst gegessen habt, muss ich Euch jetzt aber enttäuschen: Das echte Málaga-Eis ist mit den deutschen „Generika“ kaum zu vergleichen. Obwohl: Wenn es Generika wären, wären sie ja wirkstoffgleich. Aber eben genau das ist nicht der Fall. Denn während bei uns meist Rumrosinen enthalten sind, werden in der Heimatstadt nur lokale Rosinen (eine besonders süße Spielart) und dazu passender Muskateller-Süßwein aus Málaga verwendet. Erfunden hat die Sorte Prudente Dimas Mira, der vor zwei Jahren verstorbene dritte Eigentümer des 1890 gegründeten Casa Mira in der Calle Marqués de Larios 5. Und dort probiere ich es auch. Anschauen kann man die verschiedenen Eissorten hier übrigens nicht, denn sie sind versteckt unter schweren Edelstahl-Deckeln in der umlaufenden Riesenkühltruhe.
Alles hier versprüht einen gewissen 50er-Jahre-Charme, von den Schürzen der Bedienungen über die Serviettenhalter und Eisportionierer bis zur Dekoration der Eisdiele an sich. Ich nehme ein einzelnes Bällchen in den köstlichen Riesenwaffeln. Eine Ausnahme, denn viele Gäste holen sich gleich eine Familienportion, die in Becher à 500ml (und größer) abgefüllt werden. Ich suche mir einen gemütlichen Hauseingang mit schmiedeeisernem Tor eine Querstraße weiter und lasse es mir munden. So kann Málaga-Eis schmecken? Süß und schwer zugleich, aber vollmundig und nicht so geschmacksarm wie bei vielen Eisdielen in Deutschland. Nächstes Mal probiere ich dann das Turron-Eis – die zweite Spezialität des Hauses und das Produkt mit dem die Heladería vor 125 Jahren an den Start gegangen ist. Ich freu mich drauf…
Und jetzt? Málaga ist abgehakt. Alles ist verbloggt, alle Tipps sind geteilt. Ich fühle mich leer, wie immer, wenn eine Reise „auserzählt“ ist. Es wird dringend Zeit, den nächsten Trip zu planen, oder was meint Ihr ;)?! Und Andalusien hat noch so einiges zu bieten. Ich denke also, ich komme wieder…
Für diesen Beitrag habe ich kein Honorar erhalten, lediglich für den Videodreh vor Ort und das anschließende Posten des fertigen Films. Dass ich so viel zusätzlich quatsche, liegt einzig an mir ;)!
Klinkt sooo lecker!!
Überal im www sehe ich auf einmal diese Churros, alle schwärmen, und ich habe keine Ahnung wie die schmecken…..Bildungslücke! Vielleicht mal im Herbst nach Spanien, wenn es da nicht so heiß ist.
LG
Jojo aus Berlin
Naja, es ist fettiges, heißes Fettgebäck (da kann man erwarten, dass es fettig ist, nicht wahr ;)?), das in puddingähnliche Schokolade getaucht wird – das kann man nur lieben, oder?!
futter für die augen… und obwohl ich keinen hunger habe, tropft mir der zahn! 😀
Dir tropft der Zahn?! Das höre ich aber auch zum ersten Mal. Süß :D!
Warum genau ist Málaga nix mit B? Hmpf! (Ich muss wohl trotzdem mal hin.)
Man findet bestimmt total viel mit B in Málaga. Man muss den Fokus nur richtig setzen ;)!